Es ist derzeit nicht ganz einfach, dem Nachrichtenstakkato beim Internetriesen Google zu folgen. Anfang der Woche lautet die Schlagzeile „Google kauft sich künstliche Intelligenz“. Am Donnerstag beherrschte dann der Verkauf des Handypioniers Motorola die Schlagzeilen. Und nach US-Börsenschluss veröffentlichte der Internetkonzern auch noch Geschäftszahlen.
Aber der Reihe nach: Für 400 Mio. - nach anderen Berichten vielleicht auch 500 Mio. Dollar -übernimmt Google das von dem früheren Schachwunderkind Demis Hassabis gegründete Unternehmen DeepMind. Offenbar kam die Suchmaschine dabei dem sozialen Netzwerk Facebook zuvor, dass ebenfalls an DeepMind interessiert gewesen sein soll. Der Kauf ist eine Investition in die Zukunft, denn was Hassabis Firma eigentlich macht, dürfte vielen Menschen ein Rätsel sein. Die Formulierung „Lernalgorithmen für alle Anwendungen“ ist jedenfalls erklärungsbedürftig.
Grob gesagt, geht es um eine selbst lernende Software – künstliche Intelligenz also. Damit wird auch deutlich, warum DeepMind in Googles Universum passt. Der Konzern hat sich seit 2012 die Dienste von Wissenschaftlern gesichert, die auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz arbeiten. Google hofft, das daraus später Anwendungen entstehen, die in der Lage sind, die durch Google-Dienste gesammelten Datenmengen zu verarbeiten.
Werbung hui, Geräte pfui
Ein anderes Unternehmen passte nicht mehr ins Portfolio: Motorola. Für 2,9 Mrd. Dollar verkaufte Google den erst 2012 für 12,5 Mrd. Dollar übernommenen Handyhersteller an den chinesischen Computerkonzern Lenovo. Auf den ersten Blick ist das ein riesiges Verlustgeschäft, doch der Aufschrei an der Börse blieb aus. Der Deal wurde sogar als cleverer Schachzug gefeiert. Trotz des Verkaufs behält Google nämlich die meisten Patente Motorolas und bereinigt obendrein sein Verhältnis zum südkoreanischen Samsung-Konzern, mit dem eine engere Zusammenarbeit vereinbart wurde. Samsung hatte damit gedroht, verstärkt eigene Software für das Google-Betriebssystem Android zu entwickeln.
Trotzdem bleibt festzuhalten, dass dem Suchmaschinenkonzern als Gerätehersteller bisher kein Erfolg beschieden war. Ob Lenovo die Marke Motorola reanimieren kann, muss sich auch erst noch zeigen. Der Marktanteil des Handyherstellers liegt derzeit bei weniger als ein Prozent. Daran hat auch Google nichts geändert.
Kerngeschäft Googles ist derzeit noch die Werbung. 3,4 Mrd. Dollar verdiente der Konzern im letzten Quartal, trotz der Verluste bei Motorola. Während bei Google die Werbeinnahmen sprudeln, kämpft der ewige Konkurrent Yahoo mit rückläufigen Umsätzen. Konzernchefin Marissa Mayer muss die Aktionäre um Geduld bitten: „Das Unternehmen aufzubauen, das wir uns vorstellen, wird Jahre dauern“, sagte sie. Doch ob ihr diese Zeit bleibt? Die Skepsis wächst jedenfalls, ob mit Mayer die richtige Frau an der Spitze des Unternehmens steht.
Ihre Bilanz ist auch im Vergleich mit einem anderen Konkurrenten ernüchternd. Facebook konnte seinen Umsatz dank der sprudelnden Werbeerlöse um 63 Prozent auf 2,6 Mrd. Dollar im letzten Quartal gegenüber dem Schlussmonaten 2012 steigern. Der Nettogewinn kletterte von 64 Mio. Dollar auf 523 Mio. Dollar. An der Börse wurden die Facebook-Zahlen sehr gut aufgenommen. Ganz anders als bei Apple: Mit seinen Quartalszahlen verfehlte der iPhone-Hersteller die Erwartungen der Börsianer – trotz Rekordumsätzen. Die Aktie fiel zeitweise unter die Marke von 500 Dollar.
Sorge um Schwellenländer
Im Vergleich zu den Schwellenländern hat der Computerkonzern aber Luxusprobleme. Die Währungen von Ländern wie der Türkei, Indien, Argentinien und anderen gerieten massiv unter Druck. Mit zum Teil drastischen Leitzinserhöhungen hielten die Notenbanken dagegen. Doch der Effekt verpuffte rasch. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner wittert eine Verschwörung von Banken und Konzernen gegen ihr Land. Bei nüchterner Betrachtung sind die Probleme jedoch hausgemacht.
Das türkische Wirtschaftswunder war beispielsweise jahrelang abhängig vom Zufluss ausländischen Kapitals. Nachdem die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel wieder ein wenig strafft, ziehen Investoren ihr Geld ab und die Probleme der türkischen Volkswirtschaft kommen wieder zum Vorschein. Ökonomen empfehlen den Ländern daher Reformen, um ihre Schwächen zu überwinden. Dann ist auch wieder Wachstumspotenzial vorhanden.