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Börse Warum den Aktienmärkten die Puste ausgeht

An den Aktienmärkten haben die Bären wieder die Oberhand gewonnen: Die Kurse geben nach
An den Aktienmärkten haben die Bären wieder die Oberhand gewonnen: Die Kurse geben nach
© STPP / IMAGO
Die Erholung der Aktienmärkte von der Virus-Krise ist vorerst vorbei. Die Angst vor einer zweiten Infektionswelle und düstere Prognosen treiben Anleger aus Aktien. Kommt nun ein zweiter Crash oder gönnen sich die Investoren nur eine Verschnaufpause?

Die Erholung an den Aktienmärkten nach dem Crash kam schnell. Während die Notenbanken enorme Geldsummen in den Markt pumpten und die Regierungen nach dem ersten Krisenmanagement Konjunkturprogramme auflegten, stiegen die Kurse an den Börsen in Asien, Europa und den USA scheinbar unaufhaltsam. Damit ist nun Schluss. Seit einer Woche geben wichtige Indizes wie Dax, S&P 500 und der japanische Nikkei Gewinne ab. Barometer wie VIX und V-Dax New, welche die Nervosität und Schwankungsanfälligkeit der Märkte messen, sind erneut in die Höhe geschnellt und zeigen: Die Unsicherheit ist zurück und die Aktienmärkte sind wieder in der Realität angekommen.


DAX Index


DAX Index Chart
Kursanbieter: L&S RT

In dieser Realität haben die Verdopplung der Covid-19-Infektionen in südlichen und westlichen Staaten der USA, ein erneuter Ausbruch des Virus in der chinesischen Hauptstadt Peking und steigenden Zahlen in Japan das Schreckensszenario einer „zweiten Welle“ greifbar gemacht. „Ein zweiter Lockdown hätte katastrophale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, manche Länder könnten sich solche Maßnahmen nicht mehr leisten“, sagt Milan Cutkovic, Marktanalyst vom Brokerhaus AxiTrader.

Schon jetzt korrigieren Notenbanken, Institute und Ökonomen ihre Prognosen immer wieder nach unten. In der vergangenen Woche hat die Weltbank den Anfang gemacht. Minus 5,2 Prozent soll die globale Leistung in diesem Jahr sinken, in den Industrieländern stärker als in den Schwellenländern. US-Notenbank-Chef Jerome Powell sprach vergangene Woche vom größten wirtschaftlichen Schock, an den sich die Fed je erinnern könnte und senkte die Wachstumsprognose auf minus 6,5 Prozent. „Vor der Wirtschaft liegt ein unsicherer Weg“, sagte Powell.

Die Aktienmärkte werden zurückkommen

Investoren sichern sich deshalb die Kursgewinne der vergangenen Wochen und Monate und verkaufen. „Investoren haben gelernt, dass sich Risiken jederzeit schlagartig realisieren können“, meint Dave Goodsell von Natixis, der Investmentbank der französischen Sparkassen. Aber Anleger verkaufen auch in Anbetracht der bevorstehenden Ereignisse: Am Dienstag wird sich die japanische Notenbank äußern, dann die britische. Mitte der Woche wird Powell sowohl vor dem US-Senat als auch dem Repräsentatenhaus sprechen. Und am Freitag berät der europäische Rat über Konjunkturhilfen. Veranstaltungen, die Potenzial für Enttäuschung und weiter fallende Kurse bieten.

Das ist kein Grund für langfristige Anleger, die Nerven zu verlieren und das Depot abzuverkaufen. Die Aktienmärkte werden zurückkommen. Die zuletzt als „meistgehasste Börsenrally aller Zeiten“ bezeichnete Erholung war nicht von fundamentalen Daten getrieben. Die enorme Geldmenge bei Vermögensverwaltern und Pensionskassen musste investiert werden. Da vor allem gut bewertete Anleihen wenig Erträge brachten, gab es kaum renditeträchtige Alternativen zu Aktien. In Konsequenz stiegen die Kurse. Da sich absehbar an den niedrigen Zinsen nichts ändern wird, dürfte auch in Zukunft erneut enorme Summen an den Kapitalmarkt fließen.

Vielleicht wird das noch nicht in diesem Jahr passieren. 2020 rechnen Investoren weiter mit unruhigen Kursen und geringen Chancen auf Rendite. „Die Volatilität am Markt wird hoch bleiben und eine zweite Infektionswelle kann Real- und Finanzwirtschaft jederzeit wieder zurückwerfen“, sagt Sebastian Römer von Natixis. Einer Umfrage des französischen Fondshauses zufolge gehen Profiinvestoren davon aus, dass zu Jahresende MSCI World und S&P 500 sieben Prozent unter dem Jahresanfangswert liegen werden. Für den Dax ist die Prognose mit einem Minus von 17 Prozent noch düsterer. Für Anleger gilt deshalb: Durchhalten!

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