2013 waren noch fast zwei von drei Arbeitnehmern bereit, für den passenden Job ins Ausland zu ziehen. 2020 könnte sich nur noch jeder Zweite zum Auswandern überwinden, wie die Studie „Decoding Global Talent“ der Boston Consulting Group (BCG), von StepStone und dem Online-Jobbörsen-Verbund The Network ergeben hat. In Deutschland fiel die Bereitschaft zur grenzüberschreitenden Mobilität noch geringer aus. „Nur 45 Prozent der befragten Deutschen würden eine Stelle jenseits der Landesgrenzen antreten. Das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Jahr 2018“, hieß es bei der Vorstellung der Untersuchung. Deutschland lag also zehn Prozent unter dem weltweiten Durchschnittswert.
„Damit steht der Markt der deutschen Arbeitskräfte für internationale Recruiter nicht unbedingt im Mittelpunkt des Interesses“, teilten die Studienautoren mit. Für hiesige Arbeitskräfte ist diese Entwicklung jedoch duchaus auch Ergebnis eines für sie positiven Trends. Denn der naheliegende Grund für die sinkende Bereitschaft zum Expat-Dasein ist den Angaben zufolge „die Stärke und Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes mit seit Jahren niedrigen Arbeitslosenquoten und einem zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitern.“
Einige Länder reizen deutsche Fachkräfte aber weiterhin. Dies sind die Top 10 der Staaten, für die Deutsche ins Ausland gehen würden:
In diesen Ländern würden Deutsche gern arbeiten
Für die aktuelle Ausgabe der Untersuchung „Decoding Global Talent“ wurden laut StepStone 9002 Arbeitnehmer aus Deutschland befragt. Die Online-Erhebung fand im Herbst 2020 statt. Die Teilnehmer wurden dabei auch nach den beliebtesten Ländern für einen Auslandsjob gefragt. Auf Platz zehn landete den Angaben zufolge Frankreich. Es ist damit in der Gunst der Deutschen gesunken. Bei der vorherigen Ausgabe der Studie 2008 hatte es noch für Platz acht gereicht. Nur noch jeder zehnte Befragte würde laut StepStone für den Job nach Frankreich ziehen (Mehrfachnennungen waren möglich).
Der Brexit und möglicherweise auch die schlechte Lage im Gesundheitswesen haben das Vereinigte Königreich zu einem Verlierer der Rangliste gemacht. In der vorherigen Ausgabe von „Decoding Global Talent“ hatte das Land mit dem Finanzplatz London auf Platz drei gelegen. Nun reichte es mit 13 Prozent nur noch für Platz sechs.
In diesem Ranking wird ein Trend bemerkbar. Deutsche Arbeitnehmer zieht es entweder in ein englischsprachiges Land oder sie bevorzugen ein nahegelegenes Ziel in Europa. Jeder fünfte Befragte (21 Prozent) könnte es sich der Erhebung zufolge vorstellen, für den Job in die USA zu ziehen. Damit verschlechterten sich die Vereinigten Staaten jedoch um zwei Plätze und mussten die Spitzenposition aus der 2018 veröffentlichten Umfrage räumen. Ein Grund könnte die noch unsichere Abwahl des US-Präsidenten Donald Trump gewesen sein. Die Wahl fand im selben Monat wie die Erhebung statt.