Der Berliner Auto-Ersatzteilhändler Autodoc hat seinen geplanten Gang an die Börse vorerst abgesagt. Das Unternehmen und seine Großaktionäre, die Firmengründer und der US-Finanzinvestor Apollo, machten am Dienstag einen Rückzieher, wie Autodoc kurz nach Ablauf der Zeichnungsfrist mitteilte. Offenbar fanden sich nicht genügend Interessenten für die Aktien. Eigentlich wollte Autodoc am Mittwoch sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Die bisherigen Eigentümer wollten damit knapp 450 Mio. Euro einnehmen und hatten sich eine Bewertung von mehr als 2,2 Mrd. Euro vorgestellt.
Autodoc-Chef Dmitry Zadorozhny begründete in einer Mitteilung den Schritt mit „der geopolitischen Situation“, die „den Prozess überschattet“ habe, womit offenbar die Nachrichtenlage im Mittleren Osten gemeint ist. Es sei „derzeit nicht der richtige Zeitpunkt, um mit der Privatplatzierung und der Notierung fortzufahren“. Ein Börsengang zu einem späteren Zeitpunkt werde aber weiterhin von der Gesellschaft und den Aktionären geprüft, hieß es in der Mitteilung.
Schon der zweite IPO-Rückzieher für Autodoc
Es ist bereits das zweite Mal, dass Autodoc bei einem geplanten Börsengang einen Rückzieher macht. Im Jahr 2021 hatte das Unternehmen einen Versuch unternommen und dann angesichts der Marktlage abgebrochen. Um das nächste Mal besser gewappnet zu sein, wurde eigens der Finanzinvestor Apollo an Bord geholt. Doch das aktuelle Scheitern hatte sich abgezeichnet. Einen Tag vor dem Ende der Zeichnungsfrist hatten die begleitenden Banken den Investoren mitgeteilt, dass die Autodoc-Aktien wohl zwischen 58 und 59 Euro und damit im unteren Drittel der Spanne zugeteilt würden. Die Emission sei auf diesem Niveau „gut überzeichnet“. Für einen erfolgreichen Börsengang ist aber mindestens eine zweifache Überzeichnung notwendig, um die Aktien sinnvoll zuteilen zu können.
Autodoc wäre das erste neue Unternehmen gewesen, das es in diesem Jahr in den streng regulierten Prime Standard der Deutschen Börse geschafft hätte. Bisher hatten sich nur der Elektrotechnik-Spezialist Pfisterer und die Münchner Softwarefirma Innoscripta in das Freiverkehrs-Segment „Scale“ gewagt, in dem die formalen Anforderungen geringer sind.