Anzeige

Arbeitswelt 2 Grundregeln gegen das Gefühl der Überforderung im Job

Manchmal fühlt man sich von der Menge der Arbeit überwältigt
Manchmal fühlt man sich von der Menge der Arbeit überwältigt
© dpa
Der innere Schweinehund hat eine Schwester namens „Wie soll ich das bloß alles schaffen?“. Eine Psychologin rät beim Gefühl der Überforderung im Job zu einem grundlegenden Realitätscheck. Selbstsabotage hat ausgedient

Überforderung ist ein stummer Produktivitätskiller. Bei Schriftstellern ist die Schreibblockade quasi gesellschaftlich anerkannt. Aber was ist, wenn die ganz alltägliche Arbeit den Betroffenen schier überwältigt? Die Folgen können gravierend sein und in einem Teufelskreis aus Überwältigtsein und Schuldgefühlen münden. Psychologin Alice Boyes, Autorin des Ratgebers „The Healthy Mind Toolkit“, rät in der „Business Harvard Review“ zu mehr Nachsicht und fragt: Sind Sie wirklich so überarbeitet wie Sie glauben?

#1 Nicht zu hart sein gegen sich selbst

Boyes plädiert für die richtige Balance aus Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl für einen selbst. Wer sich zu viel zumute oder sich für jeden und alles verantwortlich fühle, werde zwangsläufig von ständigen Selbstzweifeln geplagt. Die Psychologin rät, sich in solchen Situation folgende Grundsätze vor Augen zu halten:

  • „Ich habe zwar viele Dinge zu erledigen, kann mich aber nur auf das konzentrieren, was ich gerade tue. Ich werde mich besser fühlen, wenn ich das mache.“
  • „Ich würde gern mehr an einem Tag erledigen, aber ich akzeptiere, was ich realistischerweise schaffen kann.“
  • „Mir macht mein Job Spaß, also arbeite ich viel. Da ist es nur natürlich, dass ich mich manchmal überfordert fühle. Ich kann mit diesen Gefühlen umgehen und falls nötig Korrekturen vornehmen.“

#2 Realistisches Zeitmanagement

Menschen neigen laut Boyes dazu, die tatsächliche Länge ihrer Arbeitszeit zu überschätzen – mit negativen Folgen für das Wohlbefinden. Die Behauptung „Ich arbeite 70 Stunden pro Woche“ werde vom Gehirn für bare Münze genommen, selbst wenn sie gar nicht stimme. Anders ausgedrückt: Wir reden uns ein, dass wir überarbeitet sind, obwohl die tatsächliche Arbeitszeit vielleicht völlig im üblichen Rahmen liegt. Man solle sich wegen dieser Selbstsabotage aber nicht grämen, rät Boyes. „Das ist ein weitverbreitetes Verhaltensmuster und kein persönlicher Makel.“

Aber wie kommt es zu der teils groben Fehleinschätzung? „Manchmal ziehen unsere Gehirne aufgrund unserer Gefühle falsche Schlussfolgerungen“, erklärt die Psychologin. „Wenn Sie wegen des Jobs angespannt sind, wird Ihr Gehirn das Arbeitspensum zu hoch einschätzen, was Sie wiederum angespannt werden lässt.“ Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, rät Boyes zu einem realistisch-fundierten Zeitmanagement. Die Frage „Wie viel arbeite ich wirklich?“ lässt sich beantworten, indem man eine Woche lang detailliert die Arbeitszeit dokumentiert. Das Ergebnis wird womöglich zum heilsamen Aha-Moment.

Auch Multitasking kann laut der Expertin zu einem Gefühl des ständigen Überfordertseins beitragen. Eine kurze E-Mail zwischendurch benötige de facto vielleicht nur einige Minuten. Die Tätigkeit könne sich aber sehr viel länger anfühlen und auf diese Weise zum permanenten Stresslevel beitragen.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel