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Kurzzeitiger Altman-Wechsel Sollten Anleger jetzt Aktien von Microsoft kaufen?

Sam Altman und Satya Nadella auf der Bühne
Anfang November war Sam Altman (links) noch Chef von OpenAI, als er mit Microsoft-CEO Satya Nadella in San Francisco auf der Bühne stand
© Barbara Ortutey/ ASSOCIATED PRESS / Picture Alliance
Sam Altmans Auftritt bei Microsoft währte nur einen Tag, nun wechselt er wieder zurück zum KI-Start-up OpenAI. Kann der Tech-Gigant dennoch profitieren? Und wie sehr seine Anleger?

Kaum war Sam Altman arbeitslos geworden, klopfte Microsoft bei ihm an. Vergangenen Freitag erst hatte ihn sein Arbeitgeber OpenAI von der Chefposition entbunden, daraufhin rebellierten Mitarbeitende der Firma und drohten, massenhaft zu Microsoft abzuwandern – wo Altman nur drei Tage nach seinem Rauswurf am Montag anfing. Altmans Kollegen hatten Erfolg: In der Nacht zu Mittwoch verkündete er, wieder zu OpenAI zurückzukehren. Während der Personalwechsel das Start-up ins Chaos stürzte und den Unternehmenswert sinken ließ, frohlockten bei Microsoft schon Manager und Investoren gleichermaßen. Denn Altman könnte die Gewinnerwartungen des Tech-Giganten steigern. 

Die beiden Firmen arbeiten bereits im Bereich der Künstlichen Intelligenz zusammen. Microsoft nutzt den Chatbot ChatGPT von OpenAI, um sein Betriebssystem Windows zu verbessern. Das Tool Copilot ist ein digitaler Assistent, der über die Menüleiste von Windows nutzbar ist. Deshalb spielt die Entwicklung rund um Altman auch für den Kursverlauf der Microsoft-Aktie durchaus eine Rolle.

Als am Freitag bekannt wurde, dass Altman geschasst worden war, verlor die Aktie von Microsoft binnen eines Handelstages zwei Prozent an Wert und rangierte zum Börsenschluss bei 341 Euro. Am Montag verkündete Microsoft-Chef Satya Nadella dann via X, dass Altman sowie der Verwaltungsratschef und Open-AI-Mitgründer Greg Brockman künftig für Microsoft arbeiten würden. 

Microsoft-Aktie reagiert auf Altman-Personalie 

Der Open-AI-Boss wollte dort ein neues Team zur Entwicklung von KI leiten. Daraufhin legte die Aktie auf Tagessicht um 1,5 Prozent zu. Der Börsenwert des Konzerns stieg damit um fast 54 Milliarden auf 2,81 Billionen Dollar. Das ist mehr als das Zehnfache der Summe, die Microsoft Anfang des Jahres in OpenAI gesteckt hatte. Nachdem Altman seine Rückkehr zu OpenAI in der Nacht zu Mittwoch überraschend verkündet hatte, stiegen die Microsoft-Papiere zunächst um 1 Prozent. 

In diesen Börsen-Superlativen liegt allerdings schon der erste Grund, warum Privatanleger allein wegen einer solchen Personalie keine Microsoft-Aktien kaufen sollten: Wie alle Einzeltitel sind die Papiere sehr volatil und ihr Wert kann sich minütlich ändern – je nach Nachrichtenlage. Die Aktie kann einen Sprung nach oben machen – oder kräftig fallen. Gerade in der Tech-Branche sind solche Aufs und Abs keine Seltenheit.

Das Geschäftsmodell von Microsoft ist zwar zukunftsträchtig, aber Anleger müssen mit allem rechnen. Microsoft-Aktien in größerem Stil sollte nur kaufen, wer Geld übrig hat, auf das er im Falle eines Crashs der Aktie verzichten kann. Und selbst dann sollte es wegen der potenziell enormen Schwankungen immer nur ein kleiner Teil der persönlichen Finanzmittel sein – und niemals Geld, das für Altersvorsorge oder kurzfristige Alltagsausgaben gedacht ist.

Natürlich gibt es gute Gründe, an den Erfolg von Microsoft in der Zukunft zu glauben. Die Firma hat schon jetzt unter den fünf globalen Big-Tech-Unternehmen (mit Apple, Amazon, Meta und Alphabet) mit die besten Aussichten, auch dank Videokonferenz-Software wie Teams und Cybersecurity-Kooperationen mit Arvato und SAP. Das Gewinnwachstum wird für das Geschäftsjahr 2023/24 auf 14,51 Prozent prognostiziert, 2024/25 sollen es 15,98 Prozent werden.

Wenn dazu noch zwei führende KI-Köpfe dort angeheuert hätten, hätte dieses Technologiefeld für weitere Einnahmen sorgen können. „Wir sehen Microsoft jetzt in einer noch stärkeren Position, da Altman und Brockman nun die KI-Abteilung von Microsoft leiten“, so Analyst Dan Ives vom Vermögensverwalter Wedbush noch vor der Altman-Rückkehr zu OpenAI. Auch Daniel Szabo, Digitalchef des Hamburger Maschinenbauers Körber, glaubte an eine Chance für Microsoft. Der Konzern könnte sich so „als einen zukünftigen Marktführer in der KI-Industrie etablieren, mit weitreichenden Auswirkungen auf den globalen Technologiemarkt“, so Szabo zu Capital.

Das raten Börsen-Analysten

Die Analystinnen und Analysten in der Reuters-Konsenserwartung sind bei Microsoft dennoch grundsätzlich positiv gestimmt: 21 von ihnen sind für „stark kaufen“, 29 für „kaufen“. Fünf von ihnen sagen, Anleger sollten die Microsoft-Aktie „halten“. Zum Verkauf rät keiner der Experten. Als mittleres Kursziel halten die Analysten gut 403 Dollar (368 Euro) für möglich. Binnen drei Jahren verdoppelte sich der Kurs beinahe komplett: von 177 Euro Ende November 2020 auf derzeit 345 Euro (plus 95 Prozent). 

Die Kennzahlen des Unternehmens sind solide, deuten aber auf eine leichte Verteuerung hin. Das ist der zweite Grund, warum trotz der euphorischen Stimmung unter Analysten nicht der beste Zeitpunkt zum Kauf ist. Die Dividendenrendite sank binnen eines Jahres leicht von 1,07 Prozent auf nun 0,79 Prozent. Dafür stieg das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24,84 Anfang Dezember 2022 auf inzwischen 36,55. Das KGV gibt den aktuellen Kurs im Verhältnis zum erwarteten Gewinn an. Je höher das KGV, desto teurer die Aktie. 

Beim Kurs-Buch-Verhältnis sieht es ähnlich aus: Ende 2022 lag es bei 7,59, derzeit beträgt es 8,89. Das KBV bezeichnet den aktuellen Kurs im Verhältnis zum erwarteten Anlagevermögen und entspricht dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital abzüglich aller Verbindlichkeiten. Ein KBV von mehr als 1 heißt klassischerweise, dass der Aktienkurs überbewertet ist. Allerdings bilden hier Tech-Werte wie Microsoft eine gewisse Ausnahme, da ihre Gewinne häufig in der Zukunft liegen und sie in der Gegenwart viel investieren müssen.

Wer als Anlegerin oder Anleger in einen ETF auf den MSCI World investiert, hat Microsoft ohnehin im Depot. Microsoft-Aktien machten zuletzt 4,5 Prozent des Index aus. Die starke Indexgewichtung ist damit der dritte Grund, weshalb Privatanleger sich den Kauf einzelner Aktien von Microsoft gut überlegen sollten. Denn der Anteil von Microsoft-Papieren würde im Depot dann weiter steigen – und könnte zu einem Klumpenrisiko werden: Sollte es bei Microsoft je schlecht laufen und die Aktie abstürzen, würde dies auch das gesamte Depot des Anlegers nach unten reißen.

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