Blackrock, JP Morgan und die Deutsche Bank – immer mehr Unternehmen zwingen ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro. Die Begründungen klingen meistens gleich: Das Büro als zentraler Ort des gemeinsamen Arbeitens soll für persönlichen Austausch sorgen, Verbindungen aufbauen und dazu führen, dass die Unternehmenskultur gestärkt wird. Die neuen Regelungen sollen außerdem Unterschiede zwischen Teams ausgleichen, die während der Pandemie entstanden sind.
Hinter dieser Maßnahme stecken aber oft noch ganz andere Gründe. Im Fall der Deutschen Bank ist bekannt geworden, dass mit der verschärften Homeoffice-Regelung eine ineffiziente Nutzung der Immobilien verbessert werden soll. Deshalb ist es Beschäftigten jetzt nur noch erlaubt, einen der beiden Randtage, Montag oder Freitag, für mobiles Arbeiten zu nutzen.
Bei anderen Unternehmen geht es um die Rückgewinnung von Kontrolle unter der Annahme, dass im Homeoffice viel Produktivität verloren geht. Die Studienlage dazu sieht aber anders aus und beweist, dass es im Homeoffice zu mehr Flow-Momenten kommen kann. Was bringt also ein strenges Back-to-Office? Wie zuletzt bei der Deutschen Bank vor allem sehr viel Unmut bei der Belegschaft.
Mitarbeiter bekommen Gefühl, dass Chefs ihnen misstrauen
Der Ruf zurück an den Schreibtisch wird von vielen Mitarbeitenden als Misstrauen gegenüber der eigenen Arbeitsleistung bewertet und macht die Vereinbarung von Privat- und Berufsleben wieder deutlich komplizierter. Der Unternehmenskultur hilft es auch nicht. Im Gegenteil, statt einer motivierten Belegschaft kann es nicht nur Kritik, sondern sogar Kündigungen hageln.
Dass mehr Flexibilität mit einem höheren Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber einher geht und so die Unternehmenskultur stärkt, anstatt sie zu schwächen, beweist eine aktuelle Studie. Laut dem Beratungsunternehmen Gartner sinkt das Verbundenheitsgefühl von Mitarbeitenden mit geringer Flexibilität auf 18 Prozent, bei Mitarbeitenden mit großer Freiheit fühlt sich hingegen mehr als jede und jeder Zweite (53 Prozent) dem Unternehmen zugehörig.
Das hat beispielsweise die DZ Bank verstanden. Co-Chef Cornelius Riese verkündete zuletzt, dass er die seit 2020 eingeführten Homeoffice-Quoten beibehalten werde und die Rückkehr zur Präsenzkultur für die „alte Welt“ halte. Für eine völlige Flexibilisierung ist er hingegen auch nicht. Vielmehr traut er den jeweiligen Führungskräften und Teams zu, dass sie eine zu ihnen passende, gute Balance finden. Damit macht er schon vieles richtig, denn so unterschiedlich die Bedürfnisse eines jeden einzelnen Mitarbeitenden sind, so entwickelt auch jedes Team seine eigene Dynamik. Deshalb ist es viel sinnvoller, Mikrokulturen zu fördern. Das sind die Personenkreise, in denen die Unternehmenskultur tatsächlich gelebt wird. Alles andere, die große Vision, ist wichtig als Leitstern und Orientierung, aber ausgehandelt wird sie im täglichen Miteinander.
Team-Events stärken Zusammenhalt oft mehr als Präsenz im Büro
Daher sei es wichtig, so die Studie, Offsites zu fördern, also dezentrale Team-Events, bei denen sich die Belegschaft für einen oder mehrere Tage an einem Ort außerhalb des üblichen Arbeitsplatzes trifft, anstatt wie gewohnt im Büro zu arbeiten. Aber auch das will gekonnt sein.
Für den Erfolg eines Team-Offsites ist es entscheidend, dass alle wissen, was damit erreicht werden soll und sich entsprechend vorbereiten können. Das Programm sollte ebenfalls gut durchdacht sein und neben geplanten Teambuilding-Maßnahmen genug Raum für Pausen und informellen Austausch lassen. In lockeren Gesprächen wird plötzlich klar, warum ein Kollege in Meetings etwas gehetzt wirkt und einer anderen Kollegin der Small-Talk schwerfällt. Man lernt sich abseits von beruflichen Rollen, eng getakteten Meetings und Deadlines kennen. Das fördert viel Verständnis füreinander und schweißt zusammen. Insgesamt viel förderlicher als jede erzwungene Begegnung im Büro.
Was für Team-Offsites gilt, ist auch relevant für gemeinsame Bürotage. Wenn diese sinnvoll geplant sind, weil dort persönliche Gespräche mit der Führungskraft stattfinden, regelmäßige Feedbackgespräche und gut vorbereitete Meetings, werden sich Mitarbeitende gerne an einigen Tagen in der Woche dort einfinden. Im Zweifel einfach mal die einzelnen Teams befragen, welche Vorteile sie für ihre Zusammenarbeit darin sehen, an einem zentralen Ort zusammenzukommen und dann machen lassen. Mitarbeitende sind mündige Erwachsene und als solche sollte man sie behandeln. Dann klappt es auch mit der Unternehmenskultur.