Als Beyoncé Giselle Knowles-Carter am 10. Mai 2023 die Bühne der Friends Arena in Stockholm betrat, erinnerte sie an einen eleganten, etwas hüftsteifen Androiden. Die Sängerin war gehüllt in einen weißen futuristischen Mantel mit Glockenärmeln und prächtigem Kopfputz, aufwendig gefertigt aus vernähten Dreiecken, die je nach Lichteinfall in immer neuen Farben leuchteten – eine Kreation des japanischen Designers Kunihiko Morinaga.
Der vielfach prämierte Japaner und sein Label Anrealage – ein Mix aus „real“, „unreal“ und „age“ – waren zuvor nur Mode-Insidern ein Begriff, doch die Tour des US-Superstars verhalf beiden zu globaler Bekanntheit. Als Inspiration für den Mantel diente neben Beyoncés Album „Renaissance“ die Kunst der Glasmalerei, etwa auf Kirchenfenstern. Auch hier verwandelt gefärbtes Glas die Sonnenstrahlen in bunte Magie.
Dass diese kreative Vision Morinagas nicht nur auf der Bühne sondern auch im Miniformat begeistert, beweist er jetzt mit einem Projekt für und mit Rado. Die zweite Zusammenarbeit übrigens, denn bereits 2017 wagte sich der Avantgardist für die Marke in die Welt der Uhrmacherei. Das Modell „Rado True Square x Kunihiko Morinaga“ nimmt nun den reflektierenden Faden auf, der bereits Beyoncé und ihr Stylingteam begeistert hatte. In einem Monoblock- Gehäuse aus glänzend schwarzer Hightech-Keramik ist das Werk R734 verschalt, das bei UV-Licht fast komplett hinter dem eigentlich transparenten Zifferblatt verschwindet.
Man beachte die Keramik
Dieses nutzt nämlich den gleichen Effekt wie die Robe der Popkönigin: Die Oberfläche verdunkelt sich, bis die Sonne untergeht. Dann wird sie zuerst grau und schließlich transparent, was den Blick auf Rädchen, Brücken und die antimagnetische Nivachron-Spirale freigibt. Die silberfarbenen Zeiger mit weißer Einlage und der Leuchtmasse Super-LumiNova sorgen zu jeder Tageszeit für Orientierung. Für Morinaga, der mal als Poet, mal als Wissenschaftler der Mode bezeichnet wird (beides trifft zu), stand die Flüchtigkeit der Zeit im Mittelpunkt seines Konzeptes.
Ein gelungener Kontrast zur nahezu unzerstörbaren Keramik, die seit 1986 als Signatur der Manufaktur aus Lengnau im Schweizer Kanton Bern gelten darf. Damals wurde das erste Modell mit Keramikgehäuse und -armband vorgestellt, die „Dia Star Integral“. Und der Verkauf an die Swatch-Group vollzogen. Die Herstellung der Keramik bleibt bis heute ein Wunderwerk aus Chemie und Physik: Aluminium- und Zirkonoxid sowie Siliziumnitridpulver werden mit 1 000 Bar Druck in Formen gespritzt, gebrannt und die Teile bei 1 450 Grad gesintert. Dabei schrumpft das Material um 23 Prozent, und die Oberfläche schließt sich glänzend glatt. Ganz ohne Glasur wie beim fragilen, offenporigen Porzellan. Das Resultat sind Uhren, die leicht sind, hart wie ein Diamant und gut einzufärben. Perfekt auch für die nächste Tour von Beyoncé.