Mode-Knigge: Darum lieben mächtige Männer die Job-Uniform

Steve Jobs in seinem typischen Outfit. Blue Jeans und ein schwarzes Oberteil, vorzugsweise der geliebte Rollkrangenpulli, gehörten einfach dazu, wenn der Apple-Gründer die neue Erfindung seiner Firma der Weltöffentlichkeit präsentierte.

Jobs war so sehr vom Gedanken einer Uniform angetan, dass er allen Apple-Mitarbeiter ein einheitliches Outfit verordnen wollte. Er scheiterte allerdings am Widerstand der sonst so begeisterungsfähigen Belegschaft. „Ich wurde von der Bühne gebuht. Jeder hasste die Idee“, erinnerte sich Jobs im Gespräch mit seinem Biografen Walter Isaacson an das Debakel.

Für sich persönlich hatte Jobs aber die Traum-Uniform gefunden. Sie ersparte ihm nicht nur Zeit beim Anziehen. Das Marketinggenie hatte sich mit Rollkragenpullover, Jeans und Turnschuhen einen Wiedererkennungswert geschaffen, der über den Tod hinaus wirkte. Nach Jobs Ableben würdigten Fans den Apple-Gründer, indem sie selbst schwarze Rollkragenpullover anlegten.

Weniger Markenkern, denn schlichtweg praktisch scheint die Büro-Uniform für Mark Zuckerberg zu sein. Der Facebook-Gründer (hier 2017 bei einer Rede vor Entwicklern) lässt sich auch mal im Anzug blicken. Etwa, wenn er wegen Datenklaus dem US-Kongress Rede und Antwort stehen muss. Ansonsten aber der Tech-Pionier mit Vorliebe seiner Uniform treu. Beweis fällig?

Dieses Foto ist drei Jahre älter als das vorherige. Aber gut möglich, dass das Outfit exakt dasselbe ist. Mittelgraues T-Shirt, dunkelblaue Jeans und Turnschuhe – so tritt Zuckerberg vorzugsweise auf. 2016 postete er ein Foto von seinem Kleiderschrank. Zu sehen waren: Neun identische T-Shirts und neun identische Hoodies. „Erster Tag zurück nach dem Vaterschaftsurlaub. Was soll ich anziehen?“, fragte Zuckerberg.

Der Scherz bringt den Grund für die Uniform auf den Punkt. Er wolle einfach keine Energie auf unnötige Entscheidungen verschwenden, begründete Zuckerberg 2014 seinen eintönigen Modestil. Stattdessen könnten alle Gedanken seiner Firma und der Community gelten. Das Foto zeigt Zuckerberg bei der Entwicklerkonferenz Facebook F8 2016.

Fast könnte man meinen: Je einflussreicher der Mann, desto eintöniger die Outfits. „Ich trage nur graue oder blaue Anzüge“, sagte der damalige US-Präsident Barack Obama 2012 dem Reporter Michael Lewis vom Magazin „Vanity Fair“. „Ich versuche, die Zahl der Entscheidungen zu beschränken. Ich will nicht entscheiden, was ich esse oder anziehe. Ich habe nämlich zu viele andere Entscheidungen zu treffen.“

Laut Obama geht es bei der selbstgewählten Uniform nicht nur darum, die Quantität der täglich getroffenen Entscheidungen Grenzen zu setzen. Für ihn steigert der Verzicht auf originelle Outfits die Qualität seiner Urteilsfähigkeit insgesamt. „Man muss die Entscheidungsfindungsenergie bündeln“, mahnte Obama. Routine sei dabei der Schlüssel zum Erfolg – auch in Bezug auf die Bekleidung. „Man darf sich nicht den ganzen Tag von trivialen Dingen ablenken lassen.“