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Investorenlegende Warren Buffett: Worauf der „Fuchs aus Omaha“ lauert

Warren Buffett 2019 beim Bridge-Spiel mit Microsoft-Gründer Bill Gates
Warren Buffett 2019 beim Bridge-Spiel mit Microsoft-Gründer Bill Gates
© AP Images | Nati Harnik / Picture Alliance
Die Quartalszahlen von Warren Buffetts Berkshire Hathaway sind positiv – trotzdem stimmt die Investorenlegende seine Anhänger auf schlechte Zeiten ein. Der Grund ist ein Luxusproblem

Wer Warren Buffetts alljährlichen Brief an die Aktionäre seiner Firma Berkshire Hathaway liest, versteht, warum ihm Investoren seit Jahrzehnten vertrauen: „Wenn ich mir die Eigentümer vorstelle, die Berkshire sucht, habe ich das Glück, das perfekte mentale Modell zu haben: meine Schwester Bertie. Lassen Sie mich sie vorstellen.“ Buffett beschreibt sie als „klug und weise“ und als jemanden, die sein Denken gerne infrage stellt. Als Leser und Aktionär kann man sich geschmeichelt fühlen, wenn Buffett in so hohen Tönen von seinen Investoren spricht – und will vielleicht am liebsten nachkaufen.

Was Anlegern noch mehr gefallen dürfte: Berkshire Hathaway konnte vergangenes Jahr einen operativen Gewinn von 37,4 Mrd. Dollar einfahren – ein Plus von 21 Prozent zum Vorjahr. Zu dem 905 Mrd. Dollar schweren Konglomerat gehören über 80 Unternehmen, unter anderem die US-amerikanische Eisenbahngesellschaft BNSF, der Batteriehersteller Duracell und der Versicherer Geico. Vor allem das Versicherungsgeschäft sei für den Gewinnanstieg verantwortlich, so Buffett in dem Brief an die Aktionäre von Berkshire.

Worauf Buffett wartet

Trotz der guten Zahlen hat Buffet schlechte Nachrichten: Seine Holding sitzt auf Geldreserven von mehr als 160 Mrd. Dollar. Was daran negativ ist? „Es gibt nur noch eine Handvoll Unternehmen in diesem Land, die Berkshire wirklich voranbringen könnten“, schreibt Buffett. Und diese seien von ihm und anderen immer und immer wieder bewertet worden. Mit dem Ergebnis: Die Investorenlegende hält die Füße still. Außerhalb der USA gebe es gar keine Kandidaten, die für Berkshire eine sinnvolle Investition darstellten. „Alles in allem“, schreibt Buffet, „haben wir keine Möglichkeit, eine atemberaubende Performance zu erzielen“.

Der 93-Jährige stimmt seine Aktionäre sanft auf weniger gute Zeiten ein. Wer hier zwischen den Zeilen liest, kann aber erahnen, worauf Buffett wartet. In dem Brief an seine Investoren schreibt er: Manche Unternehmen könne man bewerten, andere nicht. Und wenn das „Orakel von Omaha“ – wie seine Fans ihn würdigend nennen, manche sprechen auch vom „Fuchs“ – sie bewerten kann, müssen sie „preislich attraktiv“ sein. Der Schluss: Buffett wartet wohl auf eine große Kurskorrektur, um wieder zu investieren. Der Aktienmarkt ist zu heiß, viele Papiere überbewertet.

Der S&P 500, einer der wichtigsten Aktienindizes der USA, hat Anfang Februar zum ersten Mal die 5000-Punkte-Marke überschritten. Die bereits vorliegenden Unternehmenszahlen des vierten Quartals 2023 waren fast durchweg besser als erwartet, trotz verschobener Zinssenkung bleibt die Wall Street optimistisch. Doch die Stimmen, die zur Vorsicht mahnen, werden lauter: Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft Ned Davis Research ist der S&P 500 zwar „weit von einer Blase entfernt“, allerdings auch um mehr als fünf Prozent überbewertet.

Kennzahl als Warnsignal

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), eine gängige Kennzahl zur Bewertung von Aktien, liegt beim S&P 500 aktuell bei über 27 – und ist damit so hoch wie seit 2021 nicht mehr. Der historische Durchschnittswert des Index ist 15,7. Anfang Februar relativierten verschiedene Experten den hohen Stand der Kennzahl noch. So sagte Mark Hackett, Leiter der Investment Research beim US-Finanzdienstleister Nationwide, zur Nachrichtenagentur Reuters, man müsse bei einem solchen KGV „nicht zwingend verkaufen“. Peter Tuz, Präsident des US-Vermögensverwalters Chase Investment Counsel, bezeichnete die Bewertung des S&P 500 als „etwas übertrieben“. Er rechne mit einer Korrektur erst gegen Ende des Jahres.

Zum Zeitpunkt dieser Aussagen lag der KGV des Index zwar noch bei 20, noch scheint der amerikanische Aktienmarkt aber gesund. Die Kurse haben eher ein Plateau erreicht, eine Blase bildet sich noch nicht. Für Warren Buffett scheint die Strategie aber klar: Abwarten und zuschlagen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. 

Er steht wie kein anderer für diese sogenannte Value-Strategie. Sie beinhaltet den Kauf von unterbewerteten Aktien, die vergleichsweise günstig sind. Das Ziel dabei: langfristig von einer Aufwertung zu profitieren. Gelernt hat Buffett dies alles bei seinem jahrzehntelangen Geschäftspartner Charles Munger, der vergangenes Jahr verstorben ist. Buffett würdigt ihn in seinem jetzigen Investorenbrief als eine Art liebevollen Vater, älteren Bruder und den Architekten von Berkshire Hathaway.

Die beiden und andere Investoren, die diese Strategie verfolgen, suchen nach Unternehmen, deren aktueller Marktpreis unter ihrem intrinsischen Wert liegt, basierend auf Fundamentaldaten wie Gewinnen, Cashflows und Vermögenswerten. Zuletzt gelang Buffett das mit dem Öl-Konzern Occidental Petroleum. Zum Jahresende 2023 erhöhte Buffett seinen Anteil am Unternehmen auf 27,8 Prozent – mit der Option dieses Jahr nachzukaufen.

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