Werner Mang ist Gründer, Inhaber und Chefarzt der Bodenseeklinik, der nach eigenen Angaben größten Schönheitsklinik Europas mit vier Operationssälen und mehr als 40 Betten. Mang hat Lehrbücher geschrieben, verkauft auch Kosmetikprodukte und ist Präsident der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin.
Herr Mang, wann sind Sie auf die Idee gekommen, Schönheitschirurg zu werden?
In der Schule habe ich häufig Skulpturen und Gesichter aus Ton geformt. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit – viel Sport, Natur, kein Fernsehen. Mit 15 habe ich mich für Wiederherstellungschirurgie interessiert. Inspiriert hat mich auch mein Onkel, der Unfallchirurg war.
Aber wer hat Sie darauf gebracht, Nasen und Brüste zu modellieren?
Mit meinem ersten Geld, das ich als Bademeister verdient habe, bin ich nach dem Abitur 1968 nach Brasilien geflogen. Dort habe ich Professor Ivo Pitanguy besucht, damals der Nestor der ästhetisch-plastischen Chirurgie, der auch Sophia Loren, Jackie Kennedy und – nach dessen Unfall – Niki Lauda operiert hat.
Sie haben in München studiert und waren einer der Ersten, der hierzulande Schönheitsoperationen gemacht hat. Wieso ist da sonst keiner drauf gekommen?
Man kann mich schon als Pionier in der ästhetischen Chirurgie bezeichnen. Als ich Anfang der 80er-Jahre als junger Oberarzt die ersten Faceliftings durchgeführt habe, war das noch unanständig. Mein Chef sagte: „Sie werden nie Ordinarius, wenn Sie sich auf dieses Gebiet begeben.“ Ich war aber fasziniert von dem Boom in den USA und Brasilien. Das wollte ich nach Deutschland holen, professionell anbieten und vermarkten. Es gab viel Stress. Etwa als ich Faltenbehandlungen mit Kollagenspritzen eingeführt habe. Damals wurde ich belächelt, heute ist das ein Milliardenmarkt. Ich habe viele Neider, aber die meisten Ärzte sind mir dankbar, dass durch mich die Ästhetische Chirurgie in Deutschland hoffähig geworden ist. In den 90er-Jahren gab es eine ständige Expansion: Es wurden insgesamt nicht mehr nur 1000 Eingriffe pro Jahr durchgeführt, sondern 2000 Behandlungen.
Können Sie sich an Ihre erste Schönheitsoperation erinnern?
Ja, ich habe Götz George operiert. Er hat sich bei der Aufzeichnung eines „Tatort“ nicht doubeln lassen und erlitt eine furchtbare Nasenfraktur. Nach der Operation sah er besser aus als vorher. Das war der Startpunkt meiner „Nasenkarriere“.
Diese Nase hat Sie reich gemacht?
Es war die Initialzündung meiner Karriere. Nach Götz George kamen viele Prominente. Ich bin stolz darauf, dass ich weltweit von prominenten Menschen eingeladen werde. Ich habe nicht alle operiert, aber sie sind inzwischen Freunde geworden. Mein Sternzeichen ist Jungfrau, das äußert sich an meinem Fleiß und Durchhaltevermögen. Mein Aszendent ist Löwe, das bedeutet Geschäftssinn, die Vorliebe für Partys und das Zeigen in der Öffentlichkeit. Diese Symbiose hat mich reich gemacht.
Wann war die erste Million da?
Mit 38 Jahren habe ich als Oberarzt noch 8000 D-Mark verdient. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, Chefarzt in Frankfurt zu werden. Aber ich habe in meiner Heimatstadt Lindau ein altes Haus gekauft und mit zwei Angestellten und Belegbetten angefangen. Alle meinten, ich sei verrückt. Doch erfolgreich und reich wird man nur da, wo man sich wohl fühlt und wenn man den Mut hat, andere Wege mit Risiko zu gehen. Und zwei Jahre später war die erste Million da. Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Aber der Spruch ist schon richtig: Die erste Million ist die schwierigste. Dann hat man es geschafft.
Wann war Ihnen klar, dass Sie zum Club der Reichen gehören?
Als ich mit meiner Frau und den kleinen Kindern First Class nach New York geflogen bin. Ich habe die Szene noch immer vor Augen: Wir saßen im oberen Deck einer Boeing 747, und in der Reihe vor uns sah ich den Chef der Deutschen Bank. Da dachte ich, jetzt habe ich es geschafft.
Was war der größte Luxus, den Sie sich gegönnt haben?
Der erste Luxus war meine „Villa Rhino“ mit Blick über den Bodensee. Später habe ich mir meine Kindheitsträume erfüllt: First-Class-Flüge, einen Ferrari – und mit 60 habe ich einen Helikopter-Schein gemacht. Ich habe mir alles selbst erarbeitet, habe mein Studium als Tennislehrer, Bademeister und Skilehrer finanzieren. Und trotz meines Reichtums bin ich geerdet und weiß auch 10 Euro zu schätzen.
Zu den Operationen kommen aber auch noch andere Einnahmequellen?
Ja, ich habe das Geld auch optimal angelegt. Inzwischen bin ich einer der größten Grundbesitzer in Lindau, habe Dutzende Häuser gebaut und renoviert. Man nennt mich auch den „Restaurator vom Bodensee“. Viele Ärzte verdienen viel Geld, aber sie legen es falsch an und haben keine unternehmerischen Fähigkeiten. Wohl deswegen gibt es nicht viele Ärzte auf der Welt, die so wohlhabend sind wie ich.
Kann man eine Million in Schönheitsoperationen investieren?
Ich habe russische und arabische Patienten, die gerne eine Million in Schönheitsoperationen anlegen wollen. Aber ein guter plastischer Chirurg muss auch Psychologe sein. Man kann nicht jeden Wunsch erfüllen, sondern muss auch mal einen Patienten wegschicken, wenn man sieht, dass psychische Probleme vorliegen oder die Erwartungen des Patienten zu hoch sind. Zu viel Botox, aufgespritzte Lippen oder Po-Implantate lehne ich ab. Man muss nicht zwingend ein Sektglas auf dem Po abstellen können wie bei Kim Kardashian.
Haben Sie bei sich selbst auch schon mal was machen lassen?
Ich bin nicht der Prototyp des eitlen Schönheitschirurgen, der faltenlos und geschniegelt ist. Natürlich habe ich in meinem Alter Schlupflider, Tränensäcke, die Haare sind nicht mehr so füllig, die Nase ist auch nicht ganz gerade. Ich fühle mich aber wohl in meiner Haut und bin zufrieden. Wenn mich in Zukunft einmal etwas sehr stören sollte, dann habe ich gute Mitarbeiter, die mich operieren können. Zurzeit habe ich keinen Bedarf. Ich bin in allem was Krankheiten und Operationen anbelangt ein sehr ängstlicher Mensch, fast schon ein Hypochonder.
Ihre Prominenz polarisiert. Sie haben Kritiker und sind vor Gericht verurteilt worden. Welche Auswirkungen hat das?
Man hat mich einmal den „Lagerfeld der Schönheitschirurgie genannt“. Wir polarisieren beide. Man kann es nicht allen Menschen recht machen. Wer ganz nach oben will hat auch Feinde. Auch wenn man einmal eine Niederlage erleidet, darf man nicht aufgeben. Ich habe immer nach dem Motto gehandelt: Jetzt erst recht. Und heute steht die Bodenseeklinik besser dar denn je. Wir haben fast eine Jahr Wartezeit auf Operationen, ein tolles Team, gute Wachstumsraten.
Sie sind 68 Jahre, wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Vorausgesetzt ich bleibe fit, würde ich gerne noch fünf bis zehn Jahre arbeiten. Die Nachfolge habe ich geregelt. Die Bodenseeklinik wird es auch in den nächsten 30 Jahren noch geben. Ich gehe auch heute noch gerne in den OP und wie es so schön heißt, mache ich „immer zum Frühstück eine Nase“. Anschließend Lidkorrekturen, Fettabsaugen, Brust- und rekonstruktive Chirurgie mit meinem Team. Über die Hälfte der Operationen, die wir an der Bodenseeklinik durchführen, sind rekonstruktive Operationen nach Unfällen, Tumoren oder etwa Missbildungen. Der neue große Zukunftsmarkt ist China: Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich dort die „Bodenseeklinik-China“ eröffnen. Da bin ich der „Starchirurg“. Leider kann ich mich nicht klonen, die Chinesen würden mich gern als Aushängeschild haben. Mein Name klingt ja schon chinesisch (lacht).
Was wird denn in China besonders nachgefragt?
Es gibt dort drei Topoperationen: Augenlider, Nase und Brustimplantate. Wir haben jetzt schon viele chinesische Patienten, die diese Trias wünschen. Ich habe sogar einen speziellen Silikon-Nasenspan für chinesische Nasen entwickelt, um die Nase nach europäischem Vorbild aufzubauen.