Allianz-Boss Oliver Bäte hat eingeräumt, dass auch er lange gebraucht habe, um den Sinn einer gezielten Frauenförderung in Unternehmen zu verstehen. „Ich kann Ihnen sagen, dass das für mich auch ein langer Prozess war. Ich musste viel lernen: die Kommunikationsmechanismen zwischen Männern und Frauen, die unbewussten, diskriminierenden Entscheidungsprozesse, dass man zuhören muss und Zeit braucht“, sagte Bäte im Interview mit Capital (Ausgabe 07/2021; EVT 17. Juni 2021). Auch bei der Allianz habe es „hartnäckige Beharrungskräfte bei vielen Vorgesetzten“ gegeben, „die dachten, dass doch alles gut läuft und sich so schnell nichts ändern müsse“, sagte Bäte weiter.
Heute ist die Allianz einer von zwei Konzernen im deutschen Leitindex Dax, der drei weibliche Vorstandsmitglieder hat – der zweite ist die Telekom. Insgesamt lag der Frauenanteil bei börsennotierten Unternehmen zuletzt bei 13 Prozent. Damit hinkt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Die Bundesregierung hat deshalb eine gesetzliche Frauenquote für Vorstände verabschiedet.
In der jüngsten Ausgabe von Capital, die diese Woche erscheint, hat Capital die Führungsspitzen von gleich vier großen deutschen Unternehmen befragt, wie Frauen und Männer auf Dauer erfolgreich gemeinsam zusammenarbeiten. Neben der Allianz bezogen dafür die Führungsduos des Immobilienkonzerns Vonovia, des IT-Konzerns Software AG und des Zahlungsdienstleister Ratepay dazu erstmals ausführlich Stellung.
Bäte sagte, er habe vielen Kollegen klar machen müssen, „dass Klischeedenken, Macho-Gebaren, Diskriminierung nicht toleriert werden“, so Bäte. Mittlerweile gebe es intern 40 Prozent weibliche Führungstalente. Deren Karriere steht nichts im Weg: „Meinetwegen kann der nächste Allianz-CEO eine Frau sein“, so Bäte. Seine Vorstandskollegin Barbara Karuth-Zelle sagte: „In männerdominierten Bereichen brauchen wir vor allem Männer, die klar sagen, dass sie in einem vielfältig aufgestellten Team einen Mehrwert sehen.“ Und Bäte sagte, ohne Frauen in Spitzenpositionen hätte die Allianz heute „einen echten Wettbewerbsnachteil“.
Auch Vonovia-Chef Rolf Buch räumte ein, er habe bemerkt, „dass Männer sich neben Frauen etwas besser benehmen und das Aggressivitätsniveau zurückgeht.“ Seit drei Jahren sitzt Helene von Roeder als Finanzvorstand neben ihm im Vonovia-Vorstand. Gemeinsam stemmen sie gerade die 18 Mrd. Euro teure Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Dazu sagte Buch : „Es ist ganz einfach: ohne das Geld, das Helene besorgt, könnenwir hier nichts machen.“
Den Beitrag lesen Sie in Capital 7/2021, die am 17. Juni erscheint. Interesse an Capital ? Hier geht es zum Abo-Shop , wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es bei iTunes und GooglePlay