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Künstlerranking Kunstkompass 2023: Die Top 100 der wichtigsten Gegenwartskünstler

Besucher der Gerhard-Richter-Ausstellung „100 Werke für Berlin“ vor dem Werk „4900 Farben“
Besucher der Gerhard-Richter-Ausstellung „100 Werke für Berlin“ vor dem Werk „4900 Farben“
© Uwe Kraft/imageBROKER / Picture Alliance
Wer in dieser Liste steht, hat es wirklich geschafft: Der Kunstkompass listet die weltweit führenden 100 Gegenwartskünstler auf. An der Spitze thront ein Deutscher

An Gerhard Richter kommt keiner vorbei. Wie in den Vorjahren thront der 91-Jährige an der Spitze des Kunstkompasses. Und vermutlich wird das auch so bleiben: Mit Ausstellungen wie „100 Werke für Berlin“ in der Neuen Nationalgalerie (bis Januar 2026) hat er auch in diesem Jahr wieder ordentlich Punkte zugelegt und seinen Vorsprung auf uneinholbare knapp 40.000 ausgebaut.

Doch sind die Künstler dahinter weniger interessant? Mitnichten! Jeder im Kompass hätte eine eigene Hymne verdient. Exemplarisch vielleicht: William Kentridge. Der heute 68-jährige Südafrikaner schaffte schon in den 90er-Jahren seinen Durchbruch, vor allem mit einer Serie kurzer Animationsfilme, die aus scheinbar altmodisch wirkenden Kohle- und Pastellzeichnungen entstanden. Anstatt Hunderter Einzelbilder zeichnet er damals jedes Motiv einer Sequenz immer wieder auf demselben Blatt: radiert die entscheidenden Teile des ersten Bildes aus, zeichnet das zweite darüber, radiert das zweite und zeichnet das dritte … und so weiter und so fort. Das Ergebnis sind wachrüttelnde Vier- bis Neunminutenminiaturen, in denen er sich mit der Apartheid in seinem Heimatland auseinandersetzt.

Bei Zeichnung und Animation aber ist er nicht geblieben. Der kritische Chronist hatte zunächst Kunst in Johannesburg studiert, war dann aber in die Theaterschule nach Paris gewechselt. Und zwischen diesen Polen, der Malerei und der Bühne, arbeitet er noch heute.

Er hat Opern inszeniert, Bühnenbilder, Skulpturen und Wandteppiche gefertigt oder die Geschichte Roms in einem über 500 Meter langen Fries am Ufer des Tiber festgehalten – doch ist er stets zur Zeichnung zurückgekehrt. Eine Möglichkeit, seine vielen Talente zu sehen: Sein Film zur Symphonie Nr. 10 von Schostakowitsch wird am 2. Dezember mit Orchester im Wiener Konzerthaus aufgeführt.

Opernaufführung bei der Ruhrtriennale 2018 in Duisburg
Das Werk von William Kentridge ist vielseitig, er hat auch Opern inszeniert wie hier auf der Ruhrtriennale 2018
© IMAGO / Michael Kneffel

Eine andere, die seit Jahrzehnten im Kompass hervorsticht, ist die Amerikanerin Jenny Holzer. Die hellwache, spannende Künstlerin knallt einem irritierten Publikum – mit Vorliebe außerhalb der Museen – wortreiche Projekte auf blinkenden Laufbändern an den Kopf, in Flughäfen, an öffentlichen Plätzen und auf Hausfassaden in aller Welt.

Seit sie in den späten 70er-Jahren begann, New York mit ihren kurzen Sentenzen zu plakatieren, steht das Wort im Mittelpunkt ihres Werkes. Ihre „Truisms“ kommen im harmlosen Format von Binsenweisheiten oder Kalendersprüchen daher, doch stets findet sich ein Bruch darin, ein kurzes Stutzen, das den Betrachter grübeln lässt. Längst hat sie ihre Truisms dauerhaft auf Marmorbänken, T-Shirts, Buttons und im Internet verbreitet. Ihr Kommentar: „Meine Kunst soll jeden treffen.“ Als erste Frau füllte sie 1990 im Alleingang den amerikanischen Pavillon auf der Biennale und holte sich für ihre treffsichere Inszenierung den Goldenen Löwen.

Eine ihrer kleinen Wahrheiten, die für alle gilt – für Künstler aber ganz besonders: „Having two or three people in love with you ist like money in the bank.“

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