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Wochenrückblick Höllenfahrt an den Börsen

Crash, Panik, Erholung - an den Finanzmärkten geht es in dieser Woche turbulent zu. Außerdem: Schuldenschnitt für die Ukraine

Das große Börsenbeben

Entsetzte Blicke: Auch an der Wall Street gab es in dieser Woche extreme Ausschläge - Foto: Getty Images
Entsetzte Blicke: Auch an der Wall Street gab es in dieser Woche extreme Ausschläge - Foto: Getty Images

Die Aktienmärkte haben sich in dieser Woche auf eine wilde Achterbahnfahrt begeben. Zu Wochenbeginn ging es in Frankfurt und anderen Börsenplätzen steil bergab mit den Notierungen. Der deutsche Leitindex Dax notierte zeitweise 7,5 Prozent im Minus, konnte die Verluste bis zum Handelsschluss aber verringern. Trotzdem machten Befürchtungen vor einem großen Crash die Runde.

Sorge bereitet den Investoren vor allem die wirtschaftliche Lage Chinas. Das Wachstum in der Volksrepublik hat sich verlangsamt und die Frage steht im Raum, ob es zu einem richtigen Konjunktureinbruch kommt. Eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft würde die Weltwirtschaft massiv treffen. Der Shanghai-Composite-Index verlor am Montag mehr als acht Prozent und auch an den darauffolgenden Tagen ging es weiter bergab. Erst als die chinesische Zentralbank mit einer erneuten Zinssenkung eingriff, beruhigten sich die Finanzmärkte wieder.

Auch der Dax in Frankfurt erholte sich von seinem Montagsschock. Am Donnerstag kletterte das deutsche Aktienbarometer wieder über die Marke von 10.000 Punkten. Bereits am Wochenbeginn hatten viele Analysten den Kurssturz als übertrieben bezeichnet. Mit den Fundamentaldaten sei dieser Einbruch nicht zu erklären. Der Herdentrieb war wohl übermächtig. Außerdem mussten große institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherer, die bei risikobehafteten Anlagen wie Aktien strengen Richtlinien unterworfen sind, die Reißleine ziehen.

DAX Index

DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

Der Kurseinbruch zwang selbst Apple-Chef Tim Cook zu einer ungewöhnlichen Aktion. Da das Wachstum des iPhone-Herstellers zuletzt vor allem vom China-Geschäft geprägt war, musste Cook angesichts der Befürchtungen um die chinesische Konjunktur mit einem empfindlichen Dämpfer an der Börse rechnen. Also schrieb er eine Art offenen Brief an den befreundeten TV-Moderator James Cramer: „Ich bekomme täglich Updates über unsere Geschäftsentwicklung in China, so auch heute, und ich kann Ihnen sagen, dass wir weiter starkes Wachstum in China im Juli und August verzeichnen“, heißt es in dem Schreiben. Die Geschäftsentwicklung bezeichnete er als beruhigend. Die Mail verfehlte ihre Wirkung nicht: Die Apple-Aktie erholte sich rasch von ihrem anfänglichen Absturz.

Zur Beruhigung der Gemüter trug auch der US-Notenbanker William Dudley bei. Er stellte die für September erwartete Zinserhöhung in den USA wieder infrage, da die Risiken für die US-Konjunktur durch die Probleme in China gestiegen seien. Er wolle erst neue Wirtschaftsdaten abwarten, sagte der Präsident der New Yorker Fed. Eine Zinswende scheine „weniger zwingend zu sein als noch vor ein paar Wochen“, so Dudley.

Die Angst vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft belastet seit Wochen auch die Rohstoffpreise. Der Ölpreis ist seit Anfang August auf Talfahrt. Am Donnerstag folgte auch hier die Wende: Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 4,4 Prozent.

Beruhigt sich die Lage nun wieder, können Anleger also wieder gelassener auf die Kurse schauen? Wohl kaum, die Volatilität an den Finanzmärkten wird hoch bleiben. Investoren brauchen starke Nerven.

Atempause für die Ukraine

Die Ukraine steht politisch und finanziell am Abgrund
Die Ukraine steht politisch und finanziell am Abgrund - Foto: Getty Images

Die von der Staatspleite bedrohte Ukraine kann durchatmen: Die Regierung in Kiew einigte sich mit einer Gruppe privater Gläubiger auf einen Schuldenerlass von etwa 3,6 Mrd. Dollar. Damit verbleiben noch gut 15 Mrd. Dollar Schulden, die das vom Krieg in der Ost-Ukraine gezeichnete Land bedienen muss. Allerdings muss die Ukraine für diese Schulden in den kommenden vier Jahren keine Tilgungsraten zahlen.

Mit der Einigung wird der Weg geebnet für dringend benötigte Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds. IWF-Chefin Christine Lagarde lobte die konstruktive Haltung der Regierung und der Investoren. Allerdings müssen mindestens 75 Prozent der Gläubiger der Einigung noch zustimmen.

Angeführt wird die Investorengruppe von der Investmentgesellschaft Franklin Templeton, die stark in der Ukraine engagiert ist. Der Fondsanbieter investiert gerne in instabile Länder wie die Ukraine. „Die Ukraine bietet auf lange Sicht enormes Potenzial“, sagte Fondsmanager Michael Hasenstab 2014 im Capital-Interview. Etwa 7 Mrd. Dollar hatte er 2011 in Staatsanleihen des Landes gesteckt. Franklin Templeton hält damit knapp zehn Prozent der ukrainischen Auslandsschulden und etwa 50 Prozent aller Staatsanleihen.

Viel Geld für die Ukraine aber wenig für die Templeton-Fonds: Die Ukraine-Anleihen gehören nicht zu den zehn größten Positionen im populären Templeton Global Bond Fund.

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