Vor fünf Jahren bin ich ausgestiegen, um umzusteigen. Wohin es gehen sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eine persönliche Krise half mir, den Absprung aus meiner langjährigen Unzufriedenheit zu schaffen. Innerhalb eines Jahres testete ich 30 verschiedene Jobs. Ich lernte dabei, wann Menschen zufrieden in ihren Jobs waren und wie Berufsorientierung funktionieren muss, damit man nach der Phase der Orientierung sagen kann: Ja, hier gehöre ich hin. Von der Vorstellung des einen Traumjobs löste ich mich. Heute führe ich ein erfülltes Berufsleben.
Als ich ausstieg, war ich 27 Jahre alt. Ich hatte keine Familie und keine finanziellen Verpflichtungen. Wenn ich erst einmal ein gewisses Alter erreicht hätte und für Kinder die Verantwortung trüge, dann sähe die Lage anders aus, hörte ich oft, wenn ich von meinen Erfahrungen berichtete. Auf einer Konferenz lernte ich Emilio Galli Zugaro kennen. Auch er war ein Umsteiger. Ansonsten unterschieden wir uns grundlegend. Emilio Galli Zugaro stieg in seinen Fünfzigern um, war zuvor Top Manager bei der Allianz, ist verheiratet und hat die Verantwortung für vier Kinder.
Wie hatte sein Umstieg funktioniert? Wie meiner? Und wie die unserer Klienten, die wir nach unserer beruflichen Neuerfindung durch ähnliche, individuelle Lebenssituationen begleitet hatten? Trotz all der unterschiedlichen Lebensphasen und Verantwortlichkeiten gab es Gemeinsamkeiten. Die erfolgreichen Umstiege liefen nach bestimmten Mustern ab. Unsere Erkenntnisse verarbeiteten wir in unserem Buch „Ich bin so frei – Raus aus dem Hamsterrad, rein in den richtigen Job“.
Bestandsaufnahme machen
Wer sich erfolgreich verändern will, tut gut daran, zuallererst eine Bestandsaufnahme zu machen. Welche Stärken und Talente habe ich? Auf welche Erfahrungen kann ich zurückgreifen? Was macht mir Spaß? Was ist mir wichtig? Es gibt viele Methoden, darüber Klarheit zu gewinnen. Das können zum Beispiel Gespräche mit Menschen aus dem eigenen Umfeld sein oder Persönlichkeitstests (zum Beispiel Strengths Profiles), die dabei helfen, die eigenen Stärken zu identifizieren.
Erstes Zielbild entwickeln
Ist die Bestandsaufnahme gemacht, wird es Zeit, die ersten Thesen aufzustellen und ein Zielbild zu entwickeln. Wie viel Veränderung brauchen Sie wirklich? Suchen Sie einen anderen Beruf oder nur eine atmosphärische Veränderung? Haben Sie berufliche Träume, die Sie nicht umgesetzt haben, weil Ihnen die Entschiedenheit oder die Selbstsicherheit fehlte? Wo können Sie Ihre Stärken einsetzen?
Ein Ziel vor Augen zu haben, ist wichtig für die eigene Motivation und die wiederum ist wichtig dafür, den Umstieg erfolgreich zu meistern. Um Missverständnissen vorzubeugen: Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht entschieden, wo Ihr beruflicher Weg hinführen wird. Die Thesen dienen dazu, Ihre Optionen einzugrenzen und Sie handlungsfähig zu machen. Wer den Anspruch hat, das perfekte Ziel zu erdenken, der trägt weder der Realität Rechnung noch wird er jemals ins Handeln kommen.
Das Umfeld einbinden
Unsere Freunde und unsere Familie interessieren sich dafür, was wir machen. Manche beruflichen Entscheidungen haben sogar unmittelbare Auswirkungen auf die Menschen in unserer nahen Umgebung. Alleine geht es zwar auch, aber mit den Freunden und der Familie geht es besser. Oftmals sind es die sogenannten „Weak Ties“, also die Menschen, zu denen wir über lose Verbindungen verfügen, die bei einem Umstieg besonders hilfreich sind. Auch der Arbeitgeber kann eine Rolle bei der beruflichen Neuorientierung spielen, denn ein Umstieg muss nicht zwangsläufig im Wechsel des Arbeitgebers resultieren. Um erfolgreich zu wechseln, sollte man sich der beteiligten Stakeholder bewusst sein, sie idealerweise einbinden, auf jeden Fall berücksichtigen.
Ausprobieren
Und: Action! Die grandiosesten Pläne scheitern am Schreibtisch. Wer Thesen aufgestellt hat, sollte sie in der Realität überprüfen. Ist es wirklich erfüllend, ein Café im Urlaubsort zu betreiben? Bin ich als Mitarbeiter im Hospiz wirklich richtig aufgehoben? Wie ist es als selbstständiger Coach zu arbeiten? Je nach zeitlichen und finanziellen Ressourcen können Sie das Ausmaß des Ausprobierens festlegen. Ob berufsbegleitend oder in einer Auszeit, es gibt viele Arten, den eigenen Berufswunsch dem Realitätscheck zu unterziehen.
Im Tun, wird sich Ihr Zielbild schärfen und schlussendlich der Entschluss heranreifen, zu neuen beruflichen Ufern aufzubrechen. Dann gilt es den Umstieg vorzubereiten und den Absprung zu wagen. Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, dann seien Sie sicher: Es wird sich lohnen.
In diesen Branchen erhalten Akademiker die höchsten Einstiegsgehälter:
#5 Pharmazie
Ob als Apotheker oder in der Forschung – Berufe in der Pharmazie bieten eine sichere Berufsperspektive. Hochschulabgänger mit Masterabschluss können hier mit einem Jahreseinstiegsgehalt von 49.384 Euro brutto rechnen.
#4 Maschinenbau, Pumpen, Schiffbau
Dass Ingenieure in der Berufswelt einen guten Stand haben, gilt schon lange als sicher. Auch die aktuelle Studie zeigt, dass man schon als Berufseinsteiger mit Masterabschluss im Bereich Maschinenbau, Pumpen und Schiffbau 52.338 Euro brutto verdienen kann.
#3 Autoindustrie
Die Autoindustrie bietet ebenfalls profitable Perspektiven: Masterabsolventen dürfen mit einem Einstiegsgehalt von 53.466 Euro rechnen. Bachelorabsolventen verdienen dagegen mit 49.792 Euro etwas weniger.
#2 Banken
Die Berufsmöglichkeiten bei Banken sind vielfältig, Berufsanfängern mit Masterabschluss winkt ein Jahresbruttogehalt von 53.719 Euro. Für Bachelorabsolventen sind immerhin noch 48.433 Euro möglich.
#1 Chemie und Verfahrenstechnik
Die Top-Branche bei den Einstiegsgehältern ist die Chemie und Verfahrenstechnik. Hier können Masterabsolventen beispielsweise für Betreiber von verfahrenstechnischen Anlagen oder bei Überwachungs- und Genehmigungsbehörden arbeiten. In der Regel wartet dort auf die Neulinge ein Einstiegsgehalt von rund 55.416 Euro brutto.
#5 Medien, Presse
Nun folgen die Branchen, in denen Masterabsolventen am wenigsten verdienen. Den fünften Platz belegt die Medien- und Presse-Branche. Ob Redakteure, Moderatoren oder Kameramänner – sie alle eint ein Einstiegsgehalt von rund 38.473 Euro.
#4 Verbände
Die Arbeit von Verbänden ist vielfältig, sie sind beispielsweise in der Wirtschaft, im Sport oder der Wohlfahrt tätig. Die Studie von Gehalt.de kommt zu dem Ergebnis, dass Masterabsolventen hier mit rund 38.294 Euro entlohnt werden.
#3 Werbung und PR
Die Werbebranche bietet viele Berufsmöglichkeiten für Masterabsolventen, beispielsweise als Texter, Controller, Projektmanager oder Designer. Sie verdienen zu Beginn ihrer Karriere rund 36.000 Euro.
#2 Soziale Einrichtungen
Ob in der Pflege, Kinderbetreuung oder Jugendarbeit – soziale Berufe leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Masterabsolventen verdienen hier trotzdem im Vergleich eher wenig: Rund 35.325 Euro erhalten sie zu Beginn ihrer Karriere.