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Geldanlage Wie das indische Wahlfieber Anleger anstecken könnte

Premierminister Narendra Modi macht sich Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit
Premierminister Narendra Modi macht sich Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit
© dpa
Bei den Wahlen in Indien hoffen Marktexperten auf eine zweite Amtszeit des reformfreudigen Premierministers Narendra Modi. Was das für Anleger bedeuten würde

Nicht nur in Europa heißt es derzeit: Geh wählen! Auch in Indien steht alles im Zeichen einer Wahl. Mehr als 900 Wahlberechtigte strömen seit April an rund 1,04 Millionen Wahlstationen, um ihre Stimme für ein neues Parlament abzugeben. Bis zum 19. Mai haben sie Zeit, danach wird ausgezählt. Dann entscheidet sich: Wird der bisherige Präsident Narendra Modi eine zweite Amtszeit antreten – oder muss er einer neuen Regierung weichen? Wie die Wahl ausgeht, wird nicht nur über die politische Zukunft des Landes entscheiden, sondern auch über seine Volkswirtschaft. Für Anleger ein guter Grund, ein Auge auf den Wahlausgang zu haben.

Experten hoffen überwiegend auf eine Wiederwahl des bisherigen Premierministers. Denn Modi hat seit seinem Amtseintritt im Jahr 2014 mehrere Reformen durchgesetzt, die dem Land im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 7,4 Prozent beschert haben. Mit seiner hindu-nationalistischen Partei Bharatiya Janata Party (BJP) hat er eine einheitliche Mehrwertsteuer eingeführt – zuvor variierten die Steuersätze je nach Bundesstaat. Durch die neue Steuerregelung ist die Anzahl der Unternehmen, die indirekt Steuern zahlen, um rund 50 Prozent gestiegen. Darüber hinaus hat Modi den Zugang zu Krediten erleichtert, was Unternehmensgründern zugutekommt. Auch Baugenehmigungen sind nun schneller zu haben.

„Eine Wiederwahl Modis und die Fortsetzung seiner Steuer- und Marktpolitik dürfte sich positiv auf Indiens Wirtschaft auswirken“, sagt Gaurav Sinha, Kapitalmarktstratege beim US-Vermögensverwalter Wisdomtree – auch angesichts einer starken Entwicklung des Sensex-Index, der die Wertentwicklung der 30 größten indischen Unternehmen widerspiegelt.

Schlüsselmarkt für Aktieninvestoren

Seit Anfang des Jahres hat die Rupie leicht an Wert gewonnen. Und erst kürzlich empfahl die US-Investmentbank Goldman Sachs wieder Aktienkäufe in Indien, weil sie eine Rückkehr ausländischer Investoren erwartet – und somit eine Steigerung des wichtigsten indischen Aktienindex Nifty 50 um 16 Prozent in diesem Jahr. Das gilt aber nur für den Fall, dass Modi die Parlamentswahlen gewinnt. Doch trotz seiner Favoritenstellung ist das Wahlergebnis ungewiss. Als sicher gilt: Sollte er erfolgreich sein, dann mit weniger Parlamentssitzen als zuvor. Das liegt unter anderem daran, dass das Einkommen der Landbevölkerung stagniert – eine wichtige Wählergruppe, die Modi teilweise an die linke Opposition verlieren könnte. Selbst wenn Modi weiterregiert, muss er sich womöglich weitere Koalitionspartner suchen. Das dürfte seinem Reformelan einen Dämpfer verpassen.

Angesichts dieser unsicheren Aussichten sollten sich Anleger auf Schwankungen einstellen: „Die Wahlen in Indien könnten kurzfristig noch für Volatilität an den Börsen sorgen. Und das Abschneiden der derzeitigen Regierungspartei BJP kann erhebliche Auswirkungen auf die Risikoprämien des Marktes haben“, sagt Anuja Munde, Portfoliomanagerin für indische Aktien beim japanischen Fondsanbieter Nikko Asset Management. Langfristig werde sich die Wahl aber nicht allzu stark auf das indische Wirtschaftswachstum auswirken, ist sie überzeugt. Denn das Land bleibe nach wie vor ein Schlüsselmarkt für Aktieninvestoren.

Ob dies nun von der Wahl abhängt oder nicht – Indien hat eine große Schwäche: Das Land hängt stark von iranischem Öl ab. Seit Anfang Mai drohen Importeuren iranischen Öls jedoch Sanktionen von US-Seite. Der Ölpreis befindet sich seit Anfang des Jahres im Aufwärtstrend. Für Indien bedeutet das eine höhere Importrechnung und schließlich ein größeres Leistungsbilanzdefizit. Um gegenzusteuern, hatte Indien zuletzt zusammen mit China erklärt, einen Käuferblock für iranisches Öl bilden zu wollen. Das könnte Indien langfristig von seinen Öl-Sorgen befreien – und für weitere Stabilität im Land sorgen.

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