Ein Ausverkauf bei wichtigen Technologiewerten hat die Börsen rund um den Globus nach unten gezogen. Der Dax notierte zum Handelsschluss am Mittwoch 0,4 Prozent schwächer bei 18.437,30 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 1,1 Prozent auf 4891,46 Zähler nach. Auch die wichtigsten Indizes an der Wall Street lagen größtenteils im Minus. Aus den Depots flogen insbesondere die Aktien der Chipkonzerne ASML, Nvidia und TSMC, die Kurse rutschten ab.
Grund dafür waren vor allem Aussagen des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Dieser hatte in einem Interview von Taiwan, wo der Chiphersteller TSMC ansässig ist, Geld als Gegenleistung für militärischen Schutz gefordert. Zugleich wich er in einem Interview von „Bloomberg Businessweek“ der Frage aus, ob er die demokratisch regierte Insel gegen ein militärisches Vorgehen Chinas verteidigen würde, sollte er erneut ins höchste Staatsamt gewählt werden. Ferner warf er Taiwan vor, den USA die Computerchip-Industrie wegzunehmen.
„Taiwan sollte uns für Verteidigung bezahlen“, sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat. „Wissen Sie, wir unterscheiden uns nicht von einem Versicherungsunternehmen.“ US-Präsident Joe Biden hat in Aussicht gestellt, im Falle eines chinesischen Angriffs Soldaten nach Taiwan zu schicken. China betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums und hat angekündigt, sich die Insel notfalls mit Gewalt einzuverleiben.
Zudem erwägen die USA erwägen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, für China die strengsten Handelsbeschränkungen anzuwenden, wenn Firmen wie ASML dem Land weiterhin Zugang zu fortschrittlicher Halbleitertechnologie gewähren.
Die Titel des niederländischen Chipherstellers rutschten nach dem Bericht trotz starker Quartalszahlen um 10,9 Prozent ab. US-Konkurrenten wie Nvidia, Micron und Marvell verloren zwischen knapp sechs und acht Prozent. Der Kurs von TSMC erholte sich am Donnerstagmorgen, nachdem der Konzern einen überraschend deutlichen Gewinnsprung in seinen Quartalsergebnissen vorgelegt hatte.
Der allgemeine Kursrutsch verstärkte den jüngsten allgemeinen Abwärtstrend bei den Technologiewerten. Die Aussicht auf relativ bald fallende Zinsen der US-Notenbank Fed ermuntert Anleger derzeit dazu, in kleinere Unternehmen statt die zuvor boomenden Technologiewerte zu investieren. Es wird erwartet, dass eine Lockerung der Geldpolitik und die damit verbundene Erholung der Wirtschaft die Chancen für weniger bekannte Firmen verbessert. „Ob die Big Tech ihre Führungsposition beibehalten kann, hängt von den Bilanzen ab“, sagte Adam Sarhan, Gründer und Konzernchef der Investitionsfirma 50 Park. „Rückschläge sind gesund, lassen den Markt sich neu orientieren und geben Investoren die Möglichkeit, Aktien zu besseren Preisen zu kaufen.“
Auch Dollar-Aussagen Trumps machen Investoren nervös
Für Verunsicherung sorgten außerdem Trumps jüngsten Äußerungen über die US-Devise. Der Republikaner sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, die Stärke des Dollars habe die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte beeinträchtigt. Dies schürte unter den Investoren die Angst vor einer möglichen Intervention im Falle von Trumps Wiederwahl. Der Dollar-Index bröckelte um 0,4 Prozent auf 103,81 Punkte ab und lag damit so tief wie seit Ende März nicht mehr.
Dies stützte die Preise am Ölmarkt. Ein schwacher Greenback macht in Dollar notierte Rohstoffe billiger und steigert damit die Nachfrage. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verteuerte sich um 1,4 Prozent auf 84,93 Dollar pro Barrell (159 Liter). Der Preis für die leichte US-Sorte WTI kletterte um 2,4 Prozent auf 82,67 Dollar je Fass. Für zusätzlichen Schub sorgte ein überraschend starker Rückgang der US-Lagerbestände.