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Autoaktien Warum die Prognosekorrektur bei VW die Börsianer nicht schockiert

VW-Logo auf einer Wand
VW muss seine Prognose nach unten korrigieren
© D. Kerlekin/Snowfield Photography / Picture Alliance
Der VW-Konzern kämpft mit operativen Problemen und strukturiert um. Analysten bleiben optimistisch und sehen Kurspotenzial nicht nur bei Volkswagen, sondern auch bei einem anderen deutschen Autohersteller

Das Audi-Werk in Brüssel, das den Elektro-SUV Q8 E-Tron herstellt, steht vor großen Veränderungen. Denn das Modell verkauft sich schlecht: Obwohl die Auslieferungen aller E-Autos von Audi im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode leicht anstiegen, sind die Verkaufszahlen für das E-Tron-Modell rückläufig. Ein Drittel der der verkauften SUVs gingen in die USA. Aufgrund der niedrigen Verkaufszahlen erwägt Audi, die Produktionsstätte in Brüssel früher als ohnehin geplant zu schließen. Ursprünglich war vorgesehen, die Produktion im Jahr 2027 nach Mexiko zu verlagern, von dort lässt sich auch der US- Markt besser bedienen. Betroffen davon sind rund 3000 Arbeitsplätze. Nach belgischem Gesetz muss es vor einer endgültigen Werksschließung Gespräche mit der Arbeitnehmerseite geben, diese laufen gerade. Ob und wann das Werk geschlossen wird, ist deshalb noch nicht abschließend geklärt. 

Doch das ist nicht die einzige Herausforderung, vor der Volkswagen aktuell steht: Der Konzern stellt das Geschäft mit Gasturbinen bei seiner Tochter MAN Energy Solutions ein. Nachdem die Bundesregierung den Verkauf der Sparte an ein chinesisches Unternehmen untersagt hat, lohnt sich das Geschäft für den Wolfsburger Konzern nicht mehr. Die Umstrukturierungen bei Audi und MAN wirken sich direkt auf die finanziellen Ergebnisse aus: Der Konzern hat seine Gewinnprognose gesenkt. Am Dienstagabend gab Volkswagen bekannt, dass die operative Umsatzrendite statt der erwarteten 7 bis 7,5 Prozent nun bei 6,5 bis 7,0 Prozent liegen wird. Weitere Prognosen bleiben unverändert, darunter der Anstieg der gesamten Auslieferungen um bis zu drei Prozent und die angepeilte Umsatzsteigerung von bis zu fünf Prozent. Weitere Details zu Veränderungen bei wirtschaftlichen Kennziffern will VW Anfang August mit den Quartalszahlen veröffentlichen.

Analysten bleiben bei VW gelassen

Trotz der gesunkenen Gewinnerwartung bleiben die Analysten gelassen. Das Gros der Analysten bei Marketscreener empfiehlt weiterhin den Kauf der Aktie. Aktuell notiert sie bei 107,20 Euro. Bis zum mittleren Kursziel sehen die Analysten im Durschnitt noch gut 30 Prozent Luft nach oben. Experte Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies glaubt an eine grundlegende Verbesserung der Geschäftsaktivitäten. Diese komme jedoch nur langsam voran und werde durch die angekündigten Umstrukturierungen überdeckt.

Analyst Tim Rokossa von Deutsche Bank Research empfiehlt die Aktie ebenfalls weiter zum Kauf und sieht das Kursziel bei 180 Euro. Mit der Schließung der Produktion in Brüssel gingen die Wolfsburger einen großen Schritt in die richtige Richtung, kommentierte Rokossa am Mittwoch die Restrukturierungsmaßnahmen und die daraus folgenden Prognosesenkung. Etwas zurückhaltender ist Jose Asumendi von J.P. Morgan. Er empfiehlt, die Aktie zu halten und sieht das Kursziel bei 128 Euro. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 3,6 (2024e) ist VW moderat bewertet. Niedrige Bewertungen sind allerdings branchenüblich.  

Am Dienstag veröffentlichte sowohl die Investmentbank HSBC alls auch die Bank of Amerika Analysestudien zu Autoherstellern (BofA).  Die Analysten von HSBC empfehlen die BMW-Aktie zum Kauf, senkten ihr Kursziel aber leicht ab auf 109 Euro. Risiken seien bei dem aktuellen Kurswert bereits eingepreist und bei BMW sei eine konstante Leistung zu erwarten, so die Experten. Das mache die Aktie attraktiv. Auch Analyst Rokossa von Deutsche Bank Research bestätigt die Kaufempfehlung für BMW und sieht das Kursziel bei 120 Euro. Der Absatz sei im Vorjahresvergleich leicht gesunken, habe aber gegenüber dem Jahresstart angezogen, kommentierte Rokossa am Donnerstag mit Blick auf den Quartalsbericht. Aktuell notiert die BMW-Aktie bei 89,50 Euro. Von den auf Marketscreener vertretenen Analysten raten zehn zum Halten und weitere acht zum Kaufen oder Aufstocken der Aktie. Mit einem KGV von 5,5 ist BMW etwas höher bewertet als VW.

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