Facebook: weniger Werbung, weniger Wachstum
Für die Aktie des sozialen Netzwerks war der Donnerstag dieser Woche kein guter Tag. Das an der Technologiebörse Nasdaq notierte Papier verlor 5,6 Prozent an Wert, obwohl Facebook im abgelaufenen dritten Quartal Erlös und Gewinn erheblich steigern konnte. Aber die Investoren schauen bekanntlich ja nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft. Und da hielt das Unternehmen alarmierende Nachrichten für sie bereit.
Denn Facebook sagt ein langsameres Wachstumstempo bei den Werbeeinnahmen voraus. Finanzchef David Wehner erklärte, dass den Kunden nicht unbegrenzt Werbung zugemutet werden könne. Statt Online-Werbung will das Netzwerk verstärkt auf Videowerbung setzen, die mehr Geld einbringt. Aber dieser Geschäftszweig muss noch ausgebaut werden.
Nicht eben begeistert reagierten die Anleger auch auf die Ankündigung des Konzerns, 2017 werde ein „agressives Investitionsjahr“. Facebook will Softwareentwickler einstellen und Geld in seine Rechenzentren stecken. Das könnte teuer werden und den Gewinn des Unternehmens belasten.
Allzu große Sorgen müssen sich die Investoren um Facebook aber wohl nicht machen. Die Nutzerzahlen wachsen stetig: Ende September nutzten 1,79 Mrd. Menschen weltweit die Dienste des Konzerns. Und die Zahl der mobilen Nutzer knackte erstmals die Milliardengrenze. Und ein Konkurrent ist derzeit nicht in Sicht.
Adidas: letzte Chance für Reebok
Kasper Rorsted steht erst seit fünf Wochen an der Spitze von Adidas. Auf eine mehrmonatige Einarbeitungszeit verzichtet der von Henkel gekommene Spitzenmanager. „Ich bin sehr glücklich, CEO eines Unternehmens zu sein, das in so guter Verfassung ist“, sagte der Däne zwar zum Einstand, aber die Baustellen des Sportartikelherstellers will er zügig angehen.
Vor allem die Probleme bei der US-Tochter Reebok nimmt Rorsted in Angriff. Die Profitabilität von Reebok liege deutlich unter dem Konzerndurchschnitt, sagte er. „Wir müssen nochmal in den Trainingsraum und unsere Anstrengungen verdoppeln.“ Die Amerika-Tochter soll künftig eigenverantwortlich geführt werden und mit weniger Mitarbeitern auskommen. Auch die Reebok-Zentrale bei Boston wird zugunsten eines Standorts im Zentrum der Stadt aufgegeben.
Damit ist aber auch klar, dass der neue Adidas-Chef an der US-Marke festhält. Immer wieder war auch über einen Verkauf spekuliert worden. Ausgeschlossen ist das auch jetzt nicht. Hat Rorsted mit den Umbauarbeiten Erfolg, kann er sich immer noch überlegen, Reebok zu verkaufen – für einen höheren Preis.
An der Börse wurde die Adidas-Aktie am Donnerstag abgestraft. Obwohl der Dax-Konzern Umsatz und Gewinn im dritten Quartal deutlich steigern konnte, hatten die Anleger mehr erwartet. Deshalb nutzten einige Investoren die Gelegenheit und trennten sich von dem Titel.
Crédit Suisse: An roten Zahlen vorbeigeschrammt
Die Schweizer Großbank Crédit Suisse hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Doch Konzernchef Tidjane Thiam hat wie er selbst sagt noch einen weiten Weg vor sich, bevor er Vollzug melden kann. Vorerst schrammte die Bank nur durch den Verkauf einer denkmalgeschützten Immobilie in Zürich im dritten Quartal an roten Zahlen vorbei. Einen Nettogewinn von 41 Mio. Euro weist das Kreditinstitut aus. Im Vergleichsquartal des Vorjahres waren es 95 Prozent mehr.
Trotzdem hält Thiam an dem eingeschlagenen Weg fest. Der Bankchef will vor allem das Geschäft mit vermögenden Privatkunden ausbauen und setzt hier insbesondere auf Asien. Doch der Vorsteuergewinn der Sparte ist deutlich geschrumpft. Zwar spülte die reiche Kundschaft viel Geld in die Kassen der Bank, nur verdient sie an ihnen immer weniger.
Die Crédit-Suisse-Aktie verlor mehr als fünf Prozent. In den letzten zwölf Monaten hat die Aktie mehr als 45 Prozent an Wert eingebüßt. Viel Arbeit für den als Hoffnungsträger gestarteten Thiam, der die Aktionäre von seiner Strategie überzeugen muss.
Brexit: Das Parlament darf mitreden
Die Regierung von Premierministerin Theresa May hat vor Gericht eine schwere Schlappe erlitten. Nach einem Urteil eines Londoner Gerichts muss sich das britische Parlament mit dem Austritt aus der Europäischen Union befassen. Das betrifft vor allem den Artikel 50 des EU-Vertrags, der den Austritt eines Landes aus der Staatengemeinschaft regelt. May will im kommenden Frühjahr dem Europäischen Rat mitteilen, dass Großbritannien die EU verlassen werde. Danach bleiben zwei Jahre Zeit, um die Austrittsmodalitäten auszuhandeln und die künftigen Beziehungen zu regeln.
Mit der Gerichtsentscheidung steht dieser Zeitplan infrage. May wollte das Parlament umgehen, auch weil eine Mehrheit für den Austritt nicht sicher ist. Selbst in der eigenen konservativen Fraktion ist die Mehrheit der Abgeordneten für den Verbleib in der EU. Die Premierministerin hat daher immer betont, dass sie gewillt sei, das Ergebnis des Brexit-Referendums aus dem Juni zu respektieren und auf dieser Grundlage zu handeln.
Auch nach der Gerichtsentscheidung bleibt die Regierung bei dieser Linie. Eine Sprecherin Mays betonte, dass die Regierung an ihrem Zeitplan festhalten werde. Juristischen Beistand erhofft sich die Premierministerin vom Obersten Gerichtshof des Landes, der sich nun mit dem Fall befassen soll. Einen Termin soll es im Dezember geben.
Vorerst müssen alle mit der Unsicherheit leben. Notenbankpräsident Mark Carney sieht in dem Austrittsprozess ohnehin noch eine Vielzahl von Unwägbarkeiten für Großbritannien. „Ich sehe das Gerichtsurteil als ein Beispiel für diese Unsicherheiten“, sagte der Chef der Bank of England.
Im für May ungünstigsten Fall könnte sie sich genötigt sehen, Neuwahlen auszurufen, um sich eine Brexit-Mehrheit im Parlament zu sichern. Aber vielleicht muss sie das ja gar nicht. Denn auch die Abgeordneten wissen, dass die Mehrheit der Briten den Austritt will. Es könnte ihre Wiederwahl gefährden, wenn sie sich gegen ihre Wähler stellen. Eine gemeinsame Linie von Regierung und Parlament ist also durchaus möglich. Aber vielleicht wird der Brexit dann nicht so hart ausfallen wie von May angekündigt.