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Wochenrückblick Siemens legt nach

Es gab tatsächlich in dieser Woche auch noch andere Themen als die US-Wahl: Siemens-Rekorde, Eon-Verluste und Air-Berlin-Krise

Siemens: gute Zahlen, positiver Ausblick

Siemens-Chef Joe Kaeser setzt sich für 2017 hohe Ziele - Foto: Getty Images
Siemens-Chef Joe Kaeser setzt sich für 2017 hohe Ziele - Foto: Getty Images

Die Siemens-Aktie setzte am Donnerstag zu einem Höhenflug an, der das Papier zeitweise über 110 Euro trieb. Auf diesem Niveau notierte die Aktie letztmalig 2007 vor Ausbruch der Finanzkrise. Zu Jahresbeginn stand die Aktie des Industriekonzerns noch bei knapp 90 Euro. Siemens-Chef Joe Kaeser kann also zufrieden auf das Jahr zurückblicken. „Das abgelaufene Geschäftsjahr war eines der stärksten in der Geschichte unseres Hauses, ohne Berücksichtigung von Beteiligungsverkäufen sogar das beste“, sagte er.

Siemens Aktie

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Der Umsatz stieg um 5,3 Prozent auf 79,6 Mrd. Euro. Die operative Umsatzrendite im industriellen Geschäft – eine wichtige Kennzahl für Siemens – stieg von 10,1 auf 10,8 Prozent. Für das nächste Jahr peilt Siemens hier zwischen 10,5 und 11,5 Prozent an. Der Nettogewinn sank zwar um 24,3 Prozent auf rund 5,6 Mrd. Euro, allerdings hatten im Vorjahr Verkaufserlöse wie etwa die Beteiligung am Hausgerätehersteller Bosch-Siemens das Ergebnis aufgebläht.

Für das kommende Jahr setzt sich Siemens erneut anspruchsvolle Ziele. „Die Prognose lässt wenig Spielraum für Fehler“, sagte Kaeser. Aufgrund „des komplexen geopolitischen Umfelds“ geht Siemens „von Gegenwind für das Wirtschaftswachstum und das Investitionsklima an unseren Märkten aus“. Trotzdem will der Konzern den Gewinn je Aktie von 6,74 Euro auf einen Wert zwischen 6,80 Euro und 7,20 Euro steigern.

Außerdem kündigte Kaeser an, die Medizintechnik-Sparte an die Börse zu bringen. Healthineers – unter diesem Namen firmiert das Unternehmen seit Mai dieses Jahres – soll allerdings als „Unternehmen im Unternehmen“ weitergeführt werden. „Healthineers bekommt mit der Börsennotierung noch mehr Eigenständigkeit und Flexibilität bei der Verfolgung ihrer Wachstumsstrategie“, sagte Kaeser. Mit einer Umsatzrendite von 17,2 Prozent überstrahlt die Medizintechnik alle anderen Geschäftsbereiche des Konzerns.

Zu den Details des geplanten Börsengangs äußerte sich Kaeser nicht. Auch zum Zeitpunkt gab es keine näheren Informationen. Das hänge auch vom Börsenumfeld ab, teilte Siemens mit. Der Wert der Gesundheitssparte wird auf 25 bis 30 Mrd. Euro taxiert. Allerdings ist der Markt hart umkämpft, ausruhen kann sich Siemens nicht.

Eon: tiefrote Bilanz

Eon-Chef Johannes Teyssen: Der Energieriese leidet unter der Vergangenheit - Foto: Getty Images
Eon-Chef Johannes Teyssen: Der Energieriese leidet unter der Vergangenheit - Foto: Getty Images

Die Zahlen des Energieversorgers Eon klingen dramatisch: Im dritten Quartal erlitt der Konzern einen Rekordverlust von 6,4 Mrd. Euro. Nach neun Monaten summieren sich die Verluste auf 9,3 Mrd. Euro. Der Grund ist schnell gefunden: Abschreibungen nach dem Börsengang der Kraftwerkstochter Uniper belasten die Bilanz. Insgesamt 6,1 Mrd. Euro hat Eon im September auf seine Beteiligung abgeschrieben. Unipers Börsenwert ist viel niedriger als der Buchwert. Daher wurde die Wertberechtigung notwendig.

Ein Ende der Durststrecke ist noch nicht in Sicht. Nach der Einigung mit der Bundesregierung über die Atommüllkosten werde es weitere Belastungen geben, teilte Eon mit. Die Rückstellungen für den Rückbau der Atomkraftwerke müssten neu berechnet werden. Eon erwartet nun sogar, sein Eigenkapital komplett aufzubrauchen. Das negative Eigenkapital komme aber nur nach internationalen Bilanzierungsstandard IFRS zustande.

Trotz der tiefroten Zahlen will Eon den Aktionären eine Dividende zahlen. Denn ohne die Sondereffekte erwartet der Konzern einen bereinigten Jahresüberschuss von 0,6 bis 1,0 Mrd. Euro. Davon sollen die Aktionäre eine Ausschüttung von 40 bis 60 Prozent erhalten.

Um die Bilanz zu verbessern will Eon das aktuelle Investitionsbudget prüfen. „Unsere Eigentümer können von uns zu Recht höchste Investitionsdisziplin und strukturelle Verbesserungen erwarten“, sagte Finanzvorstand Michael Sen. Eine Kapitalerhöhung soll es nicht geben. Der Finanzierungsspielraum sei groß genug, erklärte Sen.

Air Berlin: Der Sommer fiel aus

Air Berlin: Auch im Sommer flog die Airline Verluste ein - Foto: Getty Images
Air Berlin: Auch im Sommer flog die Airline Verluste ein - Foto: Getty Images

Das Wort Krise ist Air Berlins ständiger Begleiter. Auch die Sommermonate brachten keine Wende für die angeschlagene Fluggesellschaft. Im Gegenteil: Im dritten Quartal steht ein Fehlbetrag von 46 Mio. Euro in der Bilanz. In den Sommermonaten des vergangenen Jahres hatte die Airline noch einen Gewinn von 56 Mio. Euro eingeflogen.

Für Air Berlin ist das Ergebnis besonders bitter, weil sich damit die ohnehin prekäre Lage noch einmal verschärft. Normalerweise können die Fluggesellschaften mit den Gewinnen aus dem Sommer das maue Wintergeschäft überbrücken. Bei Air Berlin wird das nicht funktionieren. Und auch sonst ist kein Silberstreif am Horizont zu erkennen. „Auch das vierte Quartal wird für Air Berlin operativ noch keine Trendwende bringen“, sagte Konzernchef Stefan Pichler.

Für Pichler und sein Unternehmen werden es schwierige Monate, denn nach den Verlusten der vergangenen Jahre verfügt Air Berlin nicht mehr über nennenswerte Reserven. Bisher hat Großaktionär Etihad in solchen Fällen der deutschen Fluglinie unter die Arme gegriffen. Aber investiert die arabische Fluglinie weiter in ein Fass ohne Boden?

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