Kommunikations-GAU bei Airbus
Wer die Kommunikationsstrategie der Airbus-Manager in dieser Woche als ungeschickt bezeichnet, liegt wohl nicht ganz daneben. Für die Aktie ging es steil nach unten, weil Finanzvorstand Harald Wilhelm öffentlich über ein mögliches Ende der Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 sinnierte, wenn es keine ausreichende Geschäftsgrundlage für den Riesenflieger gebe. Zwar ruderten die Verantwortlichen wieder zurück, doch der Eindruck bleibt, dass die Maschine die Erwartungen des Konzerns nicht erfüllt.
Bis 2018 ist die A380-Produktion ausgelastet. Bisher sind 318 Flugzeuge bei Airbus geordert worden, womit die anvisierten Absatz- und Ertragsziele aber nicht erreicht werden. Außerdem hat Airbus in diesem Jahr erstmals keine neuen Bestellungen für das teure Riesenflugzeug erhalten. Hinzu kommen Forderungen des wichtigsten Kunden Emirates, der für das Riesenflugzeug sparsamere Triebwerke fordert. Für deren Entwicklung wiederum müsste Airbus viel Geld in die Hand nehmen. Ob sich das lohnt? Letztlich ist es ein Rechenexempel.
Airbus müsse neue Kunden für den A380 finden, räumte Airbus-Chef Fabrice Brégier ein. Er zeigte sich zuversichtlich, dass dies auch gelingen werde. Nach wie vor wirbt für die Maschine mit dem Argument, dass das Wachstum in der Luftfahrt nur mit größeren Flugzeugen zu bewältigen sei.
Der A380 ist nicht die einzige Baustelle des Flugzeugbauers. Auch die Auslieferung von Langstreckenmaschinen des Typs A350 an Qatar Airways verzögert sich, weil die Fluggesellschaft noch Änderungswünsche hat. Auch wenn Airbus die Verzögerung herunterspielte, trägt sie doch zu dem Eindruck bei, dass bei dem Flugzeugbauer gerade nicht viel zusammengeht - zumal auch die Unternehmenszahlen nicht die Erwartungen erfüllten. Der Chef des Gesamtkonzerns Tom Enders hat jetzt alle Hände voll zu tun, um die Wogen zu glätten.
Reithofer geht, Krüger kommt
BMW leitet einen Generationswechsel ein: Der 58-jährige Konzernchef Norbert Reithofer macht Platz für den 49-jährigen Produktionsvorstand Harald Krüger. Reithofer bleibt dem Autobauer als Aufsichtratschef erhalten. Der Schritt kommt überraschend, nicht zuletzt weil BMW erst vor kurzem die Altersgrenze für das Top-Management von 60 auf 62 Jahre heraufgesetzt hat. Allgemein wurde erwartet, dass Reithofer seinen Vertrag noch einmal um zwei Jahre verlängern würde.
Dass es jetzt anders kommt, wurde in der Presse weithin gelobt, unter anderem weil Reithofer dem Unternehmen eine Personaldebatte erspart habe. Auch Noch-Aufsichtsratschef Joachim Milberg sieht den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel: „Wer die Mobilität von morgen mitgestalten will, muss immer wieder aufs Neue überzeugende Antworten auf künftige Herausforderungen entwickeln.“
Reithofer werden große Verdienste zugeschrieben auch im Hinblick auf die Zukunft der Mobilität. Der scheidende Vorstandschef habe nicht nur die Konkurrenz von Mercedes und Audi distanziert, sondern mit der Entwicklung von Elektrofahrzeugen BMW neue Perspektiven eröffnet. Nachfolger Krüger muss jetzt zeigen, dass aus den Vorzeigemodellen i3 und i8 auch ein Geschäft werden kann.
So ganz heil ist aber auch die BMW-Welt nicht, denn mit Herbert Diess wechselt der Entwicklungsvorstand zum Konkurrenten Volkswagen. Diess soll sich Hoffnungen auf die Nachfolge Reithofers gemacht haben. Bei VW wird er nun „Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen-Pkw“, ein Posten der eigens für ihn eingerichtet wird. Diess soll die renditeschwache Kernmarke der Wolfsburger auf Vordermann bringen.
Teilerfolg für T-Aktionäre
Tausende Ex-Aktionäre der Deutschen Telekom können sich seit Donnerstag Hoffnung auf Schadenersatz machen. Der Bundesgerichtshof urteilte in einem Musterverfahren, dass der Verkaufsprospekt für den dritten Börsengang im Jahr 2000 fehlerhaft gewesen sei. Das Unternehmen habe den Wert ihrer damaligen Beteiligung am US-Konkurrenten Sprint nicht korrekt angegeben. Nach der Ausgabe der Aktien musste die Telekom den Wert der Beteiligung nach unten korrigieren: Statt 8,2 Mrd. Euro wie im Prospekt angegeben, war der Sprint-Anteil nur noch 3,5 Mrd. Euro wert.
Für die Anleger kam dieses Eingeständnis zu spät. Im New-Economy-Crash gingen viele von ihnen mit der T-Aktie baden. 17.000 Kläger fühlen sich betrogen. Ob sie ihr Geld zurückbekommen, steht nach dem BGH-Urteil aber noch gar nicht fest. Das Oberlandesgericht Frankfurt muss über die Ansprüche entscheiden. Urteilen die Richter im Sinne der Kläger, muss jeder Einzelfall verhandelt werden. „Mit dem jetzigen Beschluss ist nicht entschieden, ob da jemals irgendein Cent fließen wird“, zitiert die Süddeutsche Zeitung einen Anwalt der Kläger.
Ölpreis im Tiefenrausch
Wer gedacht hat, dass der Ölpreisverfall irgendwann zum Halten kommt, sieht sich getäuscht. Am Freitag rutschte der Preis für die US-Sorte WTI unter die Marke von 60 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit fünf Jahren. Vor allem die Aussicht auf ein starkes Überangebot im kommenden Jahr lässt die Preise weiter purzeln. Der Schieferöl-Boom in den USA und die gleichbleibende Produktion der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) sorgen für die Ölschwemme.
Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht keine Trendwende. Die Nachfrage wachse nicht so stark wie bisher angenommen, heißt es im monatlichen Ölmarktbericht der Organisation. „Ölpreisrückgänge werden manchmal als eine Art ‚Steuersenkung’ und Segen für die Wirtschaft betrachtet, aber dieses Mal könnte die Stimulanz bescheiden ausfallen“, schreiben die Experten. Die wegen der schlappen Weltwirtschaft geringe Ölnachfrage sei selbst ein Schlüsselfaktor für den Preisrutsch gewesen.
Seit Juni ist der Ölpreis um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Analysten glauben nicht, dass die Opec kurzfristig eingreifen wird. Die Ölproduzenten wollten derzeit mit allen Mitteln ihre Marktanteile behaupten.