Wie zu viel Schokolade.
Wie sich verstecken.
Wie ein Lieblingslied im Radio hören.
Wie eine gute Geschichte.
Wie laut lachen.
Wie wunderbare Stille.
Wie allein sein.
Wie zusammen sein.
Alles auf einmal, ich habe Zeit, keiner verfügt über dich, zerrt an dir, keiner will etwas, keiner stört. Und gleichzeitig weiß ich, dass der Zauber dieses Lebens natürlich darin liegt, dass es begrenzt ist, dass es endlich ist.
Das ist die Spielregel.
Was ändert sich?
Ist es wie nach einer großen Reise?
Wie nach einem Unfall?
WAS WIRD BLEIBEN?
Das waren die Zeilen, die ich 2011 an eine Freundin schrieb, die wissen wollte, wie mein Sabbatical ist.
Ich hatte einfach eine Liste gemacht, wie ein Brainstorming, das aus mir herausfloss. Seit einigen Monaten war ich in Harvard, und das Leben dort hatte sich vor mir aufgeklappt wie ein Bilderbuch. „Die ersten Wochen wirst du nur im Cordjackett über den Campus schlurfen und dich cool fühlen“, sagte ein Freund vor der Abreise. Genauso war es. Beziehungsweise: Ich bin fünf Monate über den Campus geschlurft und habe mich cool gefühlt.
Als ich die Zeilen für unsere Titelgeschichte (Seite 70) hervorkramte, zuckte ich kurz zusammen. Ich fand sie, nun ja, ein wenig kitschig. Andererseits waren sie vor allem eines: authentisch. Und dann las ich da diese Frage: „Was wird bleiben?“ Es ist die wichtigste Frage nach einem Sabbatical, die Frage, ob diese Auszeit uns nachhaltig verändert – oder ob wir unseren Kollegen mit dem Ach-wie-schön-war-Panama-Gequake nur auf den Keks gehen.
Wenn ich diese Frage heute beantworte, fällt mir als Erstes auf, dass ich vergessen habe, dass ich sie mir einst gestellt hatte. Ich habe mir mehr vorgenommen, als ich eingehalten habe. Gelassener wollte ich werden – auch wenn man für den Job brennt. Nicht immer gelingt mir das. Mein Buch: habe ich nicht fertig geschrieben. Sport: mache ich immer noch zu wenig. Was ich mir erhalten habe: Ich lese immer noch den „Esquire“. Und außerdem bewahre ich einen klammheimlichen Wunsch, den ich nur selten verrate: den Wunsch nach dem nächsten Sabbatical.
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Foto: © Trevor Good