Anzeige

Kolumne Trump-Hausse an der Wall Street

Seit der Wahl Donald Trumps geht es an den US-Börsen bergauf. Davon profitieren Anleger, die international investiert haben. Von Christoph Bruns
Christoph Bruns
Christoph Bruns

Christoph Bruns ist Fondsmanager, Vorstand und Teilhaber der Fondsgesellschaft Loys AG.

Der glänzende Wahlsieg Donald Trumps verschiebt die Koordinaten der Wirtschaft erheblich. Anstatt eines „Weiter sos“, das unter einer Präsidentin Clinton zu erwarten gewesen wäre, haben die Amerikaner für einen einschneidenden Wechsel in Politik und Wirtschaft gestimmt. Die Republikaner stellen nicht nur den Präsidenten, sondern verfügen auch im Repräsentantenhaus und im Senat über eine Mehrheit. Zudem besetzen sie die meisten Gouverneursposten in den Bundesstaaten.

Am Aktienmarkt ist die politische Wende nicht spurlos vorübergegangen. Seit der Wahl Trumps zum Präsidenten geht es an der Wall Street kräftig bergauf. Dow Jones und S&P 500 haben jeweils neue Höchststände erklommen. Aktien aus dem Einzelhandelssektor und der produzierenden Industrie konnten neben Finanzwerten am stärksten zulegen. Bei Bankaktien reifen Hoffnungen auf eine weniger rigide Regulierung unter dem neuen Präsidenten. Außerdem zählen Finanzwerte zu den Favoriten für den Fall einer deutlichen Zinswende. Immerhin hat es seit der Wahl am 8. November beträchtliche Aufschläge bei den Anleiherenditen gegeben.

Trump plant Steueramnestie

Besonders große Kursfantasie nährt freilich die Aussicht auf sinkende Steuern in den USA. Während des Wahlkampfs hatte Donald Trump mehrfach angekündigt, sowohl die Unternehmenssteuern als auch die Einkommensteuern markant zu senken. Ohne Zweifel würde dies zu steigenden Unternehmensgewinnen und höheren Nettoeinkünften der Bürger führen, so dass die Reaktion der Börse sehr verständlich ist. Ebenfalls vorstellbar ist, dass Trump jenen Unternehmen eine weitgehende Steueramnestie gewähren wird, die große Geldvermögen im Ausland horten wie etwa Apple und Google. Von einer möglichen Repatriierung dieser Gelder verspricht sich Trump einen Investitionsboom.

Übrigens ist der neue US-Präsident nicht der einzige Wahlkämpfer, der von Steuererleichterungen für Unternehmen und Bürger spricht. Auch die britische Ministerpräsidenten May scheint sich dieses Instruments zur Stimulierung von Nachfrage, Gewinnen und Beschäftigung bedienen zu wollen.

In Deutschland ist an solche Entlastungen von Bürgern und Unternehmen überhaupt nicht zu denken. Trotz seit Jahren üppig sprudelnder Steuereinnahmen ist nicht einmal die Abschaffung der kalten Progression gelungen. Anstatt den mit Abgaben und Steuern hoch belasteten deutschen Bürgern etwas zu erlassen, gießt der Staat seit Jahren das Füllhorn staatlicher Wohltaten aus. Es spricht Bände, dass die Staatsausgaben bereits seit geraumer Zeit den größten Anteil am Wirtschaftswachstum ausmachen.

Ende des Bullenmarktes für Anleihen

Mit Blick auf die Trump´schen Absichten wird es von größter Wichtigkeit sein, die Konsequenzen für Inflation, Verschuldung und Zinsen zu beobachten. An den Finanzmärkten wird mit einer kräftigen Ausweitung der amerikanischen Verschuldung und steigender Inflation gerechnet. Was die Zinsentwicklung angeht, so erwarten die Finanzmarktteilnehmer eine Anhebung der amerikanischen Leitzinsen im Dezember, nach dem die Zinsen am langen Ende der Zinsstrukturkurve zuletzt bereits deftig angezogen haben.

Nach mehr als 30-jähriger Superhausse scheint also der Bullenmarkt für Anleihen sein Ende zu finden. Den vielen Kapitalsammelstellen, die vorwiegend in Zinspapiere investieren, droht ernstes Ungemach. Es bleibt sehr zu hoffen, dass diese Häuser mit den immanenten Risiken des Zinsmarktes umgehen können, denn die meisten Bondmanager haben in ihrer Karriere noch nie einen Bärenmarkt kennengelernt.

Europa verfolgt diesen spannenden Prozess von den Zuschauerrängen aus, wenngleich die Entwicklungen in der kulturellen und wirtschaftlichen Weltleitnation USA in der alten Welt über kurz oder lang nicht ohne Echo bleiben werden. Kapitalanleger, die international investieren, können sich derzeit über die robuste Aktienentwicklung in den USA und den festen US-Dollar freuen. Sie fühlen sich einmal mehr darin bestätigt, dass internationales Investieren angesichts der Globalisierung das Klügste ist, was ein Aktiensparer langfristig tun kann, wenn es um die Vermögensbildung geht.

Aus ChicagoIhr

Dr. Christoph Bruns

Newsletter: „Capital- Die Woche“

Figure

Jeden Freitag lassen wir in unserem Newsletter „Capital – Die Woche“ für Sie die letzten sieben Tage aus Capital-Sicht Revue passieren. Sie finden in unserem Newsletter ausgewählte Kolumnen, Geldanlagetipps und Artikel von unserer Webseite, die wir für Sie zusammenstellen. „Capital – Die Woche“ können Sie hier bestellen:

Neueste Artikel