Am Wochenende haben wieder Zuschauer in ganz Europa beim Finale des Eurovision Song Contest mitgefiebert und ihrem Land die Daumen gedrückt. 43 Länder traten in diesem Jahr in Lissabon an. Damit die ohnehin schon epische Sendung nicht noch länger wird, gibt es zwei Halbfinales. Die Bewerber mussten sich am 8. und 10. Mai für die Endrunde qualifizieren. Doch im vereinten Europa sind einige Länder einfach besser als andere. Sie durften direkt ins Finale einziehen. Dank ihrer Beiträge.
Der Musikwettbewerb war 1956 mit sieben Teilnehmern gestartet. Über die Jahre wuchs die Popularität des Grand Prix Eurovision de la Chanson. 1996 führte der Veranstalter, die Europäische Rundfunkunion EBU, die Vorauswahl ein. Ziel war es, die Zahl der Teilnehmer zu begrenzen. Ursprünglich sollte nur das Gastgeberland gesetzt sein. Die Entscheidung stieß auf erbitterten Widerstand. Die Rundfunkunion knickte ein. Diese Länder sind dank ihrer Finanzkraft automatisch für das ESC-Finale gesetzt.
Direkt ins ESC-Finale: Das sind die größten Eurovision-Beitragszahler
Seit 2011 sind die fünf größten Beitragszahler der EBU automatisch im Finale des Eurovision Song Contest vertreten. Das Gründungsmitglied Italien hatte sich 1998 aus dem Wettbewerb zurückgezogen. Im Herbst
2010 kündigte das Land aber seine Rückkehr an. Aus den vormals „Big Four“ der EBU wurden die „Big Five“.
Spanien gehört seit 1999 zu den größten Beitragszahlern der Rundfunkunion EBU. Wie hoch die Gebühren genau ausfallen, darüber hüllt sich die Organisation in Schweigen. „Die EBU-Mitgliedsbeiträge sind
vertraulich“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Höhe der Abgaben orientiere sich am Finanzstatus des
jeweiligen Landes.
Das ESC-Gründungsmitglied Frankreich hat den Charakter des Musikwettbewerbs lange Zeit geprägt. Der letzte Sieg liegt allerdings mittlerweile über 40 Jahre zurück. Selbst Top-Ten- Platzierungen waren in den
vergangenen Jahren rar gesät. Insofern dürfte Frankreich froh sein, dass es dank seiner hohen Beiträge
automatisch für das Finale gesetzt ist.
Auch das Vereinigte Königreich gehört zu den größten EBU-Beitragszahlern. Über die Gründe für die Bevorzugung der „Big Five“ gibt es unterschiedliche Theorien. Eine führt die Regelung auf den Protest der
betroffenen Nationen zurück. Andere Experten machen den Druck der Werbeindustrie verantwortlich.
Denn die größten Beitragszahler repräsentieren auch die größten Zuschauernationen des ESC – und in
ausgeschiedenen Ländern sinken die Einschaltquoten.
Die Rundfunkunion nahm 2017 rund 55 Millionen Schweizer Franken (46 Millionen Euro) an Gebühren von ihren Mitgliedern ein. Auch wenn die genaue Summe nicht veröffentlicht wird: Deutschland (vertreten
durch ARD und ZDF) ist der größte Beitragszahler der EBU. Im ersten Jahr der Vorauswahl war der deutsche
Beitrag übrigens nicht ins Finale gekommen. Angesichts der teils desaströsen Ergebnisse der vergangenen
Jahre stellt sich die Frage, ob Deutschland mit einem Ausscheiden in der Vorrunde nicht eine größere
Schmach erspart bleiben würde.