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Wochenrückblick Zittern vor der Krise

Die Themen der Woche: Kriseneffekte beim Geschäftsklima, Streit um den Adler und das Vermächtnis des reichsten Deutschen.

Montag: Karl Albrecht ist tot

„Unscheinbar, bescheiden und vollkommen zurückgezogen“, charakterisierte die Financial Times Deutschland den im Juli 2010 gestorbenen Aldi-Gründer Theo Albrecht. Die gleichen Eigenschaften gelten auch für Theos Bruder Karl Albrecht, dessen Tod am Montag bekannt wurde. Und auch sonst trifft vieles, was die FTD über Theo Albrecht schrieb, auch auf seinen Bruder zu: „Der Gründer der Supermarktkette Aldi, ein Pionier seiner Branche, der mit seinen Ideen weltweit den Einzelhandel revolutionierte und zu einem der reichsten Deutschen aufstieg, war ein Phantom, eine unsichtbare Legende. Nur wenige haben ihm je in die Augen geschaut.“

Karl Albrecht
Karl Albrecht
© Aldi-Süd

Aber es gab auch Unterschiede zwischen den beiden, die lange Jahre als reichste Deutsche galten. Anfang der 60er-Jahre teilten sie den Konzern auf und Karl Albrecht übernahm Aldi-Süd. Der Süden ist erfolgreicher, macht mehr Umsatz und mehr Gewinn. Früher als Theo machte Karl Albrecht Aldi-Läden auch auf der grünen Wiese auf und erschloss sich so eine Kundschaft, die mit dem Auto vorfuhr. Es war auch Karl, der zuerst in seinen Läden Non-Food-Artikel verkaufte. Er galt als der innovationsfreudigere der beiden Brüder.

Wie geht es jetzt weiter? In einer der seltenen Verlautbarungen gab das Unternehmen darauf selbst die Antwort: Das Vermögen der Unternehmensgruppe Aldi Süd werde von zwei Stiftungen kontrolliert, die eine erfolgreiche Fortführung des Lebenswerks von Karl Albrecht gewährleisteten. „Durch eine stets ausreichende Ertragslage konnte die Unabhängigkeit bewahrt werden; wir sehen es als ein Vermächtnis an, dies auch zukünftig zu gewährleisten.“

Mittwoch: Streit um den Adler

Einen kuriosen Rechtsstreit liefern sich derzeit der Deutsche Fußballbund (DFB) und die Supermarktkette Real. Kurios ist der Konflikt aber nur auf den ersten Blick, natürlich geht es um handfeste Wirtschaftsinteressen. Auslöser des Streits war der DFB, der der Supermarktkette Real verbieten wollte, Fanartikel mit dem Adler-Logo zu verkaufen. Das bundesdeutsche Wappentier schmückt seit Urzeiten das Logo des DFB, der sich die Marke hat schützen lassen.

Nach Auffassung des Handelsunternehmens hätte dies niemals passieren dürfen, denn der Adler sei das Staatswappen und damit keine schützenswerte Marke. Real beantragte daher beim Markenamt die Löschung des Adlers als Marke. Der Fußballbund bestreitet, dass der DFB-Adler mit dem Bundesadler identisch ist. Für den DFB steht viel auf dem Spiel, denn nach Angaben des Patentamtes erlöst der Verband jährlich Millionen mit der Lizenzvergabe. Und auch für die Fans der Nationalelf geht es um Bares: Wird die Marke gelöscht, dürften die Trikots der Weltmeister billiger werden.

Mittwoch/Donnerstag: Kräftemessen der IT-Riesen

Die Quartalszahlen der IT-Größen werden immer mit besonderer Spannung beobachtet. Microsoft beispielsweise verkündete in der vergangenen Woche einen groß angelegten Stellenabbau und einen Umbau der Organisation. Vor allem der zugekaufte finnische Handyhersteller Nokia muss Federn lassen. Anhand der Zahlen lässt sich auch ablesen, warum Nokia das Sorgenkind des Softwareriesen ist. Mit 700 Mio. Dollar belastete die Smartphone das operative Ergebnis. Der Gewinn ging um sieben Prozent auf 4,6 Mrd. Dollar zurück – immer noch eine stolze Summe.

Nokia X2: Microsoft stoppt den Versuch mit Android-Handys
Nokia X2: Microsoft stoppt den Versuch mit Android-Handys
© Nokia

Doch die Smartphones sind ein großes Problemfeld für den Konzern. Nokia verkaufte im zweiten Quartal gerade einmal 5,8 Millionen Geräte, Konkurrent Apple dagegen 35 Millionen iPhones. Die Diskrepanz dürfte die Kritik an der Übernahme nicht verstummen lassen. Vielleicht tröstet es die Microsoft-Manager ja, dass auch Apple kleinere Rückschläge verkraften muss. Während sich iPhone und Mac-Computer gut verkauften, lief das iPad schlechter. Trotzdem weist der Konzern einen Gewinn von 7,8 Mrd. Dollar aus, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Noch gewaltiger fiel der Gewinnzuwachs bei Facebook aus. Das Soziale Netzwerk profitierte im abgelaufenen Quartal von höheren Einnahmen aus mobilen Werbeanzeigen. Der Umsatz legte um 61 Prozent auf 2,9 Mrd. Dollar zu. Der Gewinn stieg gar um 138 Prozent auf 791 Mio. Dollar. „Wir hatten ein gutes zweites Quartal“, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Das klingt fast schon bescheiden.

Freitag: Konjunktur-Dämpfer

Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten erreichen nun auch die deutsche Wirtschaft. Der Ifo-Index, der wichtigste Indikator für die Stimmung bei den Unternehmen, ist zum dritten Mal in Folge gesunken. „Die geopolitischen Spannungen belasten die deutsche Wirtschaft“, sagte der Präsident des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn. Die Unternehmen schätzen sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten schlechter ein als im Vormonat. Allerdings hält sich der Index mit 108 Zählern immer noch deutlich über der Marke von 100 Punkten.

Die Daten zeigten, „dass nach dem schwachen zweiten Quartal auch in den Sommermonaten noch nicht mit einem Durchstarten der deutschen Konjunktur gerechnet werden kann“, so DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein. Die von den internationalen Krisen ausgehenden Unsicherheiten „sorgen für verstärkte Vorsicht bei den deutschen Unternehmen“.

Die Volkswirte der Berenberg Bank sprachen von einem „Putin-Effekt“. Hauptgrund für die Eintrübung seien die schwächeren Exporterwartungen. Aber die Unsicherheit habe auch andere Wirtschaftsbereiche wie den Dienstleistungssektor erreicht. Trotzdem sei die deutsche Wirtschaft gut aufgestellt, um den Dämpfer wegzustecken. Nach einem schwächeren zweiten Quartal werde es wieder aufwärts gehen - wenn sich die Ukraine-Krise nicht weiter verschärfe.

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