Wenn ein Konzern seinen Marktwert innerhalb weniger Wochen um 500 Mrd. US-Dollar steigert und in den Club der Billionenbewertungen vorstößt, dann muss einiges passiert sein. Oder es wurde ein riesengroßer Hype entfacht, der einer Korrektur bedarf. „KI lautet die Formel für Kursgewinne 2023“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Und fügt zugleich an, dass „danach allerdings wenig zu holen ist bei amerikanischen Aktien“. Die Statistik stützt dies. Der Russell 2000, ein sehr breiter Aktienindex, liegt weiterhin im Bärenmarkt. Die sogenannte Marktbreite sieht desaströs aus. „Im Grunde genommen ist das Jahr 2023 eine Story von Nvidia, Meta, Netflix, Alphabet, C3 und ein paar weiteren Aktien. Das war es auch schon“, so Molnar.
Nach der schwachen Wertentwicklung von Technologieaktien im vergangenen Jahr wurde die Kurserholung lange als Bärenmarktrally gesehen, die schnell wieder in eine neue Korrektur übergehen würde. Noch zum Ende des ersten Quartals, als die Indizes bereits kräftig im Plus notierten, zeigte eine Umfrage unter weltweiten Fondsmanagern den größten Pessimismus seit 20 Jahren. Das Problem an der Sache ist, dass „die Indizes wesentlich von den ganz großen Techaktien bestimmt sind“, sagt Dennis Austinat vom Asset-Manager Trive. Er weist darauf hin, dass bei „gleicher Gewichtung aller Aktien im S&P 500 keinerlei Rendite 2023 übrigbliebe“. Auch dies unterstreicht eine sehr schlechte Marktbreite. Offenbar nehmen viele Firmen dann doch eine mögliche Rezession vorweg.
Short-Coverage Teil der Erklärung
Viele Profis wurden mit ihrer geringen Aktienquote auf dem falschen Fuß erwischt und der hohe Performancerückstand zwingt die Akteure in den Markt. Größere Korrekturen bleiben daher aus, die Kurse steigen weiter und bringen die Profis noch stärker unter Druck, um ihre schwächere Rendite auszugleichen. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf setzt ein, der Indizes wie den Dax zuletzt auf neue Hochs führte.
„Zudem haben die Unternehmen mit der jüngsten Berichtssaison geliefert“, sagt Christian Henke, Senior Analyst bei IG. US-Firmen präsentierten nur einen Gewinnrückgang von etwas mehr als zwei Prozent, während im Vorfeld ein Minus von 6,7 Prozent erwartet wurde. „Noch besser lief es für die europäischen Unternehmen, die einen Gewinnanstieg von gut sieben Prozent meldeten“, so Henke.
Während die großen Fondsmanager sich aber wie Tanker auf hoher See bewegen, die nur langsam ihre Richtung ändern, können Kleinanleger am Markt viel flexibler agieren. Und auch jetzt gilt es wachsam zu bleiben und diesen Vorteil auszuspielen. Während zum Jahreswechsel viele Profis zu wenig investiert waren, sind viele gerade in Europa inzwischen übergewichtet.
Zudem hat das wesentlich bessere Abschneiden der Unternehmen im abgelaufenen Quartal dazu geführt, dass die Prognosen für das zweite Halbjahr deutlich nach oben korrigiert wurden. Die Messlatte für die Unternehmen liegt somit nicht wie sonst üblich tiefer. Damit steigt die Gefahr, dass die Firmen nicht wie erwartet liefern.
Zehn Aktien sorgen für Gewinne
Und auch an der Wall Street ist Vorsicht angebracht. Ein wesentlicher Grund für die Stärke des Tech-Sektors waren die eingepreisten Zinssenkungserwartungen. Inzwischen zeigt sich aber, dass Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende sowohl in den USA wie auch in Europa nicht angebracht sind. Der seit Jahresbeginn unverändert notierende Dow Jones ist daher auch als Warnsignal zu sehen, dass es der breiten US-Konjunktur schlechter geht als die Techriesen vermuten lassen.
Wer somit einen ruhigen Sommer verbringen möchte, sollte sich gegen Kursrückgänge schützen. Sehr einfach ist diese Strategie mit Put-Optionsscheinen möglich, denn sie gewinnen, wenn die Kurse fallen und gleichen damit Depotverluste aus. Auf den S&P 500 sollten sich Anleger, die völlig ungesichert unterwegs sind, unbedingt Puts wie den S&P 500-Put der Citi mit WKN KG3RMB ins Portfolio legen. Alternativ lässt sich die Nasdaq mit der WKN SN725C der Société Générale abdecken.
Dabei gilt es ähnlich wie bei einer Autoversicherung zu klären, in welchem Umfang die Positionen abgesichert sein soll. „Entscheidend ist hier der Basispreis des Puts“, erklärt Volker Meinel, Zertifikate-Experte der BNP Paribas. „Je höher dieser liegt, desto höher ist das Absicherungsniveau und desto teurer der Versicherungsschutz. Wer sparen möchte, wählt einen Put mit tieferem Basispreis und nimmt im Gegenzug kleinere Kursverluste in Kauf“, so Meinel. Die Möglichkeiten sich in unruhigen Zeiten vor Verlusten zu schützen, sind also vielseitig.
Sinnvoll könnte die Absicherung auch deshalb sein, weil in den letzten 30 Jahren noch jeder Hype zumindest ansatzweise korrigiert und zurechtgestutzt wurde. Nvidia ist ein brillantes Unternehmen, so ganz erfinden sie die Welt aber doch nicht neu.