VW – ab in die Werkstatt
Im VW-Abgasskandal ist kein Ende in Sicht. Immerhin wurde in dieser Woche das Ausmaß der Manipulationen deutlicher: Knapp elf Millionen Fahrzeuge des Konzerns waren mit der Abschalteinrichtung ausgestattet, die dafür sorgte, dass die Abgasgrenzwerte auf dem Prüfstand eingehalten wurden. Neben fünf Millionen Autos der Kernmarke VW muss der Autohersteller 2,1 Millionen Audi, 1,2 Millionen Skoda, 700.000 Seat und 1,8 Millionen VW-Nutzfahrzeuge in die Werkstätten zurückrufen.
Derweil läuft die Suche nach den Verantwortlichen für die Manipulationen auf Hochtouren. Die drei Entwicklungschefs der Marken VW, Audi und Porsche Heinz-Jakob Neußer, Ulrich Hackenberg und Wolfgang Hatz sollen beurlaubt worden sein. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung wusste Neußer von den Manipulationen. Ein Techniker soll ihn bereits 2011 über einen möglichen Rechtsverstoß informiert haben. Eine Bestätigung von offizieller Seite hierfür gibt es allerdings nicht. Volkswagen will sich erst nach Abschluss der internen Ermittlungen äußern.
Ein Aufsichtsratsmitglied fand allerdings deutliche Worte für die Praktiken bei VW. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies warf den Verantwortlichen kriminelles Vorgehen vor. Sie müssten dafür persönlich die Verantwortung übernehmen.
Im Kontrollgremium selbst wird es aber kein großes Stühlerücken geben. Das Aufsichtsratspräsidium hält daran fest, den bisherigen Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch zum Chef des Kontrollgremiums zu machen. Gegen Pötsch gibt es Bedenken, weil die Manipulationen in die Zeit seiner Vorstandstätigkeit fallen. Nun soll er als Aufsichtsratschef die Aufklärung des Skandals beaufsichtigen. Zudem bleibt er Finanzvorstand der Porsche Holding, wo der wegen der Affäre zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn weiterhin sein Chef ist. Kann das gut gehen?
Auch in dem Sonderausschuss des Aufsichtsrates, der sich mit der Aufklärung der Vorgänge befassen wird, sitzen altbekannte Köpfe – unter anderem der Gewerkschafter und Interims-Aufsichtsratschef Berthold Huber, der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh und Wirtschaftsminister Lies. Die Untersuchungen werden „bis zu ihrem Abschluss mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen“, hieß es in einer Mitteilung des Präsidiums.
Bis klar ist, welche Kosten auf den Konzern insgesamt zukommen, wird noch längere Zeit vergehen. Die Landesbank Baden-Württemberg schätzt den Schaden auf 47 Mrd. Euro. Der Konzern braucht jedenfalls gute Anwälte, denn eine Klagewelle rollt auf das Unternehmen zu. In den USA verklagte der texanische Landkreis Harris County den Autobauer auf Schadenersatz. Das Unternehmen habe durch die Abgasmanipulationen die Bemühungen zur Verbesserungen der Luftqualität hintertrieben. 25.000 Dollar fordert der Landkreis für jeden Tag, an dem VW gegen die Grenzwerte verstoßen habe.
Familientauglicher Tesla
Der Zeitpunkt für die Produktpräsentation des neuen „Model X“ des Elektroautoherstellers Tesla hätte nicht günstiger sein können. Während die Öffentlichkeit über den Abgasskandal des deutschen Autobauers Volkswagen staunt, zeigt die im Vergleich zu den Wolfsburgern kleine kalifornische Autoschmiede, dass der Bau eines straßen- und familientauglichen Stromfahrzeugs möglich ist. Freilich braucht eine Familie schon viel Geld und Geduld, wenn sie sich einen Tesla zulegen will: In der Spitzenausführung kostet das Auto 142.000 Dollar und wer jetzt bestellt, muss ein Jahr auf sein Auto warten.
Dafür darf er sich dann auf sieben Sitze in drei Reihen, Flügeltüren und eine Beschleunigung von 3,2 Sekunden von null auf knapp 100 Kilometer pro Stunde (60 Meilen) freuen. Wenn sich der Fahrer dem Auto nähert, öffnet sich die Tür automatisch. Das mache das „Model X“ einzigartig, schwärmte Tesla-Chef Elon Musk. Ein Problem bleibt die Reichweite: Nach gut 400 Kilometern muss der Wagen an die Ladestation.
Wer keine 142.000 Dollar für das „Model X“ ausgeben kann oder will, muss bis 2018 warten: Dann soll das „Model 3“ auf den Markt kommen. Mit 35.000 Dollar ist aber auch dieses Auto voraussichtlich kein Schnäppchen. Die Zeit könnte aber für Tesla sprechen, denn mit noch strengeren Abgasnormen und Prüfverfahren dürfte es für die Konkurrenz mit Verbrennungsmotoren nicht einfacher werden. Elon Musk ist jedenfalls davon überzeugt, dass die konventionelle Technik ausgereizt ist. „Wir haben die Grenzen der Physik erreicht“, sagte er dem Handelsblatt.
Wirbel um Glencore
Die Aktie des Bergbauunternehmens wurde in dieser Woche arg durchgeschüttelt. Zu Wochenbeginn fiel der Kurs des an der Londoner Börse gelisteten Papiers um gut 30 Prozent auf ein Rekordtief von 68 Pence. Vor allem die Schuldenlast bereitet den Investoren Sorgen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ verglich das Unternehmen bereits mit dem US-Energiehandelsunternehmen Enron, das 2001 spektakulär Pleite gegangen war.
Glencore bemühte sich, die Gemüter zu beruhigen. Das Unternehmen teilte mit, es habe Maßnahmen getroffen, um trotz der derzeit niedrigen Rohstoffpreise überleben zu können. Die Lage sei unter Kontrolle und es gebe keine Probleme mit der Liquidität. Die Verschuldung solle um rund 10 Mrd. Dollar gesenkt werden.
Das zeigte Wirkung an der Börse: Der Kurs der Glencore-Aktie erholte sich wieder. Trotzdem waren die Anteilsscheine des Unternehmens kein gutes Investment. Wer sie vor einem gekauft hat, musste einen Wertverlust von mehr als 70 Prozent verkraften.