Der enorme Gehaltssprung in den Vorstandsetagen der deutschen Spitzenunternehmen fand 2022 laut EY ein jähes Ende. Das Beratungsunternehmen meldete nach dem Plus von 24 Prozent im Vorjahr zuletzt einen leichten Rückgang von 0,8 Prozent bei den Gehältern der Vorstände deutscher Spitzenunternehmen (Dax, MDax und SDax). Allerdings waren die Top-Manager teils sehr unterschiedlich betroffen. Sieben Fakten aus dem „Mixed Leadership-Barometer 2022“:
1. Die Krise kommt in Vorständen an
Vorstandsmitglieder der führenden Unternehmen (einschließlich CEOs) erhielten laut dem Bericht 2022 im Durchschnitt eine Gesamtvergütung von jeweils 2,39 Mio. Euro. Das bedeutete den Angaben zufolge ein leichtes Minus von 0,8 Prozent (2021: 2,41 Mio. Euro). Die Last war jedoch sehr ungleich verteilt.
2. Vorstandsvorsitzende kaum betroffen
Bei Vorstandsvorsitzenden sank die Vergütung laut EY lediglich um 1,7 Prozent auf 3,2 Mio. Euro. Bei den „einfachen“ Vorstandsmitgliedern wurde hingegen mit minus 8,3 Prozent ein starker Rückgang registriert.
3. Frauen verdienten mehr als Männer
Etwas besser standen Top-Managerinnen da. Ihre Gesamtvergütung verringerte sich laut dem Bericht um 0,2 Prozent auf durchschnittlich gut 2,42 Mio. Euro. Bei den männlichen Kollegen waren es minus 0,4 Prozent auf 2,07 Mio. Euro. „Bereits im achten Jahr lag 2022 die Gesamtdirektvergütung der Frauen oberhalb der ihrer männlichen Kollegen in vergleichbaren Positionen“, informierte das Beratungsunternehmen. „Der Gehaltsvorsprung weiblicher Vorstandsmitglieder stieg zudem leicht von 348.000 auf 352.000 Euro.“ CEO-Bezüge wurden hier ausgeklammert, da es weiterhin nur sehr wenige Frauen auf diesem Posten gibt.
4. Dax besonders betroffen
Der Gehaltsrückgang für Vorstände traf den Angaben zufolge insbesondere Dax-Konzerne. EY meldete minus 7,3 Prozent bei weiblichen Vorständen und minus 8,7 Prozent bei Männern. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme und stark gestiegene Energiepreise hätten die Prognosen gedämpft. „Da im Dax variable Gehaltsbestandteile eine besonders große Rolle spielen, waren die Einbußen entsprechend deutlich.“
5. MDax-Vorstände verdienen mehr
Ein völlig anderes Bild bot sich laut EY im MDax. Dort stieg die Vorstandsvergütung um 9,4 Prozent auf 1,54 Mio. Euro für Frauen beziehungsweise um 7,0 Prozent auf 1,59 Mio. Euro für Männer.
6. Lage im SDax noch besser
Noch einmal deutlich positiver fiel die Gehaltsentwicklung für Vorstände von SDax-Unternehmen aus – allerdings nur für Männer. Sie verdienten laut dem Bericht verglichen mit dem Vorjahr elf Prozent mehr. Die Gesamtvergütung weiblicher Vorstandsmitglieder sei hingegen um 20 Prozent eingebrochen. Statt 178.000 Euro vor den männlichen Kollegen lagen die Top-Managerinnen im SDax nun 156.000 Euro zurück.
7. Warum verdienen Managerinnen mehr?
Der Gehaltsvorsprung von Top-Managerinnen ist offenbar die Folge besserer Leistung. Rund zwei Drittel der Vergütungen sei im Dax auf variable Gehaltsbestandteile entfallen. „Daraus lässt sich folgern, dass die weiblichen Vorstandsmitglieder tendenziell die ihnen vom Aufsichtsrat gesetzten Ziele in höherem Maß erreicht haben als ihre männlichen Kollegen“, hieß es.