Der erste Schultag für unsere neuen ukrainischen Familienmitglieder war ein wunderbarer Tag. Drei Mütter, davon eine schwanger, ihre vier Kinder, meine vier Kinder, meine Frau und ich machten uns morgens auf den Weg in unsere Waldorfschule. Alle waren natürlich ein bisschen aufgeregt: Wird es mit der Sprache klappen? Sind die Lehrer und Lehrerinnen, die Mitschüler und Mitschülerinnen nett? Werden unsere ukrainischen Kinder ihre Mamis vermissen?
Als wir dann um kurz vor acht auf dem Schulgelände eintrafen, wurden wir alle herzlich willkommen geheißen: Die Lehrer sowie einige Verwaltungsmitarbeiterinnen standen draußen und der Vorstand der Schule war da. Mein Patenkind brachte noch einen Schulranzen, Mäppchen, Stifte und Blöcke für die Kinder. Und dann ging es um acht Uhr schon los. Kurzer Abschied und ein mutiger Start in ein neues Abenteuer - für die gesamte erweiterte Schulgemeinschaft.
Die drei Mütter habe ich dann zur Ausländerbehörde gefahren, wo unsere Mitorganisatorin der Hilfsaktion Eugenie Wirz sie empfing, um die Anmeldung zur Krankenversicherung und weiteres zu regeln. So etwas kann nun einfacher als bislang erledigt werden.
Um 10:15 Uhr haben meine Frau und ich die Kinder von der Schule abgeholt. Wir empfingen drei strahlende Kinder. Die beiden Drittklässler kamen hüpfend aus dem Schulgebäude. Ihre Mütter schrieben mir am Abend, dass die Kinder sehr glücklich waren und sich schon auf den nächsten Tag freuen würden. Ein großes Dankeschön geht an unsere Schule, die hier schnell, pragmatisch und unkonventionell entschieden hat. Obwohl wir schon sehr volle Klassen haben, war es für die Schulleitung und die Lehrerschaft klar, 17 Kinder aus der Ukraine aufzunehmen. Die Lehrer und Lehrerinnen haben die schwere Situation Weltklasse und mit viel Herz gemeistert! Ich kann das nicht genug würdigen und mich berührt das sehr.
Dies ist ein großartiger Schritt in Richtung Integration: Die Kinder lernen unsere Sprache, sie haben eine Aufgabe, sie finden Freunde, sie lernen, sie entwickeln sich weiter, sie haben Spaß. Und die drei Mütter haben jetzt am Vormittag Zeit für den Deutschkurs, die Arbeitssuche oder einfach mal Zeit zusammen einen Kaffee ohne Kinder in der Stadt zu trinken.