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Online-Käufe Schnell noch mitgekauft: Vorsicht bei integrierten Versicherungen

Eine Frau sitzt mit einem Tablet auf den Beinen und hält eine Kreditkarte in der Hand
Beim Onlinekauf schnell noch eine Versicherung mit abschließen? Das klingt verlockend, ist jedoch häufig teuer
© IMAGO / Westend61
Der Markt für integrierte Versicherungen boomt. Immer mehr Kunden wollen ihre Online-Käufen direkt mitversichern. Was sich versichern lässt – und warum es sich nicht in jedem Fall lohnt

Notebooks, E-Bikes oder Urlaube: Dass Verbraucher gleich beim Kauf eines Produkts eine Versicherung abschließen, ist insbesondere im Online-Handel weit verbreitet. Für Versicherer ist das ein gutes Geschäft – und viele Kunden wünschen sich offenbar diese bequemen Lösungen: Laut einer europaweiten Studie im Auftrag des Rostocker Versicherungs-Start-ups Hepster, das eben solche integrierten Versicherungen anbietet, ist bei zwei Drittel der Befragten der Bedarf danach gestiegen. Doch die Ein-Klick-Angebote sind ihr Geld oft nicht wert, warnen Verbraucherschützer. Es lohnt sich daher genau hinzuschauen.

Bei den sogenannten Opt-in-Lösungen entscheiden Verbraucher im letzten Schritt des Kaufprozesses, ob sie die Neuanschaffung mitversichern wollen. „Das ist besonders bei Elektronik und Reisen beliebt“, sagt Elke Weidenbach, Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW. „Den kleinen Haken, der einen gegen den Flugausfall versichert, kennen sicherlich viele.” Auch bei anderen Produkten funktioniert das ähnlich: Kunden, die etwa ein Rad über Bikesale.de kaufen, können ihrem Warenkorb mit nur wenigen Klicks gleich eine ganze Reihe an Versicherungen hinzufügen.

Dafür kooperiert Bikesale.de mit Hepster. Eigene Versicherungen bieten die Unternehmen in der Regel nicht an. Stattdessen arbeiten die Online-Shops mit Versicherern zusammen, die die Policen formulieren und verkaufen. Das Modell ist beliebt: Laut einem internationalen Branchenbericht könnte der Markt für integrierte Versicherungen bis zum Jahr 2029 jährlich um mehr als 19 Prozent wachsen. „Diese Form der Versicherungen passt eben gut in unsere schnelle Zeit“, sagt Weidenbach.

Doppelter Schutz, der doppelt kostet

Die Vorteile für Verbraucher liegen ihr zufolge auf der Hand: Die Versicherung ist schnell abgeschlossen, die Käufer müssen keine Anbieter heraussuchen und meist auch keinen Fragenkatalog beantworten. „Dennoch sehe ich die Angebote kritisch“, sagt Weidenbach. „Viele sind teuer und ihr Schutz löchrig.“ Der Vorteil der simplen Handhabung werde dann schnell zur Falle: „Wer nur einen Haken anklickt, sucht im Kleingedruckten nur selten nach der Police, um sie genau zu lesen.”

Das ist dann auch gleich ihr erster Tipp: Die Policen genau lesen. Denn viele Schäden seien ausgeschlossen. Bei Elektrogeräten sind das oft etwa Wasserschäden oder Diebstähle. Einige Schadensereignisse decke auch die Hausratversicherung ab, etwa Verlust durch Raub oder Brand, so die Expertin. Gegen manche Schäden sind Verbraucher dann doppelt versichert – und zahlen dementsprechend zweimal. „Natürlich bieten diese auf den Kauf zugeschnittenen Policen immer noch ein gewisses Extra“, sagt Weidenbach. „Ob die den Beitrag wert sind, können Verbraucher aber nur einschätzen, wenn sie die genauen Leistungen und Kosten kennen.“ Sie rechnet vor: „Bei einem neuen Smartphone kommen mit einer integrierten Geräteversicherung meist zwischen 10 und 30 Prozent des Verkaufspreises hinzu. Und zwar jährlich. Bei einem Gerät für 1000 Euro sind das bis zu 300 Euro im Jahr.“

Nichts für große Schadenssummen

Doch nicht nur bei Produktkäufen sind die integrierten Versicherungen beliebt. Auch die Immobilienplattform Immoscout24 ist auf den Zug aufgesprungen. Seit etwa zwei Jahren können Vermieter sich mit wenigen Klicks über die Plattform gegen Mietausfälle absichern. Kooperationspartner ist dabei Iptiq, eine Tochterfirma des Schweizer Versicherers Swiss Re. Den Schutz gibt es ab einem Jahresbeitrag von 40,90 Euro. Im Vergleich erscheint das zunächst günstig: Die Mietausfallversicherung der R+V kostet etwa 189 Euro jährlich. Bei der Rhion Versicherung sind es 98 Euro. Der ARAG-Vermieter-Rechtsschutz Premium mit zwölf Monaten Mietausfall kostet sogar mehr als 400 Euro.

Allerdings: Die Probeanfrage bei einem Versicherungsberater ergibt einen Katalog mit knapp zehn verschiedenen Tarifen. So eine Auswahl haben Käufer bei integrierten Versicherungen nicht. „Bei den Opt-in-Lösungen gibt es in der Regel nur einen kooperierenden Anbieter“, sagt Weidenbach. Daher rät sie oft von den integrierten Lösungen ab – insbesondere bei hohen Versicherungssummen. Denn tritt ein Schadensfall ein, der in der Police ausgeschlossen ist, kann es teuer werden. Weidenbach rät Verbrauchern daher dazu, sich Zeit zu nehmen, um den angebotenen Schutz zu prüfen und mit anderen Angeboten zu vergleichen. Auch wenn das mehr als einen Klick kostet.

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