Das Frühjahr weckt die Lust auf Übernahmen. Der jüngste Vorstoß kommt vom iPhone- und iPad-Hersteller Apple. Für 3,2 Mrd. Dollar will der US-Konzern den Kopfhörerhersteller Beats Electronics übernehmen – ein stolzer Preis für das noch junge Unternehmen. Gegründet wurde es von Rapper Dr. Dre und Musikproduzent Jimmy Iovine. Die bunten Kopfhörer sind angesagt, auch wenn Audiophile eher die Nase rümpfen.
Kommt der Deal zustande, wäre es für Apple der teuerste Zukauf in der Unternehmensgeschichte. Es sind aber nicht allein die Kopfhörer, an denen Apple interessiert ist. Mit Beats Music bringt das Unternehmen auch einen Streamingdienst mit in die Ehe. Musikdienste wie Spotify wachsen sehr schnell und Apple hat hier momentan wenig zu bieten. Der Konzern setzt bisher auf den Verkauf von Musikstücken über die Plattform iTunes. Streamingdienste bieten dagegen Zugriff auf eine Musikbibliothek für eine Monatsgebühr. Die Lieder werden dabei nicht mehr gekauft.
Mit iTunes hat Apple den Musikmarkt vor einigen Jahren umgekrempelt, doch dem neuen Trend hat sich das US-Unternehmen bisher verweigert. Es wird daher interessant sein, wie der Erfinder des iPods nun Verkaufsplattform und Streamingdienst koppelt.
Kampf in der Pharmabranche
Eine Übernahmeschlacht in einer anderen Branche hält Großbritannien zurzeit in Atem: Der US-Pharmakonzern Pfizer buhlt um den britisch-schwedischen Konkurrenten AstraZeneca. Mit 106 Mrd. Dollar bewegt sich der Deal in anderen Größenordnungen als die Apple-Offerte für Beats. AstraZeneca hält das bereits nachgebesserte Angebot aber für unzureichend. Ohne die Amerikaner sehen die Europäer für sich Wachstumschancen. Allerdings wird es zunächst wohl einen Knick geben, denn der Patentschutz für einige umsatzstarke Medikamente läuft aus.
Pfizer ist vor allem an Krebsmedikamenten von AstraZeneca interessiert. Die Amerikaner erwägen auch eine feindliche Übernahme, sollte sich AstraZeneca weiter zieren. Mittlerweile beschäftigt sich auch die britische Politik mit der Übernahmeschlacht. Die Regierung von Premierminister David Cameron wollte sich zwar zunächst neutral verhalten, intervenierte dann aber doch. „Ich bin nicht zufrieden. Ich möchte mehr. Die bedeutendste Intervention, die wir machen können, ist der Schutz von britischen Arbeitsplätzen, britischer Wissenschaft und Forschung“, sagte Cameron im Unterhaus. Seine Regierung werde sich deshalb mit den Firmen in Verbindung setzen. Fortsetzung folgt.
Bayer rückt vor
Die Übernahme der Sparte für rezeptfreie Medikamente des US-Konzerns Merck & Co durch den deutschen Pharmariesen Bayer geht wesentlich reibungsloser über die Bühne. Für 14,2 Mrd. kaufen die Leverkusener die Sparte zu der Marken wie Dr. Scholl's (Fußpflegeprodukte) und Coppertone (Sonnencreme) gehören. Mit dem Zukauf wird Bayer auf dem Markt für rezeptfreie Mittel und Gesundheitsprodukte weltweit die Nummer zwei hinter dem US-Unternehmen Johnson & Johnson. Als „Meilenstein auf unserem Weg zur angestrebten globalen Marktführerschaft“, pries Vorstandschef Marijn Dekkers den Deal. Der Markt gilt als weniger risikoanfällig als das klassische Pharmageschäft.
Manchmal platzen Fusionsträume wie eine Seifenblase. Das gilt in dieser Woche für den geplanten Zusammenschluss der Werberiesen Publicis und Omnicom. Es sollte eine Fusion unter Gleichen werden, um den weltgrößten Werbekonzern zu bilden, der dann dem Internetgiganten Google etwas hätte entgegensetzen können. Laut Wall Street Journal gab es jedoch intern Rangeleien um den Konzernsitz und die Besetzung des Finanzchefs.
Frankreich setzt auf Siemens
Auch der deutsche Siemens-Konzern beschäftigt sich zurzeit mit einer Übernahme. Allerdings geht es dabei eher darum eine Übernahme zu verhindern. General Electric will sich die Energiesparte des französischen Konzerns Alstom einverleiben. Alstom steht der Offerte positiv gegenüber – anders als die französische Regierung, die eine „Allianz“ zwischen Alstom und Siemens bevorzugen würde. „Die GE-Offerte ist kein Angebot einer Allianz, sondern einer Übernahme - ein Angebot, das zur dauerhaften Schwächung der verbleibenden Alstom-Transportsparte führen würde“, sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg der FAZ. Und – davon darf man ausgehen – Alstom würde dem Einbflussbereich der französischen Politik entzogen. Dann schon lieber „rheinische Kapitalismus“! Montebourg geht fest davon aus, dass die Deutschen eine Offerte vorbereiten. Bisher hat Siemens noch kein Angebot vorgelegt.
Konzernchef Joe Kaeser hat freilich auch noch andere Baustellen. In dieser Woche verkündete er einen großangelegten Konzernumbau. Schlanker und straffer soll das Münchener Unternehmen werden. Schwerpunkte sollen Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung sein. Die Medizintechnik-Sparte soll dagegen mehr Eigenverantwortung erhalten – und könnte mittelfristig an die Börse gebracht werden. Dem kleinen Geschäft mit Hörgeräten steht ein Börsengang schon unmittelbar bevor.
Die Investoren waren zufrieden mit Kaesers Neuausrichtung: Die Siemens-Aktie machte einen Sprung nach oben.