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Aktien Russische Börse ohne klare Tendenz

Russlands Aktienmarkt kennt keine klare Richtung: Nach einer Phase der Erholung erleiden russische Aktien wieder hohe Verluste.

Anfang Juni tagten die sieben mächtigsten Wirtschaftsnationen der Welt im bayerischen Schloss Elmau – Russlands Präsident Wladimir Putin hatte keine Einladung bekommen. Die Spannungen in der Ostukraine sind noch immer nicht beendet, und die Rolle, die Russland darin spielt, ist weiterhin unklar. Die Stimmung zwischen Russland und dem Westen bleibt frostig. Nachdem Russland Ende Mai Einreiseverbote gegen 89 Personen aus der Europäischen Union verhängt hat, rechnen Experten mit weiteren Sanktionen von EU-Seite. Die bisherigen Strafmaßnahmen bescherten russischen Unternehmen zusammen mit dem Ölpreisverfall im vergangenen Jahr bereits hohe Verluste. Die Titel russischer Aktiengesellschaften verloren 2014 durchschnittlich mehr als 38 Prozent an Wert.

Im laufenden Jahr schien dieser Abwärtstrend zunächst gestoppt. Und mehr als das: Bis Ende Mai zählte der russische Aktienmarkt sogar zu den weltweiten Top-Performern. Der russische Leitindex RTS legte zwischen Januar und Mitte Mai um fast 290 Punkte zu – das entspricht einem Zugewinn von gut 40 Prozent. Doch dann kam die erneute Kehrtwende: In den vergangenen zwei Wochen sackte der RTS um 15 Prozent ab. Ob dieser Rückschlag nur eine kurzzeitige Korrektur darstellt oder einen neuen Abwärtstrend einleitet, weiß derzeit niemand.

Angelika Millendorfer, Russland-Expertin bei Raiffeisen Capital Management, sieht die jüngste Kursschwäche als Einstiegsgelegenheit. „Derzeit sind wir in einer heftigen Korrektur, die durchaus eine Kaufgelegenheit darstellen könnte“, sagt sie. Langfristig dürfte es weiter aufwärts gehen. Ihren Optimismus begründet Millendorfer unter anderem mit der Politik der russischen Zentralbank. Diese hatte Ende vergangenen Jahres noch mit einer Leitzinserhöhung gegen den Kursverfall des Rubels gekämpft. Nun will sie ihre Fremdwährungsreserven wieder erhöhen, um den zuletzt deutlich gestiegen Rubel wieder zu schwächen.

Weitere Sanktionen drohen

Darüber hinaus befindet sich der Ölpreis seit Anfang des Jahres in einem Aufwärtstrend. Ein Fass der Nordseemarke Brent kostet mittlerweile wieder rund 67 US-Dollar, das sind rund 20 Dollar mehr als auf dem Tiefpunkt im Januar. Auf lange Sicht dürfte sich der Ölpreis bei rund 80 Dollar einpendeln, sagt Hugo Bain, Investmentspezialist bei Pictet Asset Management. Die Erholung des Ölpreises stützt die russische Wirtschaft, denn Russland zählt zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Die Börsengeschichte zeigt: Ist der Ölpreis hoch, geht es der russischen Wirtschaft gut.

Ölpreis und Rubel stimmen optimistisch – die Weltpolitik bleibt jedoch ein Unsicherheitsfaktor. Das Minsker Abkommen, das im Februar geschlossen wurde, weckte die Hoffnung, dass sich Russland und der Westen einander wieder annähern. „Allerdings ist durch die jüngsten Kampfhandlungen das Risiko einer Eskalation in der Ostukraine wieder gestiegen“, sagt Millendorfer von Raiffeisen Capital Management. Solange in der Ukraine kein Frieden einkehrt, müssen Anleger mit weiteren Sanktionen gegen Russland rechnen, die der russischen Wirtschaft erneut den Wind aus den Segeln nehmen würden.

Und selbst wenn sich die Rallye vom Jahresbeginn fortsetzen sollte: Nicht jede Aktie läuft mit dem Markt. Von Banken rät Millendorfer beispielsweise ab. Ihre Begründung: Die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen lasse sich derzeit nur schwer einschätzen. Stattdessen empfiehlt die Fondsmanagerin dividendenstarke Vorzugsaktien von Unternehmen aus dem Ölsektor.

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