Der Scheitelpunkt beim Zinszyklus ist überschritten: Mit 5,25 bis 5,5 Prozent waren die Leitzinsen in den USA zuletzt so hoch wie seit rund 20 Jahren nicht mehr. Nun setzt auch die dortige Zentralbank Fed zur Zinssenkung an. „Es ist an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen“, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Freitagnachmittag in seiner Rede auf dem Notenbankforum in Jackson Hole. In Europa ist die EZB bereits vorgeprescht und hat den Referenzzinssatz von 4,5 auf 4,25 Prozent abgesenkt. Doch wie stark bergab geht es bei den Zinsen? Und was bedeutet das für Unternehmen, die Finanzmärkte und Anleger?
Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind generell gut: Sie steht solide da und dürfte 2024 nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf ein Wachstum von rund drei Prozent kommen. Das ist ein halber Prozentpunkt mehr als zunächst prognostiziert. Nordamerika soll ebenfalls um drei Prozent wachsen, Schwellenländer um rund vier Prozent, Europa jedoch nur um ein Prozent und Deutschland sogar nur um 0,2 Prozent.
Trotzdem sind die Analysten der Investmentbank JP Morgan optimistisch: Die globalen Makrodaten seien derzeit so gut wie selten, schreiben sie in ihrem Ausblick auf das zweite Halbjahr 2024: Die Arbeitslosenzahlen seien niedrig, die Gewinne der Unternehmen legen zu, die Renditen der Aktienkäufer steigen und sogar die Zinsen für Anleihen seien ordentlich.
Inflation könnte wieder aufflammen
Genau wegen dieser Gemengelage aber werden die Zentralbanken die Zinsen wohl nicht allzu sehr senken. Das unterscheide die jetzige Situation stark von der letzten Zinssenkungsphase in den 2010er Jahren. Und es habe daher auch völlig andere Effekte auf Aktien- und Anleihenmärkte als damals. Im Grunde sei die aktuelle Phase eher mit dem Markt in den 1990er Jahren vergleichbar, so die JP-Morgan-Anlaysten.