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Nebenwerte Small Caps enttäuschen – und können sich dennoch für Anleger lohnen

Kurstafel an der Frankfurter Börse
Kurstafel an der Frankfurter Börse
© IMAGO / Sven Simon
Nebenwerte performen bereits seit mehreren Jahren schlechter als Large Caps. In einzelnen Sektoren haben die Kleinen aber immer noch die Nase vorn. Welche das sind und warum sich ein Investment lohnen könnte

Kleine Unternehmen bieten großes Wachstumspotential. Das ist nichts Neues für Small-Cap-Investoren, die sich historisch betrachtet oft über Überrenditen freuen durften. Langweilige Blue Chips hatten oftmals das Nachsehen. Das ist heute nicht mehr so: „In den vergangenen zehn Jahren ließ sich auf Ebene des breiten weltweiten Aktienmarkts keine Überrendite mit Small-Cap-Aktien erzielen“, sagt Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst beim Vermögensverwalter HQ Trust. 

Das liegt allerdings nicht daran, dass Small Caps schlecht performt hätten. Gemessen am ACWI-Small-Cap-Index von MSCI beträgt ihr Plus seit Juni 2010 starke 188 Prozent beziehungsweise 7,8 Prozent pro Jahr. Nur: Large Caps kamen im selben Zeitraum auf einen noch größeren Zuwachs von 218 Prozent beziehungsweise 8,6 Prozent pro Jahr. Auch im laufenden Börsenjahr „enttäuschen“ die Small Caps: Mit ihrem mageren Plus von 2,66 Prozent seit Jahresbeginn liegen sie weit abgeschlagen hinter dem MSCI World und dessen plus 15 Prozent. 

Womit die Kleinen nicht mithalten können, war und ist die außergewöhnlich starke Rally von US-Big-Tech. Die Börsenschwergewichte Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta machen mittlerweile über 27 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Ihre Kursanstiege ziehen den Index nach oben, genauso wie den MSCI World. US-Big-Tech rangiert ebenso auf den vordersten Positionen des Industrieländer-Index. Das bedeutet aber auch: Ohne die Tech-Giganten läuft bei den Großen aktuell gar nichts. Rechnet man sie aus der Performance des S&P 500 raus, hätte der Index im laufenden Jahr nicht mal ein Prozent Plus gemacht. 

Schwache Performance wegen Zinsewende

Die relativ schwache Performance von Small Caps ist auch auf die Zinswende zurückzuführen. Zinserhöhungen setzen kleineren Unternehmen stärker zu, da sie verglichen mit großen Konzernen wesentlich höhere Finanzierungskosten haben. Zugleich ist die breite Unterperformance von Small Caps nur die halbe Wahrheit. Blickt man eine Ebene tiefer auf die einzelnen Industrien und Sektoren, sieht das Bild mitunter deutlich anders aus. „Obwohl die großen Aktien in Summe die Nase vorn hatten, schnitten in sechs von elf Branchen seit 2010 die Small Caps besser ab“, sagt Kielkopf. 

Die sechs Branchen, in denen die Kleinen besser performten als die Großen, sind: Materialien, Industrie, Basiskonsum, zyklischer Konsum, Kommunikation und Versorger. Zumindest letztere können jedoch nicht mehr auf eine langfristige Wachstumsstory hoffen: „In einer Konsolidierungswelle wurden im vergangenen Jahrzehnt viele kleinere Versorger übernommen, wovon deren Aktien stark profitieren konnten“, schildert der Kapitalmarktexperte. Demgegenüber schnitten Large Caps in den folgenden fünf Branchen klar besser ab: Technologie, Finanzen, Gesundheit, Immobilien und Energie. 

Diese Chancen bieten Small Caps für Investoren

Small Caps sind in ihrer Geschäftstätigkeit oft weniger diversifiziert und hängen stärker vom Erfolg weniger Produkte oder Dienstleistungen ab, wachsen bei Erfolg dafür aber auch wesentlich stärker, erklärt Kielkopf. Genau das scheint den Reiz eines Small-Cap-Investments auszumachen. Wer bereit ist, die Risiken einzugehen, darf historisch betrachtet auf überdurchschnittliche Renditen hoffen. Viele Anlegerinnen und Anleger investieren also in der Hoffnung, das nächste Apple oder Nvidia gefunden zu haben. Den richtigen Treffer landen aber nur die allerwenigsten. 

Klar: Sollte sich ein Ende der restriktiven Geldpolitik anbahnen, könnten die jetzt relativ günstig bewerteten Small Caps wieder auf die Überholspur wechseln. Unabhängig von solchen Zockereien um den richtigen Einstiegszeitpunkt bieten Small Caps aber vor allem eines: Diversifikation. Nebenwerte machen heute 14 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung aus und es gibt zahlenmäßig deutlich mehr Small- als Large- oder Mid Caps. Wer Small Caps in das eigene Weltportfolio integriert, erhöht damit die Diversifikation und senkt das Gesamtrisiko. 

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