Die Corona-Pandemie erwies sich als extremer Stresstest für jedes Bildungssystem. Manche Länder waren jedoch besonders schlecht auf die Krise vorbereitet. Das renommierte Hochschul-Ranking von „Times Higher Education“ (THE) führt in der Ausgabe für 2022 zwar weiterhin die Vereinigten Staaten auf Platz eins der Länder mit den meisten Spitzenuniversitäten in seinen Top 200. Das Ergebnis lag allerdings unter dem Niveau des Vorjahres. Einige US-Universitäten mussten laut dem britischen Monatsmagazin früh im Lockdown den Betrieb einstellen oder mit anderen Hochschulen fusionieren. Deutschland scheint hingegen vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen zu sein.
Beste Universitäten in Deutschland
THE führt die Bundesrepublik im Ranking der 1000 besten Hochschulen der Welt aktuell wie im Vorjahr mit 48 Bildungseinrichtungen. 22 schafften es in die Top 200. Nahezu alle der zehn Spitzenreiter hierzulande hielten nach Ausbruch der Pandemie ihre Platzierung oder konnten sich verbessern. Dabei schnitten insbesondere die Top-Unis aus Berlin gut ab.
Die besten deutschen Universitäten 2022

Die Universität Bonn hat sich im Deutschland-Ranking von THE um einen Platz verschlechtert. Sie fiel vom neunten auf den zehnten Rang. Auf der Gesamtliste belegte die Universität Bonn Platz 112. Ein entscheidender Unterschied zu den zehn besten Hochschulen der Welt fällt an ihrem Beispiel sofort ins Auge. An der deutschen Nummer zehn kommen laut dem Magazin im Schnitt 49,8 Studierende auf eine Lehrkraft. Das waren rund fünfmal mehr Studenten als in den globalen Top 10.

Platz acht teilten sich im Ranking für 2022 zwei deutsche Hochschulen. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen hielt auf dieser Position das Ergebnis des Vorjahres. Im globalen Ranking fiel sie einen Rang auf Platz 108. Die RWTH hatte sich in den Jahren zuvor kontinuierlich verschlechtert. Sie wies mit 55,5 Studierenden je Lehrkraft das schlechteste Verhältnis in den deutschen Top 10 auf. Das galt auch für die Zusammensetzung des Lehrkörpers. In dem kamen den Angaben zufolge auf eine Frau zwei Männer. Die RWTH war mit 45.628 Studierenden die mit Abstand größte Top-10-Hochschule des Landes.

Die RWTH Aachen teilte sich Platz acht mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die verschlechterte sich damit im Deutschland-Ranking um einen Platz. Auf der Gesamtliste fiel der Abwärtstrend gravierender aus. Die fünftälteste Universität der Bundesrepublik kam nach Rang 83 im Vorjahr nur noch auf Platz 108.

Es gab nach Ausbruch der Pandemie aber auch Überflieger im Bereich der Spitzenbildung. Dazu zählten die Experten von THE die Freie Universität Berlin. Sie verbesserte sich in den deutschen Top 10 vom zehnten auf den siebten Platz. Im globalen Ranking stieg die FU von Rang 118 auf 83. Auf 43,2 ihrer insgesamt 27.018 Studierenden kam statistisch betrachtet eine Lehrkraft. Beim Verhältnis können deutsche Hochschulen zwar nicht mit der internationalen Elite mithalten. Dafür sind hier im Gegensatz dazu auffallend oft Frauen im Lehrkörper in der Überzahl – so auch an der FU. Hier belief sich das Verhältnis Frauen zu Männern auf 61:39 Prozent.

Auf Platz sechs fand sich wieder eine Hochschule, die unter dem Ergebnis des Vorjahres geblieben ist. Die Universität Tübingen wurde von THE im Bundesvergleich einen Platz schlechter bewertet und kam auf Rang sechs. Weltweit wurde es Rang 78, dieselbe Platzierung wie in der Rangliste für 2021.

Neben der Freien Universität Berlin hat sich eine weitere Hauptstadt-Hochschule in den Top nach vorne geschoben. Die Humboldt-Universität zu Berlin verbesserte sich um einen Rang auf Platz fünf. International stieg die Bildungseinrichtung am Boulevard Unter den Linden um sechs Plätze auf Rang 74. Damit konnte sie zu dem Ergebnis vor Ausbruch der Pandemie zurückkehren. Den besten Wert hatte die Humboldt-Uni 2016 mit Rang 49 erzielt.

Die Charité hielt mit Platz vier das Ergebnis des Vorjahres. International verbesserte sich das Universitätsklinikum um zwei Plätze auf Rang 73. Das war das beste Ergebnis seit 2016, dem Debüt der Charité in dem Ranking von THE. Sie kam mit 64 Prozent auf den höchsten Frauenanteil unter den Lehrenden in den deutschen Top 10. Jede Lehrkraft unterrichtete den Angaben zufolge im Schnitt 18,7 der insgesamt 7998 Studierenden. Das war ein exzellenter Wert, den aber die Hochschule auf Platz drei noch unterbieten konnte.

Die Universität Heidelberg bleib in der Einschätzung der Analysten von THE die drittbeste Hochschule Deutschlands. Das internationale Ergebnis war mit Platz 42 ebenfalls unverändert. Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg wurde 1386 gegründet und ist die älteste Universität Deutschlands. Im Schnitt kamen zuletzt auf eine Lehrkraft nur 13,9 der insgesamt 19.530 Studierenden. Das war der beste Schnitt der deutschen Spitzengruppe.

An der Spitze der deutschen Top-Universitäten hat sich trotz der Pandemie nichts geändert. Die Technische Universität München belegte erneut Platz zwei. Im globalen Ranking reichte es dieses Mal für Platz 38, zwei Ränge besser als in der Liste für 2021. Exakt jeder dritte der 32.673 Studierenden kam aus dem Ausland. Das war der höchste Anteil der Top 10. Das Verhältnis von Frauen zu Männern lag hier den Angaben zufolge bei 37:63.

Die Ludwig-Maximilians-Universität München verteidigte im Ranking von „Times Higher Education“ erneut ihren Titel als beste Hochschule Deutschlands. International blieb mit Platz 32 ebenfalls alles beim Alten. Die LMU hat diese Platzierung seit 2019 inne. Das beste Ergebnis gelang 2015 und 2016 mit Rang 29. 2011 war die deutsche Spitzenuniversität, an der zuletzt 34.274 Studierende eingeschrieben waren, auf Rang 61 eingestiegen.