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Small Caps Aufholpotenzial bei Nebenwerten – jetzt aber wirklich

Small Caps Nebenwerte Eventim-Ticket
Das Geschäftsmodell vom Ticketing-Unternehmen Eventim hat einen coronabedingten Gewinneinbruch im Jahr 2020 gut überstanden – und ist deshalb ein attraktiver Nebenwert
© Britta Pedersen / Picture Alliance
Gute Aussichten für europäische Nebenwerte: Experten sind vorsichtig optimistisch. Was Privatanleger bei der Auswahl beachten sollten und welche sich empfehlen

Seit einigen Jahren hinken die Nebenwerte der guten Entwicklung der großen börsennotierten Unternehmen hinterher. Auf Fünf-Jahres-Sicht legte der MSCI World durchschnittlich 13,3 Prozent zu, der Index für globale Nebenwerte, der MSCI Small Caps, nur neun Prozent. Im Jahr 2023 erzielte der MSCI World ein Kursplus von gut 24 Prozent, während die globalen Nebenwerte nur gut 16 Prozent schafften. Haben Small Caps also als wenige renditestarke Anlageklasse ausgedient für Privatanleger? Keinesfalls. Wenn jetzt Konjunktur und Zinsumfeld mitspielen, könnten auch die Small Caps an der Börse wieder zu altem Glanz finden. 

Zu altem Glanz? Ja! Im historischen Vergleich stehen die kleineren Werte nämlich nicht schlechter da: Wer ab den 2000er-Jahren auf Nebenwerte, beispielsweise des MSCI World Small Caps, gesetzt hat, dessen durchschnittliche jährliche Rendite war ungefähr zwei Prozent höher als bei Investoren, die den MSCI World vorzogen. Wenn die Prognosen also zutreffen, bieten die Nebenwerte auch Chancen für Privatanleger – wohlgemerkt als Beimischung. Denn kleine Werte sind eine tendenziell volatile Anlageklasse, deren Erfolg von vielen Faktoren abhängt. Diese Einflüsse sollten Privatanleger im Blick haben, insbesondere wenn sie in Einzeltitel investieren wollen. 

Das richtige Zinsumfeld

Dass die kleineren Unternehmen zuletzt an den Börsen schlechter performten, ist erstaunlich. Viele Small Caps liefern gute Zahlen und sind zudem günstiger bewertet, vor allem in Europa. Aber: Die kleineren Unternehmen verarbeiten immer noch die Folgen der Zinswende ab dem Jahr 2022. Small Caps sind oft in stärkerem Maße fremdfinanziert als große Unternehmen, meist zu schlechteren Konditionen. Zudem sind kleine Unternehmen stärker vom konjunkturellen Umfeld abhängig als Branchengiganten. Kommt die Konjunktur nur stotternd in Gang, schlägt sich das auch in der Erwartung der Anleger nieder. Kleine Werte sind unter Investoren dann weniger gefragt, manche verabschieden sie gänzlich aus dem Portfolio.

Doch jetzt dreht sich der Wind und könnte den Small Caps den Rücken stärken: Die EZB hat jüngst den Euro-Leitzins erstmals wieder gesenkt. Die Fed hat das Zinsniveau beim letzten Entscheid unverändert gelassen, Experten erwarten eine erste Senkung des US-Leitzinses in diesem Jahr. Die niedrigeren Zinsen im Euro-Raum verringern zumindest perspektivisch die Fremdfinanzierungskosten. Zudem verbessern sie die Konjunkturaussichten, die zweite Zutat für eine gute Entwicklung der Nebenwerte. Wirtschaftsinstitute wie das Deutsche Institut für Wirtschaft in Berlin (DIW), das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI Essen) und das Deutsche Bank Research geben sich vorsichtig optimistisch und erhöhten im Juni ihre Konjunkturprognose infolge der EZB-Zinssenkung. 

Die Auswahl muss stimmen

Doch Nebenwert ist nicht gleich Nebenwert. Mehr noch als bei den Large Caps gilt es, bei der Unternehmensanalyse genau hinzuschauen. Zum einen auf die nackten Zahlen: Liquidität und Gewinnwachstum sind ausschlaggebend, um schlechte Phasen zu überdauern und langfristig erfolgreich zu sein. Zum anderen spielt das Management eine wichtige Rolle. Ist die Geschäftsführung bekannt, erfahren, vertrauenswürdig und trifft gute Entscheidungen? 

Diese Entwicklung sehen Analysten etwa bei dem deutschen Nebenwert Eventim. Das Geschäftsmodell des Ticketing-Unternehmens hat einen coronabedingten Gewinneinbruch im Jahr 2020 gut überstanden und steigert die Gewinne seither jährlich. Die auf Marketscreener vertretenen Analysten raten mehrheitlich zum Kauf. DZ Bank-Analyst Thomas Maul bescheinigt Eventim eine solide Profitabilität und geht davon aus, dass der Konzern auch künftig von der Reichweite seiner Ticketing-Plattformen profitieren wird. Auf Ein-Jahres-Sicht hat der Aktienkurs um gut 44 Prozent zugelegt. Mit einem KGV von 25 (2024e) ist Eventim allerdings eher hoch bewertet. Aktuell notiert der Titel bei 81 Euro.

Günstiger ist der niederländische Nebenwert Fugro zu haben. Der Konzern ist auf Geodaten-Analyse spezialisiert und arbeitet damit dem Energie-Sektor zu. Auch dieser Nebenwert hat die Krisen der vergangenen Jahre gut überstanden und überzeugt Analysten mit Umsatz- und Gewinnwachstum. Alle auf Marketscreener vertretenen Analysten raten zum Kauf. Auf Ein-Jahres-Sicht ist der Kurs um gut 57 Prozent gestiegen und liegt aktuell bei gut 22 Euro. Mit einem KGV von 9 (2024e) zählt Fugro zu den günstigen Nebenwerten. 

Wie immer gilt: Wer streut, der bleibt. Für Small Caps – und auch für europäische Small Caps – gibt es Indizes und somit auch ETFs. Anleger können sich beispielsweise ETFs aussuchen, die sich am MSCI Europe Small Cap Index oder am Stoxx Europe Small 200 orientieren. Auch aktiv gemanagte Fonds auf Nebenwerte können eine Option sein, da hier die Profis in dem speziellen Segment die Auswahl treffen und zudem oft Hauptwerte zur Kursabsicherung beimischen. 

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