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Interview „Wenn Frauen ihre Finanzen anpacken, sind sie stärker“

Dani Parthum
Dani Parthum
© PR
Der Mann bringt das Geld nach Hause, die Frau kümmert sich um die Kinder – dieses Familienbild prägt uns bis heute. Noch immer verlassen sich zu viele Frauen auch in Sachen Finanzen auf ihre Männer. Dani Parthum will das ändern

Im Internet ist sie als „Geldfrau“ bekannt: Dani Parthum. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Wirtschaftsjournalistin und hat im Laufe der Zeit viel Wissen über Finanzen, Geldanlage und Vorsorge angesammelt. Privat war Geldanlage auch für sie lange kein Thema. Also fragte sie sich: „Wieso behandele ich mein Geld eigentlich nur so nebenbei, selbst als studierte Ökonomin?“ Dieser Gedanke war der Ursprung ihres Blogs „Geldfrau“, den sie nun seit drei Jahren betreibt.

Frau Parthum, warum tun sich Frauen so schwer beim Thema Finanzen und Vorsorge?

Wir alle tun uns schwer mit diesen Themen. Viele fragen sich zu Recht: Wie soll ich jetzt Vorkehrungen treffen, wenn ich nicht weiß, ob es mal so oder ganz anders kommt? Finanzen lernen wir darüber hinaus vor allem durch unsere Eltern und die wenigsten können gut mit Geld umgehen. Bei uns Frauen kommt hinzu, dass wir über Jahrhunderte bis in die jüngste Vergangenheit hinein unmündig gehalten wurden beim Geld. Damit meine ich nicht den wöchentlichen Einkauf, sondern die finanzielle Planung und Absicherung des eigenen Lebens. Erst seit 1962 dürfen verheiratete Frauen überhaupt ein Girokonto eröffnen, ohne dass der Ehemann zustimmen muss. Und bis Ende der 1970er-Jahre mussten Frauen von ihren Männern die Erlaubnis einholen, wenn sie erwerbstätig sein wollten. Politik und Gesellschaft haben Frauen antrainiert, dass Männer für die Finanzen zuständig sind. Außerdem tun Banken so, als ob ihr Business so kompliziert wäre. Wenn man sich aber mit Finanzen und Geldanlage beschäftigt, merkt man schnell, dass das sehr gut zu verstehen ist und gerade heute jede und jeder selbst in Anleihen, Aktien und ETFs investieren kann für eine eigene Altersabsicherung .

Mit welchem Anliegen kommen Frauen zu Ihnen und in Ihre Workshops und Online-Kurse?

Das ist ganz verschieden. Häufig kommen Frauen zu mir, die ein diffuses Gefühl umtreibt, wenn sie an ihre Finanzen denken. Oder denen das Geld durch die Finger rinnt. Oder sie wollen endlich Vermögen aufbauen, ihr Gehalt besser verhandeln oder sich vom Ehepartner trennen und dafür ihre Finanzen klären. Denn viele verlassen sich doch noch auf den Gatten und erwirtschaften mit einer Teilzeitstelle kaum Rente. Eine Scheidung bedeutet dann oft Altersarmut. Eine wichtige Lektion in meinen Kursen ist darum immer: Getrennt vorsorgen! Scheitert die Ehe, sind beide Partner abgesichert, und wenn alles klappt, kann man gemeinsam erst recht eine schöne Rentenzeit verbringen. Es gibt nichts zu verlieren. Wenn man bedenkt, dass Frauen unter den heutigen Lebensumständen locker 95 Jahre alt werden können - was phantastisch ist -, müssen sie umso dringender und bewusster vorsorgen.

Wo fangen sie damit am besten an?

Ich empfehle zu Beginn immer das klassische Haushaltsbuch, gern als App oder in Excel angelegt. Dabei geht es nicht darum, jeden Centbetrag aufzuschreiben. Aber wer langfristig vorsorgen will, muss erstmal wissen, wo das ganze Geld hinfließt, das wir im Monat zur Verfügung haben um zu entscheiden, wie viel gespart und investiert werden kann. Ich selbst führe immer mal wieder ein Haushaltsbuch, um meine Ausgaben zu kontrollieren.

Und mit einem einfachen Haushaltsbuch sollen sich alle Vorsorgeprobleme lösen?

Nein, es ist aber ein wichtiger, erster Schritt. Ein Anfang. Wer ein Haushaltsbuch führt, sieht nicht nur seine Ausgaben und Einnahmen auf einen Blick und lernt sie detailliert kennen, sondern auch sich selbst. Das ist extrem interessant! Viele Frauen aus meinen Workshops haben so angefangen. Manche erzählten mir später, dass sie zu ihrem Chef gegangen sind und ihr Gehalt erfolgreich nachverhandelt haben. Andere haben sich von ihrem Partner getrennt, weil sie gemerkt haben: Wir wollen nicht das Gleiche. Frauen, die sich mit ihrem eigenen Geld beschäftigen, werden selbstbewusster, mutiger und trauen sich zu, Entscheidungen für ihre Vorsorge und Geldanlage selbst zu treffen.

Haben bald Frauen in Finanzdingen die sprichwörtlichen Hosen an?

Das wäre schön! Geld bedeutet ja auch Macht, Gestaltungsmacht. Ich gehe davon aus, dass das Finanzbewusstsein von Frauen immer größer wird. Dafür arbeite ich und es tut sich da gerade sehr viel. Auch Debatten wie MeToo tragen dazu bei, dass Frauen erkennen: Nicht mit uns! Wir nehmen unser Leben selbst in die Hand. Wichtig erscheint mir auch, dass wir Frauen unseren Töchtern diese Stärke vorleben und zeigen: Geld ist kein Tabuthema. Wir können das!

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