Anzeige

Aktien Dax-Absturz – Crash oder Korrektur?

Ausverkauf an den Börsen: Analysten und Ökonomen bleiben trotzdem gelassen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Marktlage.
Auch Dax-Konzerne bieten keine garantierte Sicherheit (Foto: Deutsche Börse AG)
Kurssturz an der Frankfurter Börse - Foto: Deutsche Börse

Seit Tagen steht der Dax unter Druck. Am Montag rutschte der Deutsche Aktienindex deutlich unter die Marke von 10.000 Punkten. In der Spitze verlor der Leitindex sogar 7,5 Prozent. Grund sind die Sorgen vor einem Einbruch der chinesischen Wirtschaft nach den anhaltenden Kursstürzen an den Aktienmärkten in Shanghai und Shenzhen. „Wir sind mitten in einer Panikattacke und China ist das Epizentrum“, schreiben die Experten von JP Morgan Cazenove.

Droht nun eine große Weltwirtschaftskrise und übernehmen die Bären an den Finanzmärkten das Kommando?

Analysten und Volkswirte halten die Sorgen für übertrieben. „Was wir sehen, ist eine Korrektur und nicht der Start eines Bärenmarkts“, schreibt etwa Carsten Roemheld von der Fondsgesellschaft Fidelity in einem Marktkommentar. Die Schwankungen an den Aktienmärkten dürften aber zunehmen, sie seien in den vergangenen zwölf Monaten aber auch zu niedrig gewesen. Auch Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater glaubt nicht an einen Crash. Es könne durchaus sein, dass die Marke von 10.000 Zählern schon bald wieder durchbrochen werden könne.

Fondsmanager Robert Smith von Barings Asset Management bezeichnete die Dax-Reaktion als „völlig übertrieben“. „Nachdem sich die Situation in China stabilisiert hat, rechnen wir damit, dass deutsche Aktien sich wieder nach oben bewegen werden. Wir sehen bereits Einstiegschancen am Markt“, zitiert ihn das Finanznachrichtenportal Citywire.

DAX Index

DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

Warum stürzen die Kurse trotzdem so dramatisch?

Kapitalmarktstrategen und Volkswirte können sich noch so beruhigend äußern, der Herdentrieb ist einfach zu mächtig. Der Dax beschleunigte am Montag sein Abwärtstempo sogar noch. Am Montagnachmittag lag das Minus bei 5,5 Prozent, obwohl die Fundamentaldaten diesen Kurssturz nicht hergeben. Vor allem institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherer, die bei risikobehafteten Anlagen wie Aktien strengen Richtlinien unterworfen sind, ziehen die Reißleine. Sie verfügen über keine Puffer, Einbrüche am Aktienmarkt auszusitzen.

Übertreibungen sind an der Börse allerdings keine Seltenheit, wenn die Investoren alle in eine Richtung marschieren. Genau das ist momentan der Fall. Niemand mag eine Wette gegen den Markt eingehen aus Angst davor, den Einstieg zu früh gewagt zu haben. Mit der Herde zu laufen, ist dagegen risikolos – Hauptsache man steht nicht schlechter da als der Index. Dann bewegt man sich auf der sicheren Seite.

Wie stark wird der Kurssturz die chinesische Wirtschaft treffen?

Trotz des Börsencrashs bleiben die Experten auch für die chinesische Volkswirtschaft weiter optimistisch. Fidelity-Kapitalmarktstratege Roemheld geht davon aus, „dass wir es in China mit einer Abkühlung und nicht mit einem Einbruch zu tun haben“. Die Reformen würden fortgesetzt, wenn auch nicht in dem bisherigen Tempo. Die Abwertung des Renminbi sei Ausdruck einer Öffnung des Kapitalverkehrs. „Eine Panikreaktion auf die Wirtschaftsentwicklung sehe ich darin nicht.“

Ähnlich zurückhaltend äußerte sich auch Postbank-Chefökonom Marco Bargel: „Die chinesische Wirtschaft stürzt nicht ins Bodenlose.“ Er glaubt wie auch andere Experten, dass die Maßnahmen der chinesischen Regierung mit zeitlicher Verzögerung wirken würden.

FOCAM-Fondsmanager Thorsten Querg setzt weiterhin auf die Volksrepublik. „Wir glauben weiterhin an die Wirtschaftsaussichten Chinas und denken, dass chinesische Aktien weiterhin ein interessantes Langzeitinvestment darstellen“, sagte er gegenüber Citywire.

Welche Unternehmen trifft der Kurssturz am härtesten?

Schwächelt die chinesische Wirtschaft leiden darunter vor allem exportabhängige Branchen. Deutsche Unternehmen sind besonders auf den Export angewiesen und müssen daher bei einem chinesischen Abschwung auch mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Da auch andere Wachstumsmärkte derzeit keine Ausweichmöglichkeiten bieten, können die exportabhängigen Firmen die Lage in China nicht mehr kompensieren.

Die Aktien von Autobauern wie Volkswagen, BMW und Daimler stehen daher auf den Verkaufslisten. Die Abwertung der chinesischen Währung belaste die Margen der europäischen Autobauer in China und auf dem heimischen Markt, heißt es in einer Branchenstudie der Schweizer Bank Credit Suisse. Auch Siemens und BASF haben unter der chinesischen Schwäche stark zu leiden.

Neueste Artikel