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Umfrage Kurzarbeit: Fast die Hälfte der Betroffenen ist auf dem Sprung

Die Corona-Pandemie polarisiert Deutschlands Arbeitnehmer
Die Corona-Pandemie polarisiert Deutschlands Arbeitnehmer
© IMAGO / Cavan Images
Im Corona-Management machen Deutschlands Unternehmen in den Augen ihrer Arbeitnehmer einen guten Job. Allerdings hinterlässt auch die Kurzarbeit ihre Spuren und sorgt bei Mitarbeitern für Unzufriedenheit und mehr Bereitschaft zum Jobwechsel

Die Corona-Pandemie hat Deutschlands Unternehmen auf eine harte Probe gestellt und die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Mitarbeitern polarisiert, wie der Gallup Engagement Index von 2020 zeigt. Einerseits fühlen sich mit knapp 6,5 Millionen Mitarbeitern – umgerechnet 17 Prozent – so viele Befragte wie nie zuvor emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. Andererseits steigt die Bereitschaft den Job zu wechseln. Nur noch 61 Prozent der Befragten wollen ohne Wenn und Aber auch in einem Jahr noch bei ihrer Firma sein. Vor der Corona-Krise waren es noch 73 Prozent.

Vor allem Mitarbeiter, die während der Pandemie in Kurzarbeit waren oder es noch sind, denken über einen Jobwechsel nach. Knapp die Hälfte sieht sich in einem Jahr noch bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Jeder Zehnte ist bereits aktiv auf Jobsuche, mehr als jeder Dritte schaut sich um. „Kurzarbeit geht einher mit einer Eintrübung des Vertrauensverhältnisses und einem kritischeren Bild vom Arbeitgeber“, sagt Marco Nink, Regional Lead Research & Analytics EMEA von Gallup.

Zwar sind drei Viertel der Mitarbeiter mit dem Corona-Management der Unternehmensführung zufrieden, das Verhältnis zum eigenen Vorgesetzten kann die Mitarbeiterbindung ist aber oft ausbaufähig. „Das Top-Management hat während der Corona-Pandemie seine administrativen Hausaufgaben gemacht“, sagt Pa Sinyan, Managing Partner von Gallup Europe. „Aber es hat seine Führungsaufgaben vernachlässigt. Nur wenige Vorgesetzte sind in der Lage, Teams achtsam, zielorientiert und wertschätzend durch die Krise zu führen.“

Burn-out-Risiko ist gestiegen

Das hinterlässt Spuren: Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, sie hätten sich in den vergangenen 30 Tagen innerlich ausgebrannt gefühlt. In den Jahren vor der Pandemie war das nur jeder Vierte. Bei Mitarbeitern, die sich nicht emotional mit ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen, bestätigt das sogar die Hälfte der Befragten.

Zwar ist die Gesamtzahl an Mitarbeitern, die innerlich schon mit ihrem Umternehmen abgeschlossen haben, mit rund 235.000 Beschäftigten leicht gesunken. Unternehmen kosten sie allerdings bis zu 113,9 Mrd. Euro im Jahr. „Gerade in einer Krise können sich Unternehmen diese Haltung weniger denn je leisten“, unterstreicht Nink. Denn Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, machen häufiger Fehler, sind weniger produktiv und häufiger krank.

Oft fühlen sich die Mitarbeiter nicht von ihren Vorgesetzten auf persönlicher Ebene wahrgenommen. Nur vier von zehn Mitarbeitern stimmen der Aussage „Mein Vorgesetzter/Meine Vorgesetzte oder eine andere Person bei der Arbeit interessiert sich für mich als Mensch“ vollständig zu.

Auch der Fokus auf die Stärken der Mitarbeiter durch den Chef lässt nach. Stimmten vor der Coronapandemie noch knapp vier von zehn Mitarbeiter voll zu, dass ihr Vorgesetzer den Fokus auf ihre positiven Eigenschaften lege, ist es 2020 noch knapp jeder Dritte. Gerade diese beiden Punkten erschweren die emotionale Bindung an das Unternehmen.

„Emotionale Bindung als Impfstoff gegen Fluktuation“

In der Krise sollten sich Unternehmen daher mehr denn je mit dem Thema Führung auseinandersetzen, bilanziert die Untersuchung. „Unternehmen müssen gezielt gegensteuern, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sonst verlieren sie nach dem Lockdown viele Beschäftigte“, betont Nink. „Führung ist hier der wichtigste Hebel – denn die emotionale Bindung an den eigenen Arbeitgeber wirkt wie ein Impfstoff gegen Fluktuation.“

Führung müsse deshalb aktiv gelebt werden, vor allem, wenn die Belegschaft durch Homeoffice und Kontaktbeschränkungen räumlich stärker getrennt ist. „Es geht jetzt darum, die gewonnenen Erkenntnisse auch nach der Pandemie in den Arbeitsalltag zu integrieren und die emotionale Bindung gezielt zu fördern“, sagt Sinyan. „Denn ein Teil von Deutschlands Führungskräften hat gezeigt: Sie können sich verändern – wenn sie nur wollen.“

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