Die Seiser Alm in Südtirol ist ein so wunderschönes Hochtal, dass ich immer wieder hierherkommen muss. Die in den Himmel aufragenden, schroffen Berge und davor die sattgrünen Wiesen mit einigen Hütten und grasenden Kühen: All das wirkt, wie vom lieben Gott persönlich drapiert. An einem so idyllischen Fleckchen Erde gibt es natürlich viele ausgezeichnete Hotels. Eins von ihnen, das Sensoria Dolomites, ist noch recht neu, weshalb ich es mir unbedingt ansehen will.
Die Architektur des Hauses mit vielen geraden Linien erinnert mich an Japan, während das omnipräsente helle Holz aus der Region und die indigoblauen Farbakzente die Bergwelt der Dolomiten ins Innere holen. Für mich ist das Hotel schon rein optisch der Inbegriff eines modernen Südtirols, dessen junge Menschen auf dem Fundament alter Traditionen und Heimatverbundenheit eine unbändige Kreativität entfalten und großartige Ideen verwirklichen. So wie Lea Oberhofer, die gemeinsam mit ihrem Mann Simon Leitner den Ritterhof in Seis am Schlern von ihrer Familie übernommen und komplett umgekrempelt hat.
Nur für Erwachsene, alles inklusive
Lea Oberhofers Eltern waren noch nicht in ihren 60ern, als sie ihr Hotel an das jüngste von vier Kindern übergaben, was von viel Mut und Vertrauen bei allen Beteiligten zeugt. Zwar wuchs Lea Oberhofer quasi in der Branche auf und machte ihr Abitur an einer Hotelfachschule, doch danach studierte sie BWL und arbeitete mehrere Jahre im Modebereich, für Louis Vuitton. Doch nach Stationen in Wien, Edinburgh, Singapur, Mailand und Paris wagte Lea den Sprung zurück, in den Ort ihrer Kindheit, der drei Kilometer südlich von Kastelruth liegt.
Zunächst entkernten Oberhofer und Leitner den ehemaligen Ritterhof, erweiterten ihn um einen Neubau und tauften das Hotel schließlich um – in Sensoria Dolomites. Nach einer insgesamt fünfjährigen Bauphase war es 2022 soweit, und die klug konzipierte Luxusoase mit 47 Zimmern und einem herrlichen Blick auf den Schlern wurde eröffnet. Und zwar in den Kategorien „adults only“ und „all inclusive“. Der Fokus auf erwachsene Urlauber resultiert in der ruhigen Atmosphäre eines Boutiquehotels, die mir gut gefällt.
Großes Frühstücksbuffet
Etwas merkwürdig fand ich die All-Inclusive-Idee, doch im Verlauf meines Test-Aufenthaltes verstehe ich den Ansatz der Besitzer zunehmend besser. Sie möchten den Gästen die Entscheidung abnehmen, ob der Aperitif vor dem Abendessen, das Stück Kuchen am Nachmittag oder der Wein zum Lunch noch ins Budget passen. Genuss ohne Reue, das entspannt. Feiner Zug: Alle inkludierten Getränke und Speisen stammen aus der Umgebung. Wer sich also einen hervorragenden Rotwein aus Südtirol oder den „Verteiler“ einer lokalen Schnapsbrennerei wählt, trinkt beides gratis, wer auf einen süditalienischen Wein besteht, zahlt extra.
Auch das Frühstücksbuffet punktet ordentlich, und zwar mit einer großen Auswahl an Brot- und Käsevariationen, zwölf verschiedenen Sorten Obst, mit Tartes, einer Gemüsestation und einem „Hub“ für Müsli, Säfte und mehr. Ein unglaublicher Aufwand für die gerade einmal 47 Zimmer, und das meine ich voller Anerkennung!
Zimmer mit Blick auf Berge der Seiser Alm
Apropos: Auch für die Zimmer haben sich das Hotelier-Paar und sein Team – passend zum Namen des Hauses – ein Design für alle Sinne einfallen lassen. Aus den großen bodentiefen Fenstern schweift der Blick über die Wälder und Berge der Seiser Alm, während das Holz und die Farben des Interieurs dieses Naturszenario in den Raum verlängern. Auch die Nase soll in Südtirol ankommen, dafür wird jeder Raum des Hauses unterschiedlich – und dezent – beduftet, von der Lobby bis in die Suiten.
Einige Meilensteine haben die umtriebigen Eigner bereits passiert, nun stehen die Steigerung der Markenbekanntheit und eine höhere Auslastung im Fokus der Bemühungen. Eine der Maßnahmen ist die „Sensoria Art Edition 01“: Bis in den November hinein werden im Hotel die Arbeiten des Holzbildhauers Aron Demetz sowie des Malers und Bildhauers Peter Senoner ausgestellt, die beide aus Südtirol stammen. Den Höhepunkt bilden die „Sensoria Art Edition Days“ vom 19. bis 23. Oktober, in deren Rahmen für Hotelgäste ein Treffen mit den Künstlern ebenso auf dem Programm steht wie ein „Art Dinner“ samt Atelierbesuchen und kurzen Workshops. Oberhofer und Leitner wünschen sich einen Dialog zwischen Kunst und Natur, Künstler und Betrachter. Kurz: ein Erlebnis für alle Sinne. Na, wenn das nicht perfekt „on brand“ ist für das Sensoria Dolomites!