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Mietpreise Immobilienmarkt: Mietpreisanstieg verlangsamt sich

In Großstädten hat der Bau von neuen Wohnungen die steigenden Angebotsmieten gebremst
In Großstädten hat der Bau von neuen Wohnungen die steigenden Angebotsmieten gebremst
© Achille Abboud / IMAGO
Seit Jahren ist der Wohnungsmarkt in vielen Städten und Regionen angespannt. Das trieb die Mietpreise nach oben. Ein Bericht der Bundesregierung zeigt nun: Der Preisanstieg bei den Angebotsmieten verliert an Tempo – auch in Großstädten

Seit Jahren steigen die Mieten in Deutschland und treiben insbesondere in Großstädten die Ausgaben für die eigene Wohnung in die Höhe. Seit zwei Jahren ziehen die Angebotsmieten – die Preise zu denen Wohnungen angeboten werden – jedoch deutlich langsamer an als in den Vorjahren. Das geht aus einem Entwurf des vierten Berichts zur Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland hervor, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Wohnungsmärkte vieler Städte und insbesondere vieler Großstädte seit 2012 zunehmend unter Druck stehen. Doch seit 2019 sehen die Experten, dass sich der Trend verlangsamt: Die Preise steigen weniger schnell. 2018 hätten die Preise für wiedervermietete Wohnungen gegenüber dem Vorjahr noch um 5,4 Prozent zugelegt, 2020 seien sie dagegen nur noch halb so stark um 2,7 Prozent nach oben geklettert. Auch bei der Erstvermietung von neuen Wohnungen hätten die Preise deutlich langsamer angezogen: Nahmen die Angebotsmieten 2019 noch um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, seien es 2020 nur noch 5,4 Prozent gewesen.

Niedrigster Preisanstieg im zweiten Halbjahr 2020

In Großstädten, wo die hohe Nachfrage nach Wohnraum die Preise lange in die Höhe getrieben hat, lasse sich dieser Rückgang durch viele Neubauten erklären. 2019 stellten die Städte deutschlandweit 293.000 Wohnungen fertig, 2020 kamen weitere 300.000 dazu. Das größere Angebot an Wohnungen habe den Preisanstieg gebremst.

Der Trend für eine Entspannung am Wohnungsmarkt zeichnet sich bereits seit Jahresanfang ab. Laut einem Bericht des Bundesinnenministerium zum Deutschen Wohnungsmarkt vom Februar hätten hätten die Angebotsmieten seit dem Sommer 2020 nur noch um 3,1 Prozent zugelegt – ein Prozentpunkt weniger als noch in 2019. Im zweiten Halbjahr seien die Preise lediglich noch um 0,7 Prozent gestiegen – der niedrigste Halbjahreswert seit 2010.

Durchschnittlich betrug die Kaltmiete für inserierte Wohnungen im vergangenen Jahr 9,16 Euro pro Quadratmeter. In den 14 größten Städten lagen die Preise allerdings durchschnittlich bei 11,84 Euro pro Quadratmeter. Hier stiegen die Preise am langsamsten. Für das gesamte Jahr legten die Angebotsmieten um 2,9 Prozent zu – und lagen damit sogar unter dem bundesweiten Durchschnitt. In den übrigen Großstädten, Kreisen und dem ländlichen Raum variierten die Durchschnittspreise zwischen 7 Euro und 8,62 Euro. Dort stiegen die Preise im Vergleich zum Bundesdurchschnitt überdurchschnittlich um 3,8 Prozent.

Keine Entspannung für die Mieter

Für eine tatsächliche Erholung auf dem Wohnungsmarkt spricht die Preisentwicklung allerdings nur bedingt. Einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von Mitte Juni zufolge gibt fast die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten mehr als ein Drittel ihres Nettoeinkommens für Miete und Nebenkosten aus. Mehr als ein Viertel muss dafür sogar 40 Prozent des Einkommens einpreisen. Zwar sei die finanzielle Belastungsquote durch die Mietkosten in den vergangenen Jahren zurückgegangen – unter anderem weil die Einkommen stärker stiegen als die Wohnkosten –, gerade für Haushalte mit geringerem Einkommen hätte sich die Situation aber kaum entspannt.

„Auch ein weniger steigender Anstieg der Angebotsmieten ist immer noch ein Anstieg und bringt keine Entlastung auf dem Mietmarkt“, kommentiert Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, die Meldung zum Entwurf. „Auch wenn der Anstieg der bundesweiten Angebotsmieten in 2020 um rund ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, ist das kein Zeichen für eine erfolgreiche Bau- und Mietenpolitik des Bundes.“

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