Das Werben um ausländische Fachkräfte ist in der Corona-Pandemie besonders kompliziert geworden. Viele Menschen haben einen geplanten Auslandsaufenthalt wegen der Krise verschoben und überlegen sich den Umzug in die Ferne nun besonders gut. Stimmen dann aber auch Bezahlung, Karrierechancen oder Lebensqualität nicht, wird ein potenzielles Gastland endgültig unattraktiv.
Internations ist ein Netzwerk für Menschen, die im Ausland leben und arbeiten. Es hat zum siebten Mal seine Studie „Expat Insider“ zu den besten und den schlechtesten Zielen veröffentlicht. Sie zeigt: Während der Covid-19-Krise konnten einige Länder in der Gunst von Expats steigen. Andere sind im internationalen Vergleich abgestürzt. Jedes zweite der zehn am schlechtesten bewerteten Länder war 2021 neu in der Schlussgruppe (dieser Vergleich bezieht sich auf die 2019 veröffentlichte Studie; Internations hat 2020 lediglich ein Städte-Ranking veröffentlicht).
Schlimmste Länder für Auswanderer
Internations hat nach eigenen Angaben rund vier Millionen Mitglieder. 12.420 von ihnen haben sich laut der Organisation vom 7. bis 31. Januar 2021 an der Online-Umfrage zur Expat-Studie beteiligt. Die Teilnehmer lebten in 186 Ländern und Territorien. Mindestens 50 Befragte waren notwendig, damit ein Staat in der Rangliste berücksichtigt wurde. Daraus ergab sich ein Ranking aus 59 Ländern. Die Expats bewerteten ihr Gastland anhand von 37 Faktoren aus den Hauptkategorien Lebensqualität, Eingewöhnung im Gastland, Arbeit, Finanzen, Lebenshaltungskosten und allgemeine Zufriedenheit.
Wie schwer ein Land von Covid-19 betroffen war und wie es auf die Pandemie reagiert hat, war nicht dezidiert ein Faktor bei der Analyse. Er dürfte aber in der Bewertung des örtlichen Gesundheitssystems, der Sicherheitslage sowie der persönlichen Zufriedenheit eine Rolle gespielt haben.
Dies sind laut Internations 2021 die schlimmsten Länder für Auswanderer.
Schlechteste Länder für Expats 2021
Malta gehört zu den großen Verlierern der Expat-Studie 2021 von Internations. Es hatte 2019 unter 64 Ländern Platz 31 belegt. 2021 reichte es nur noch für Platz 50 unter 59 Staaten. Expats bemängelten vor allem die fehlende Lebensqualität auf der Inselgruppe im Mittelmeer. „Es gibt hier keine Natur, keine Grünflächen, nur wenig Infrastruktur für Kinder und zu viel Verkehr und Umweltverschmutzung“, kritisierte ein Umfrageteilnehmer aus Italien. Die Freundlichkeit der Einheimischen gegenüber Ausländern lässt nach Ansicht der Befragten ebenfalls zu wünschen übrig.
Indien kam auf den neuntletzten Platz des Rankings. Das hat nur bedingt etwas mit der Pandemie zu tun. 2019 war Indien bereits auf dem sechstletzten Rang gelandet. Der Subkontinent konnte Expats zumindest in einer Hinsicht überzeugen. In der Kategorie der persönlichen Finanzen erzielte er weltweit den vierten Platz. „82 Prozent der Expats in Indien sind mit ihrer finanziellen Lage zufrieden (versus 64 Prozent weltweit)“, berichtete Internations. Die Inder schnitten bei der Bewertung der Gastfreundschaft gegenüber Ausländern zudem überdurchschnittlich gut ab. Die als miserabel empfundene Lebensqualität (vorletzter Platz vor Kuwait) aber sorgte für eine schlechte Endnote. Neben Kritik an der Qualität von Luft und Wasser spielte dabei auch der Aspekt Sicherheit eine Rolle. Nur 29 Prozent der Expats in Indien attestierten ihrem Gastland politische Stabilität (weltweit: 64 Prozent).
Die Türkei gehörte 2021 zur Schlussgruppe der beliebtesten Länder unter Expats. Sie kam auf den 52. Rang (2019: Platz 60). Wenn es rein um die Arbeit im Ausland geht, gibt es laut den Befragten unter den 59 analysierten Staaten sogar kein schlechteres Land als die Türkei. Karrierechancen, Wirtschaftslage, Work-Life-Balance: In allen Aspekten gab es schlechte Noten. „Für Expats ist sehr schwierig, hier überhaupt eine Arbeitserlaubnis zu bekommen“, urteilte ein britischer Teilnehmer. Die Einheimischen machen diesen Frust ein Stück weit wett. Expats vergaben leicht überdurchschnittlich gute Werte für die Willkommenskultur und die Leichtigkeit, einheimische Freunde zu finden. Fehlende politische Stabilität war hingegen ein weiterer Kritikpunkt der Expats.
Zypern gehört zu den Absteigern der „Expat Insider 2021“-Studie. Es hatte 2019 auf Platz 45 und damit am Anfang des unteren Drittels gelegen. Nun reichte es nur noch für Rang 53. Auch für Zypern gab es sehr schlechte Noten für die Situation auf dem Arbeitsmarkt. „Es ist schwierig, hier Arbeit zu finden, und darum kann ich mir kein Studium leisten, ja, nicht einmal alle meine Lebenshaltungskosten“, klagte ein Expat aus Nepal. Wenigstens das Wetter konnte Zypern einige Pluspunkte einbringen.
Japan ist während der Corona-Krise im Expat-Ranking abgestiegen. Aus Rang 39 (unter 64 Ländern) in der Analyse 2019 ist 2021 Platz 54 geworden. Das Einleben fällt Ausländern besonders schwer. In dieser Kategorie bekam Japan den weltweit vorletzten Platz vor Kuwait. Nur fünf Prozent der befragten Expats fühlten sich in der Kultur ihres Gastlandes zu Hause (weltweit: 63 Prozent). Ausländer haben während der Pandemie von zunehmender Diskriminierung berichtet, einige Restaurants verwehrten ihnen gar den Zutritt. Die notorisch auf Konformität und extreme Überstunden getrimmte Arbeitswelt erhielt ebenso schlechte Noten wie die persönlichen Finanzen. Ein noch mieseres Abschneiden wurde durch Platz 21 bei der Lebensqualität verhindert. Die Befragten würdigten die Umweltqualität und die Sicherheit ihres Gastlandes. „In Japan ist die Kriminalitätsrate überall niedrig, und man ist auf den Straßen zu jeder Uhrzeit sicher“, sagte ein Brasilianer.
Für Ägypten sprechen laut dem Ranking nur die niedrigen Lebenshaltungskosten und die freundlichen Einwohner. Ansonsten scheint das nordafrikanische Land auf Platz 55 des Rankings (2018: Platz 49) nicht unbedingt ein Volltreffer zu sein. Bei der Lebensqualität landete Ägypten auf dem drittletzten Platz hinter Kuwait und Indien. Die rote Laterne unter 59 Ländern erhielt Ägypten für die digitale Infrastruktur. 34 Prozent der Befragten hatten Probleme, zu Hause einen schnellen Internetzugang zu bekommen (weltweit: zwölf Prozent). Sehr schlechte Werte für die Arbeitswelt rundeten das negative Bild ab.
Russland hat in der Expat-Studie seinen 56. Platz „gehalten“ (2019 waren allerdings fünf Länder mehr im Ranking vertreten). Arbeiten, Eingewöhnung, Lebensqualität: Die befragten Internations-Mitglieder zeigten sich wenig begeistert von ihrem Gastland. Selbst einfaches Recycling finde nicht statt, kritisierte ein Teilnehmer aus den USA. Die Sprachbarriere ist laut der Umfrage unter den analysierten Ländern nur in Japan höher. „Fast die Hälfte der Expats (48 Prozent) findet es schwierig, in einer russischen Stadt zu leben, ohne die Landessprache zu sprechen (vs. 29 Prozent weltweit)“, fassten die Autoren zusammen. Zumindest durchschnittliche Noten gab es für die Lebenshaltungskosten.
Das gute Wetter und die Natur scheinen laut „Expat Insider 2021“ so ziemlich die einzigen Pluspunkte zu sein, die für einen Umzug nach Südafrika sprechen. Die Lage hat sich laut der Analyse verschlechtert. 2019 hatte Südafrika in der Schlussgruppe auf Platz 13 gelegen. Jetzt war es der drittletzte Platz. Expats waren sehr unzufrieden mit ihrer Finanzlage und den Jobaussichten. Kriminalität war ein weiterer Minuspunkt. „Man ist auf den Straßen nicht sicher“, warnte ein Umfrageteilnehmer aus Äthiopien.
Viele deutsche Rentner träumen vom Lebensabend in Italien. Zumindest für berufstätige Expats kommt es aber häufig scheinbar einer Strafe gleich, in das südeuropäische Land versetzt zu werden. Es belegte im Ranking von Internations wie schon 2019 den vorletzten Platz. Bei den persönlichen Finanzen bildete Italien gar das Schlusslicht. 14 Prozent der Befragten waren mit ihrer finanziellen Lage sehr unzufrieden – doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Beim Aspekt der Arbeit im Ausland wurde Italien nur von der Türkei unterboten. „Es ist für Expats nicht einfach, einen Job zu finden – nicht einmal für hoch qualifizierte“, kritisierte ein Teilnehmer aus dem Iran. Mangelnde digitale Infrastruktur war ein weiterer Kritikpunkt. Selbst bei Wetter und Klima konnte Italien nur bedingt punkten. 71 Prozent der Expats zeigten sich zufrieden, gerade einmal fünf Prozentpunkte mehr als im internationalen Durchschnitt.
Das schlechteste Land für Expats bleibt laut Internations Kuwait. Es belegte zum siebten Mal binnen acht Jahren den letzten Rang. Die Befragten waren unzufrieden mit ihrem Job, ihrer Finanzlage, der Lebensqualität und der Gastfreundschaft. 44 Prozent fanden die Einheimischen unfreundlich gegenüber Ausländern. Weltweit sagten dies nur 18 Prozent der Teilnehmer. Für einige Ex-Verlierer gab es aber gute Nachrichten. Brasilien, das Vereinigte Königreich, Griechenland und Korea waren nicht mehr in der Schlussgruppe vertreten. Nigeria fehlte ebenfalls, war allerdings 2021 komplett aus dem Ranking gefallen (möglicherweise, weil nicht genügend Expats an der Umfrage teilgenommen hatten). Deutschland landete auf Platz 36, drei Ränge schlechter als 2019.