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Karen Ward Trumps Wahl: Sollten Anleger auf das Erfolgsrezept von 2016 setzen?

Karen Ward von J.P. Morgan Asset Management
Karen Ward von J.P. Morgan Asset Management
© J.P. Morgan Asset Management
Bei der ersten Präsidentschaft Donald Trumps gewannen Investoren mit US-Aktien. Doch 2025 ist die Lage eine andere

Die Wiederwahl von Donald Trump stellt viele Investoren vor die Frage: Sollte man auf das gleiche Erfolgsrezept setzen, das während seiner ersten Amtszeit als Präsident so gut funktionierte? Konkret würde das eine signifikante Übergewichtung von US-Risikoanlagen bedeuten.

Diese instinktive Reaktion ist verständlich. Auf den ersten Blick scheint Trumps Versprechen, Amerika wieder „great“ zu machen, die Wachstumsdivergenz zwischen den USA und dem Rest der Welt weiter zu vergrößern.

Allerdings ist die Wirtschaft, die Trump diesmal übernimmt, nicht dieselbe wie die, die er 2016 vorfand. Die Inflation scheint über anstatt unter dem Zielwert festzustecken,  zudem liegt das Haushaltsdefizit mit sechs Prozent doppelt so hoch wie damals, als er seine erste Steuersenkungswelle startete. Die von ihm im Wahlkampf angekündigten Maßnahmen erscheinen vor diesem Hintergrund riskanter.

Steuersenkungen könnten zu Unruhe bei Anleihen führen

Weitere Steuersenkungen, wie die Senkung des Körperschaftsteuersatzes auf 15 Prozent, könnten den Anleihemarkt in Unruhe versetzen. Viele der Steuersenkungen, die er in seiner ersten Amtszeit im Rahmen des „Tax Cuts and Jobs Act“ durchsetzte, sollten Ende 2025 auslaufen. Ohne gleichzeitige Einsparungen würde die Verlängerung dieser Steuersenkungen allein das Defizit im nächsten Jahrzehnt über sieben Prozent halten.

Inflationärer Druck könnte durch ein breit angelegtes Anheben von Zöllen weiter verschärft werden. Unternehmen werden die höheren Importkosten weitergeben, wenn die Inlandsnachfrage stabil bleibt und ausländische Produzenten die höheren Zollkosten nicht durch Preissenkungen ausgleichen.

Während eine US-Anleihenkrise höchst unwahrscheinlich erscheint, könnte die vollständige Umsetzung dieser Politik allerdings die langfristigen US-Zinsen in die Höhe treiben. Die USA haben das „Privileg“, mit dem US-Dollar die Weltreservewährung zu stellen – und könnten daher die fiskalischen Grenzen mehr ausreizen als andere Länder.

Zinsen der Fed können alles entscheiden

Sollte aber die Federal Reserve gezwungen sein, die Zinsen länger hochzuhalten, und Investoren infolgedessen beginnen, mehr Laufzeitprämien von US-Schuldtiteln zu verlangen, wird dies den Aufwärtsdruck auf die langfristigen Anleiherenditen aufrechterhalten. In diesem Fall könnte das, was Unternehmen und Haushalten in Form von niedrigeren Steuern und/oder höheren Gewinnen zugutekommen wird, durch höhere Kosten für den Schuldendienst wieder genommen werden.

Achtung bei Übergewichtung von US-Aktien

Es gibt aber noch einen weiteren deutlichen Unterschied zu Trumps erster Wahl: die Bewertung des US-Aktienmarktes, der jetzt beim 22-fachen der erwarteten Gewinne liegt. Aus meiner Sicht ist die sehr starke Profitabilität der US-Wirtschaft bereits in den Kursen von US-Aktien eingepreist. Würden Maßnahmen von Trumps Politik die Profitabilität von Unternehmen schmälern, könnte dies die Bewertungen infrage stellen.

Anlegerinnen und Anleger sollten diese Faktoren berücksichtigen, wenn es darum geht, ob das Erfolgsrezept von 2016 auch diesmal funktionieren könnte und in welchem Maße sie US-Risikoanlagen übergewichten möchten.

Karen Ward, Managing Director, ist seit November 2017 Chief Market Strategist für EMEA bei J.P. Morgan Asset Management. Zuvor war sie Vorsitzende des Rates der Wirtschaftsberater für das britische Finanzministerium und ein Jahrzehnt lang bei der Investmentbank von HSBC in verschiedenen Positionen tätig. Sie begann ihre Karriere bei der Bank of England. Karen Ward hat einen Master mit Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften des University College London. Ihre monatlichen Kolumnen finden Sie in englischer Sprache auf ihrer Linkedin-Seite. Auf Deutsch erscheinen die Texte exklusiv bei Capital.

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