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Wochenrückblick Apple wird normal

Maue Bilanz und schnöde Produktpflege - Apple kann Kunden und Anleger nicht mehr begeistern. Außerdem: Amazon, Tesla und Osram

Apple: Es soll wieder aufwärts gehen

Am Donnerstag präsentierte Apple neue MacBooks - Foto: Getty Images
Am Donnerstag präsentierte Apple neue MacBooks - Foto: Getty Images

Apple ist in der Normalität angekommen. Die Zeiten als der IT-Hersteller Fans mit seinen Neuheiten und Investoren mit seinen Zahlen begeisterte, sind längst vorbei. In dieser Woche konnte der Konzern weder mit seiner Bilanz und seinem Ausblick noch mit neuen MacBooks überzeugen. Dabei ist der Konzern immer noch ein hochprofitables Unternehmen, doch der Glanz vergangener Zeiten ist weg.

Bereits das dritte Mal in Folge war der Quartalsumsatz des iPhone-Herstellers rückläufig. Für das laufende Quartal ist Apple aber wieder optimistischer. Die Erlöse sollen zwischen 76 und 78 Mrd. Dollar liegen, das wäre etwas mehr als die 75,9 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum. Das Unternehmen verweist auf die hohe Nachfrage nach dem Modell iPhone 7 Plus, bei dem es sogar zu Lieferengpässen kommen könne.

Apple ist abhängig von den Erlösen aus dem Verkauf der Smartphones, die für gut zwei Drittel des Gesamtumsatzes stehen. Schwächelt diese wichtige Sparte, bekommt der Konzern insgesamt Probleme. Daran werden auch die neuen Notebooks nicht ändern, die in dieser Woche vorgestellt wurden. Die neuen MacBooks sind dünner als ihre Vorgänger und verfügen über ein neues Bedienkonzept. Statt der Funktionstasten an der Tastatur verfügen die Apple-Rechner über eine Touchscreen-Leiste, die angepasst an die jeweilige Anwendung bestimmte Bedienelemente zur Verfügung stellt.

Neuen Schwung für die Apple-Aktie brachten die neuen Produkte nicht. Seit der Vorstellung der Quartalsbilanz steht der Titel unter Druck, daran änderte auch die Neuheiten-Show nichts.

Außerdem wittert ein alter Rivale Morgenluft: Microsoft stellte in dieser Woche zwei neue „Surface Studio“-PCs vor. Mit den 3000 Dollar teuren Rechnern will der Softwarekonzern Designer, Mediengestalter und Ingenieure ansprechen, die bisher zur treuen Apple-Kundschaft zählt. Vor allem greift Microsoft an einem Punkt an, der bisher für Apple reserviert schien: der Innovationsführerschaft.

Amazon: hohe Lieferkosten

Lagerhalle von Amazon in Frankreich: Die Logistik verursacht hohe Kosten - Foto: Getty Images
Lagerhalle von Amazon in Frankreich: Die Logistik verursacht hohe Kosten - Foto: Getty Images

Höhere Kosten belasten die Bilanz des weltgrößten Online-Händlers Amazon. Zwar konnte das Unternehmen seinen Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 252 Mio. Dollar verdreifachen, verfehlte damit aber die hochgesteckten Erwartungen der Analysten. Sie hatten mit einem Gewinn je Aktie von 78 Cent gerechnet, herausgekommen sind aber nur 52 Cent. Hohe Lieferkosten und Investitionen in die Lager- und Transportkapazitäten schmälern den Gewinn.

Auch mit seinem Ausblick enttäuschte Amazon die Erwartungen. „Amazon hat eigentlich keine Ahnung, was in diesem Quartal passieren wird“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Jan Dawson von Jackdaw Research. Er bezog sich dabei auf die Gewinnprognose, die Amazon für das besonders wichtige Weihnachtsquartal zwischen null und 1,25 Mrd. Dollar bezifferte.

Solche Unwägbarkeiten mögen Investoren gar nicht. Und so verwundert es nicht, dass die Aktie des Konzerns gut sechs Prozent nachgab. Da half es auch nichts, dass der Umsatz in der Cloud-Sparte um 55 Prozent auf 3,2 Mrd. Dollar stieg. Der operative Gewinn der Sparte betrug 861 Mrd. Dollar - doppelt so viel wie im Vorjahr.

Tesla: schwarze Zahlen dank Bilanztricks

Prototyp "Model 3": Mit dem Mittelklasseauto will Tesla den Durchbruch schaffen - Foto: dpa
"Model 3": Mit dem Mittelklasseauto will Tesla den Durchbruch schaffen - Foto: dpa

Schwarze Zahlen sind Investoren des Elektroautoherstellers Tesla nicht gewohnt. Da kam der Quartalsgewinn von 22 Mio. Dollar, den das Unternehmen in dieser Woche bekannt gab umso überraschender. Allerdings hat Tesla dabei in die Trickkiste gegriffen, denn allein mit den Erlösen aus dem Verkauf von Autos wäre das Ergebnis nicht zustande gekommen. Stattdessen hat der Hersteller im abgelaufenen Quartal 139 Mio. Dollar aus dem Verkauf von „zero emission vehicle credits“ verbucht.

Für Tesla ist das ein einträgliches Geschäft. Das Unternehmen verkauft die ZEV Credits an andere Autobauer, die sich dadurch von der Pflicht zum Bau von Elektrofahrzeugen befreien können. Als reiner E-Auto-Hersteller kann Tesla diese Credits vollständig veräußern und sie als Umsätze aus dem Fahrzeuggeschäft verbuchen. Zudem müssen die Erlöse aus diesem Geschäft nicht sofort ausgewiesen, sondern können angesammelt werden.

Das eröffnet dem Management einen ansehnlichen Gestaltungsspielraum. Und offenbar fand es das Unternehmen an der Zeit, den Investoren eine positive Nachricht zu präsentieren. Die ließen sich aber nur kurz blenden: Die Aktie machte kurzfristig einen Satz nach oben, danach aber ging es wieder abwärts.

Osram: Regierung stoppt China-Deal

Osram will sein Endkundengeschäft verkaufen - Foto: Getty Images
Osram will sein Endkundengeschäft verkaufen - Foto: Getty Images

Die Bundesregierung steht Übernahmen chinesischen Unternehmenskäufen skeptischer gegenüber als das früher der Fall war. Nach Aixtron hat sie offenbar auch den geplanten Verkauf der Osram-Lampensparte an ein chinesisches Konsortium vorerst gestoppt. Wie schon bei Aixtron soll das Bundeswirtschaftsministerium laut Medienberichten auch bei Osram die notwendige Unbedenklichkeitsbescheinigung verweigert haben. Nun folgt eine gründliche Überprüfung der geplanten Übernahme, die sich monatelang hinziehen kann.

Damit sind die Pläne von Osram-Chef Olaf Berlien geplatzt, der das Lampengeschäft möglichst schnell an das chinesischen LED-Hersteller MLS und zwei Finanzinvestoren verkaufen wollte. Im September hatte es Spekulationen gegeben, wonach die Chinesen eine Komplettübernahme Osrams planen. Die Bundesregierung ist jedenfalls alarmiert. Sie will verhindern, dass sich chinesische Unternehmen zu viel deutsche Technologie aneignen.

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