Die US-Wirtschaft läuft offenbar besser als zuletzt gedacht – und kann bislang einen Absturz in die Rezession vermeiden. Das unterstreichen die jüngsten Arbeitsmarktdaten der weltgrößten Volkswirtschaft. Dort waren im September trotz der geldpolitischen Straffung 336.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft entstanden. Das war etwa doppelt so viel wie der Markt erwartet hatte. Die Zahlen wurden als weiterer Beleg dafür gewertet, die US-Wirtschaft werde eine sanfte Landung („Soft Landing“) hinlegen
Da wegen des starken Arbeitsmarktes aber zugleich die Inflation nicht so stark fällt, erwarten immer mehr Marktakteure, dass die Zinsen länger als gedacht auf einem hohen Niveau bleiben. Das Szenario des „Higher for Longer“ ließ zuletzt die Renditen für Anleihen mit langen Laufzeiten deutlich ansteigen.
Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten vergangene Woche zeitweilig mit 4,8 Prozent, was die Rendite für Bundesanleihen gleicher Laufzeit kurzzeitig über die Marke von drei Prozent mitzog. Zugleich wurde die Zinskurve flacher, das heißt der Renditeunterschied zwischen kurzen und langen Laufzeiten engte sich ein. Liegen die kurzen über den langen Renditen, wird dies als Zeichen einer bevorstehenden Rezession gewertet.
Risikoaufschlag beim Safe Asset
Es gibt jedoch auch eine andere – oder präziser – weitere Interpretation des Renditeanstiegs. Und die ist keine gute Nachricht. In dieser Betrachtungsweise wird der Anstieg als Risikoaufschlag bewertet, und zwar für das Risiko einer Schuldenkrise oder gar eines Zahlungsausfalls der Vereinigten Staaten. Auf ein erhöhtes Risiko deutete bereits hin, dass mit Fitch in diesem Jahr die zweite von drei marktrelevanten Ratingagenturen den USA die Top-Note „AAA“ entzog und damit einem bereits 2011 erfolgten Schritt von S&P folgte. Derzeit werden die USA nur noch von Moody’s mit einem „Triple A“ benotet.