Wer ist eigentlich der typische Spekulant, der Geld in die Kryptowährung Bitcoin steckt? Die Deutsche Bank ging dieser Frage im Dezember nach. Die erstaunliche Antwort: Zwischen 40 und in der Spitze 60 Prozent der Umsätze generieren die Bitcoin-Börsen in – Japan. Dort wiederum ist der typische Zocker ein Mann zwischen 30 und 50 Jahren.
Diese Erkenntnis lohnt einen näheren Blick, selbst wenn Sie sich nicht um die Bitcoin-Entwicklung scheren. Denn von Japan, so heißt es meist, könne man lernen, wie es in einer alternden Gesellschaft aussieht. Seit 2008 schrumpft die Bevölkerung, und mehr als jede vierte Japaner ist bereits über 65.

Von Japan kann man allerdings auch etwas anderes lernen: wie Haushalte damit umgehen, wenn die Realzinsen auf sichere Spareinlagen nicht temporär, sondern gleich zwei Jahrzehnte lang um die Nulllinie fluktuieren. Denn behalten jene Ökonomen recht, laut denen die Niedrigzinsen keine Ausnahme sind, sondern zum Dauerzustand werden, macht die Entwicklung Japans in vielen Industrieländern Schule.
Demnach verleiden selbst zwei Jahrzehnte Nullzinsen Menschen offenbar nicht die Neigung, ihr Geld lieber sicher als rentabel anzulegen: Seit nunmehr 20 Jahren stecken rund 75 Prozent des japanischen Haushaltsvermögens in Sicht- und Spareinlagen, während die Quote von Aktien und Fonds bei knapp zehn Prozent stagniert. Selbst großzügige Steueranreize für die Aktienanlage – eine auch hierzulande oft geforderte Maßnahme – haben an diesem Phänomen kaum etwas geändert.
Starkes Wachstum verzeichnen – wenngleich von niedriger Basis – Fremdwährungskonten. Und dass gerade japanische Männer die Bitcoin-Börsen dominieren, ist kein Zufall: Japanische Männer mittleren Alters sind auch die größte Gruppe im globalen Markt für hochriskante Onlinewährungswetten. Immer populärer sind zudem sogenannte Uridashi-Notes, die gegen die Aussicht auf hohe Zinszahlungen quasi alle denkbaren Risiken wie Wechselkursverluste, Einzeltitelrisiken oder Emittentenausfall bündeln. Obendrein wetten Japaner dreimal so viel Geld auf Pferderennen, wie Deutsche für das Lottospielen ausgeben.
Man könnte dies verrückt nennen, und vieles mag kulturell begründet sein. Aber so irrational ist es gar nicht: Anstatt ein Vermögen sauber zu diversifizieren, steckt man in Japan eben große Teile in sehr sichere Anlagen, möchte dann aber mit einem kleinen Teil den Risikokick und die Chance auf Vervielfacher.
Folgt man dieser Theorie, stehen den Aktienmärkten eher schwierige Jahre bevor. Ihnen sterben, zumindest in den Industrieländern, perspektivisch schlicht die Käufer und Halter weg. Zumindest für spekulative Naturen wären dann allerdings Titel eine Wette wert, die von der Lust am Zocken profitieren: etwa klassische Casinoaktien wie MGM Resorts, Wynn Resorts oder Las Vegas Sands, aber auch Onlinezockerbörsen wie IG Group oder die Wettanbieter Paddy Power Betfair und Bwin.