Es sieht ein bisschen nach Kinderzimmer aus, wenn Udo Schlickenrieder durch seine Räume führt. Der Ausbildungsleiter der Carl Zeiss AG kann in der Zentrale im ostwürttembergischen Oberkochen ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Auf einer Werkbank fahren zwei blaue Plastikroboter eine Art Wettrennen. Der eine sieht aus wie die Computerspiellegende Pac-Man. Dahinter stehen zwei Azubis an einer Kugelbahn, die von Roboterarmen mit Murmeln versorgt wird. Hin und wieder fliegt eine Kugel daneben.

Daniela Kern, die hier zur Mechatronikerin ausgebildet wird , steht neben den Robotern. „Das war spannend und interessant“, sagt sie. „Aber das Beste ist, dass wir es selbst gemacht haben.“
Viel Papier und Tageslichtprojektoren - die Welt war 2015 eine andere
Selbst machen: Das ist das zentrale Ausbildungsprinzip des Optoelektronikkonzerns. Als Schlickenrieder 2015 die Abteilung übernahm, galten noch alte Regeln – viel Papier und Tageslichtprojektoren, Meister in blauen Mänteln, die deutlich machten: Ich weiß alles und ihr nichts. „Es herrschte das traditionelle Hierarchiegefälle zwischen Meister und Auszubildendem“, sagt Schlickenrieder. „Wenn man sich die moderne Zeiss-Arbeitswelt draußen ansah, war das teilweise wie ein Zeitsprung 30 Jahre zurück.“
Schlickenrieder wollte das ändern. Er suchte sich ein Team und legte los: Die Azubis, heute etwa 500, bekamen Tablets, auf denen sie Schulungen absolvieren und recherchieren konnten. Sie mussten weniger schleifen und durften an den 3D-Drucker: Bauteile entwerfen, auch mal Fehler machen. So entstand unter anderem der Pac-Man-Roboter.
Heute ist die Maxime: selbst machen
Selbst machen, das gilt auch für Schlickenrieders Team. Die Tablet-Schulungen haben die Ausbilder selbst entworfen. Eine Produktionsanlage im Kleinformat bauten sie gemeinsam mit ihren Schützlingen. „Die Azubis müssen zunehmend Eigeninitiative mitbringen“, sagt Schlickenrieder. „Aber man kann ihnen schon etwas zutrauen.“