Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de. Jüngst erschienen im Campus Verlag ist das Buch „Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet - Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik“
Frauen verweilen kürzer auf einem Vorstandsposten als Männer. So war es überall in den Medien zu lesen. „Jeder Statistiker weiß, dass systemisch irgendetwas schiefläuft, wenn acht von insgesamt 17 weiblichen Vorständen nach nicht mal der Hälfte ihrer Vorstandsperiode ausscheiden“, schrieb dazu der frühere Personalvorstand der Deutschen Telekom Thomas Sattelberger in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung. Neueste Studien zeigten, dass weibliche Vorstände durchschnittlich nach etwa drei Jahren aus ihrem Amt schieden, Männer nach acht Jahren. „Ein mit Einzelfällen nicht erklärbares Muster.“
Personalvorstände haben generell geringe Verweildauer
Die Unstatistik überzeugt die Beweisführung des Top-Managers überhaupt nicht. Die geringe „Beobachtungszahl“ lasse keine gesicherten Aussagen zu und könne „statistisch gesehen durchaus reiner Zufall sein“. Vor allem würden bei einer derartigen Gegenüberstellung aber „Äpfel mit Birnen" verglichen. Vollkommen unberücksichtigt bleibe bei dem Vergleich, dass Frauen weit häufiger als Männer quer einsteigen und das Personalressort verwalten. „Diese Kombination ist aber generell mit niedrigen Verweildauern verbunden, und zwar für Männer wie für Frauen gleichermaßen“, so die Unstatistik.
„Betrachtet man alle seit 2007 in den Dax-30-Unternehmen neu berufenen Vorstände (insgesamt 24 Frauen und 209 Männer) und rechnet man diese Faktoren aus den Verweildauern heraus, gibt es zwischen Männern und Frauen keinen Unterschied.“ Es gibt also immer noch nur wenige Frauen in den Vorstandsetagen, aber das habe „mehr mit dem häufigen Quereinstieg in das Personalressort zu tun als mit dem Geschlecht“.