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Daniel Saurenz Tesla, Nvidia, Apple – ist der Spaß vorbei?

Ein Händler arbeitet im Handelssaal der New Yorker Börse
Ein Händler arbeitet im Handelssaal der New Yorker Börse
© John Angelillo/UPI Photo via Newscom picture alliance
Am Ende einer Übertreibung an der Börse stehen meist absurde Begründungen für sehr hohe Bewertungen. KI sollte alles verändern. Doch Kurse fallen auch manchmal einfach, weil es sein muss

Wenn die US-Bilanzsaison positiv ausfällt, pushen die Unternehmensergebnisse die Aktien meist nach oben. Doch in diesem Sommerquartal ist alles anders und jetzt steigen auch noch die Zinsen. In den USA kann man mittlerweile sein Geld bequem zu fünf Prozent anlegen und in Deutschland zeigt beispielsweise die Consorsbank für Neukunden 3,5 Prozent Zinsen für geparkte Gelder. Allein diese Alternativen sind nicht der beste Rückenwind für Aktien. Nun ist auch die US-Berichtssaison nahezu gelaufen und mehr als 90 Prozent der Firmen haben ihre Bilanzen vorgelegt.

Wie so häufig in der Vergangenheit fällt das vorläufige Fazit auf den ersten Blick positiv aus. Im Vorfeld wurden die Erwartungen deutlich reduziert, entsprechend leicht konnten die Firmen die Prognosen übertreffen. „Knapp 80 Prozent übertrafen mit ihren Gewinnkennzahlen die Vorgaben, dies ist zugleich der höchste Wert seit dem dritten Quartal 2021“, sagt Dennis Austinat, Deutschland-Chef der internationalen Multi-Asset-Plattform Trive. Dennoch bleibe unter dem Strich zumindest im Jahresvergleich ein Gewinnrückgang von gut fünf Prozent.

Die Negativserie hält nun seit drei Quartalen an und es ist fraglich, ob mit der nächsten Berichtssaison die Wende in den grünen Bereich gelingen wird. Hinzu kommt, dass sehr gute Ergebnisse eigentlich zu steigenden Kursen führen sollten. Zuletzt sah man jedoch das an der Börse so bekannte wie gefürchtete „Selling on good news“.

Hoffen auf das vierte Quartal

Für das nächste Quartal liegen die Prognosen aktuell bei einem mageren Gewinnplus von 0,2 Prozent sowie einem Umsatzwachstum von 1,3 Prozent. Vor allem im vierten Quartal sollen die Unternehmen liefern, sagt Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets beim Online Broker IG Europe: „Eingepreist wird derzeit ein sattes Gewinnplus von 7,6 Prozent. Sollte der Wert wie schon in den zurückliegenden Wochen weiter fallen, dürfte auch der erhoffte Gewinnzuwachs von 0,8 Prozent für das Gesamtjahr 2023 in Gefahr geraten.“

Aus Sicht der Bewertung wird die Luft zugleich immer dünner und Platz für Abwärtsrevisionen nach Enttäuschungen ist nicht vorhanden. „Mit einem erwarteten KGV von 19,2 ist der S&P 500 deutlich teurer als im langjährigen Durchschnitt von 17,4. Ähnlich wie bei der Performance seit Jahresbeginn verschärft eine differenzierte Betrachtung sogar die Ungleichgewichte. So hat das teuerste Fünftel der S&P 500-Mitglieder einen Bewertungsaufschlag von 170 Prozent gegenüber dem günstigsten. Eine noch höhere Bewertungsprämie wurde in den zurückliegenden 40 Jahren nur in 15 Prozent der Fälle aufgerufen“, so Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Vergleichsweise günstig sind aktuell Aktien von Telekom-, Banken- sowie Öl- und Gasunternehmen.

Kaum Gewinner

„Interessant ist allerdings auch, dass Aktien von Unternehmen mit positiven Gewinnüberraschungen kaum profitierten“, sagt Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/Gettex. „Im Zeitraum zwei Tage vor und nach der Veröffentlichung sank der Kurs im Durchschnitt um 0,5 Prozent. Dies ist bisher die höchste negative Kursreaktion auf positive Gewinnüberraschungen seit dem zweiten Quartal 2011.“ Im Ergebnis sind also viele Vorschusslorbeeren bereits eingepreist.  

Hinzu kommt, dass die Zinsen wieder gestiegen sind, weil die Inflation zwar leicht, aber nicht entscheidend gesunken ist. Die Preissteigerungen liegen in den USA und Europa noch deutlich über den gesteckten Inflationszielen der US-Notenbank Fed und der EZB. In den USA war der Renditeanstieg besonders kräftig. Die zehnjährige US-Staatsanleihe rentiert bei knapp 4,3 Prozent, das höchste Niveau seit Juni 2008. Die Aktienmärkte reagieren auf die Berichtssaison und die steigenden Zinsen mit einer ersten Korrektur – und die Zeit bis zum vierten möglicherweise besseren Quartal 2023 ist noch lang. Zur Wahrheit gehört allerdings auch – eine Korrektur von 10 bis 15 Prozent am Aktienmarkt vom jeweiligen Jahrestop wären bei Dax, Nasdaq und S&P 500 völlig normal, und an Korrekturen hielt das Jahr 2023 bisher wenig bereit.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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