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Statt Visa und Paypal Wero: Europas Bezahldienst hat jetzt einen Namen – und Verspätung

Mobiles Bezahlen in einem Geschäft
Mobiles Bezahlen soll in Europa ab 2024 auch mit dem neuen Bezahldienst Wero gehen
© picture alliance / Shotshop | Monkey Business 2
Um unabhängiger von der US-Konkurrenz zu werden, bringen europäische Banken einen Bezahldienst auf den Markt. Er soll Wero heißen, aber später starten als geplant

Das neue europäische Zahlungssystem soll Wero heißen. Das hat die federführende Organisation European Payments Initiative (EPI) bekanntgegeben. Mit dem digitalen Bezahldienst für Verbraucherinnen und Händler wollen europäische Banken den US-Platzhirschen Visa, Mastercard und Apple Pay etwas entgegensetzen – und sich ein Stück vom ertragreichen Zahlungsmarkt sichern.

Der selbst erklärte Anspruch ist hoch: „Die Art und Weise verändern, wie Europa bezahlt“, titelt EPI auf ihrer Internetseite. Doch erst einmal wird es langsamer gehen als geplant. Eigentlich wollte EPI ab 2024 Echtzeitüberweisungen auf Basis von SEPA einführen und Karten für den Massenzahlungsverkehr sowie für Zahlungen zwischen Privatpersonen herausbringen. Jetzt teilte EPI mit, dass Zahlungen erst ab Mitte 2024 über Wero möglich sein werden – und das vorerst auch nur in Deutschland, Belgien, Frankreich und später in den Niederlanden.

Die Verspätung begründet EPI-Chefin Martina Weimer damit, „dass zu dem Startzeitpunkt alle teilnehmenden EPI-Banken aus Belgien, Deutschland und Frankreich dabei sein sollen“. „Es muss sichergestellt sein, dass dann überall das Senden und Empfangen von Zahlungen funktioniert“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Ein Testlauf solle aber wie vorgesehen Ende 2023 starten. Dann sollen zunächst in Deutschland und Frankreich Zahlungen zwischen Privatpersonen über eine Wallet möglich sein.

Einführung kommt spät

Privatpersonen und Händler sollen Wero künftig über eine eigene App für Android- und iOS-Mobilgeräte nutzen. Zugleich werden teilnehmende Banken den Zahlungsdienst in ihre jeweiligen Apps integrieren.

Das Wort Wero setzt sich laut EPI aus zwei Wörtern zusammen: dem englischen Wort „We“ (Deutsch: Wir) und „Euro“. Dass „We“ solle den kollektiven europäischen Charakter widerspiegeln. In der Aussprache erinnere Wero an „Euro“ sowie an das lateinische Wort „vero“, was „wahr“ bedeutet.

Doch ob die ausgeklügelte Namensfindung und das Konzept die Kunden überzeugt, muss sich noch herausstellen. Der Markteintritt von EPIs Wero kommt für viele zu spät. „Der Zug ist noch nicht komplett abgefahren, aber schon ordentlich in Bewegung“, sagte kürzlich Christiane Neumüller, Executive Director und Expertin für Zahlungsverkehr bei der Unternehmensberatung Capco, zu Capital. Volker Brühl vom Center for Financial Studies der Universität Frankfurt hielt EPI schon Ende 2021 für die letzte Möglichkeit, ein Zahlungssystem zu etablieren, das im globalen Wettbewerb mithalten könne. „Wir in Europa sind eh schon hinten dran“, sagte der Finanzprofessor.

Im Gegensatz zum US-amerikanischen Markt gibt es in Europa keinen Zahlungsdienstleister, der mit den US-Anbietern konkurrieren kann. Von einem europäischen Zahlungssystem könnte der Bankensektor in Europa profitieren. „Rentieren würde sich das für die Banken frühestens nach zehn Jahren“, prognostizierte Brühl. Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank an einer eigenen virtuellen Währung bastelt, dem digitalen Euro. Der müsste dann in das EU-Zahlungssystem integriert werden, befand er.

Zum zeitlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der US-Konkurrenz kommt, dass von dem Zahlungssystem längst nicht alle Banken überzeugt sind. Es droht ein Flickenteppich in Europa. „Einen gemeinsamen Nenner haben die EU-Länder noch nicht gefunden. Das kostet EPI einiges an Schlagkraft“, sagt Zahlungsverkehr-Spezialistin Neumüller.

Die Initiative EPI wurde 2020 von mehreren großen europäischen Banken aus Frankreich, Deutschland und Spanien gegründet, darunter BNP Paribas, Société Générale, die deutschen Sparkassen und ING. Doch von den insgesamt 32 Unterstützern sprang die Hälfte ab und wollte kein Geld in das Zahlungssystem investieren. Derzeit wird EPI noch von 16 Kreditinstituten getragen. Aus Deutschland dabei sind Deutsche Bank, DZ Bank und die Sparkassen.

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